Die nächste Generation der industriellen Abwasseraufbereitung in der Agrar- und Lebensmittelindustrie
Die Agrar- und Lebensmittelindustrie, die hauptsächlich aus KMU besteht, ist der größte verarbeitende Sektor in der EU, gemessen an der Beschäftigung und der Wertschöpfung. Für diese Art von Industrie ist Wasser ein wesentlicher Faktor: Auf sie entfallen etwa 1,8 % des gesamten Wasserverbrauchs in Europa. Im Durchschnitt liegt der Wasserverbrauch für die Herstellung von Lebensmitteln und Getränken bei 4,9 m³/Einwohner. Die Behandlung des Abwassers, das durch den intensiven Wasserverbrauch in diesem Sektor entsteht und eine hohe Belastung mit organischen Verbindungen aufweist, stellt eine Herausforderung dar. Darüber hinaus machen Wasserknappheit und die hohen Kosten der gängigen Wasseraufbereitungsverfahren wirksame Alternativlösungen erforderlich, die mit niedrigeren Investitionen und geringeren Betriebskosten einhergehen. Hier kommt ANAERGY ins Spiel, ein EU-finanziertes Projekt mit einer bahnbrechenden biologischen Technologie zur Behandlung von Abwässern aus der Agrar- und Lebensmittelindustrie. „Die Heterogenität und die Saisonalität der Agrar- und Lebensmittelindustrie führen zu einer großen Vielfalt an Abwasserströmen, die wirksamere und maßgeschneiderte Lösungen erfordern, um die zunehmend strengeren Abwasservorschriften einzuhalten“, sagt Laura Espada, Leiterin der chemischen Forschung und Entwicklung bei Ingeobras. Das Projektteam hat eine maßgeschneiderte Lösung entwickelt, die erstmals anaerobe, aerobe und fortgeschrittene Mineralisierungsstufen vereint. „Wir bieten kleinen und mittleren Unternehmen Spitzentechnologie an, die derzeit nur für große Anlagen und Investitionen verfügbar ist. Unsere vollautomatischen, kompakten Anlagen sind sofort einsatzbereit und gewährleisten eine geringere Investition und viel wirtschaftlichere Betriebskosten als die auf dem Markt üblichen Technologien“, erklärt Joaquín Murría Martín, CEO von Ingeobras und Koordinator des Projekts.
Kosteneffizienz und Umweltbewusstsein
Die ANAERGY-Technologie ist sowohl für den Nutzenden als auch für die Umwelt von Vorteil. Durch die Verbindung von solider Konstruktion und modularer Bauweise ermöglicht das System Einsparungen bei den Installations- und Montagekosten von bis zu 50 %. Darüber hinaus ist es äußerst flexibel, konfigurierbar und kann an die jeweiligen Anforderungen angepasst werden. Die Verweilzeit ist viel geringer als bei herkömmlichen Lösungen, so dass die Systemgröße beschränkt und die Investition niedriger ist. Die geringe Größe ermöglicht die Aufrechterhaltung der Temperatur und vermeidet Wärmeverluste, was sich positiv auf die Betriebskosten auswirkt, die u. a. durch die hohe Schadstoffbeseitigung von ANAERGY auf einem möglichst niedrigen Niveau bleiben. Das aufbereitete Wasser kann ohne weitere Behandlung in die Umwelt zurückgeführt werden.
Fortschritte und Verbreitung allen Widrigkeiten zum Trotz
Das ANAERGY-Projekt wurde im Zeitraum von 2019 bis 2021 bereits zum zweiten Mal in Folge mit EU-Mitteln gefördert. In diesen 24 Monaten hat das multidisziplinäre Projektteam den anaeroben Fermenter verbessert, die Integrationsmodule standardisiert, einen Versuchsaufbau erstellt, Protokolle für einen einheitlichen industriellen Prozess entwickelt sowie eine Handelsabteilung geschaffen. Aufgrund der Covid-19-Pandemie musste die Geschäftsstrategie vollständig angepasst werden, und es gab Einschränkungen bei Reisen und Transport. ANAERGY hat jedoch bereits erfolgreich die kommerzielle Phase erreicht, und seine Anlagen sind in Unternehmen weltweit installiert. Von einem Geflügelbetrieb in Spanien bis hin zu einem Bergbauunternehmen in Ecuador haben eine Reihe von Unternehmen diese innovative Lösung für ihr Abwassermanagement übernommen. „Wir werden unsere Geschäftsaktivitäten weiter ausbauen und unsere Technologie optimieren“, schließt Murría Martin.
Schlüsselbegriffe
ANAERGY, Abwasser, Wasser, Agrar- und Lebensmittelindustrie, Abwassermanagement, Abwasseraufbereitung, Behandlung, Aufbereitung, Mineralisierung
