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Travel, Transculturality and Identity in England, c.1550 – 1700

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Auf der Spur der „Zugehörigkeit“ im England des 16. und 17. Jahrhunderts

Handel, Diplomatie und Migration spielten eine zentrale Rolle bei der Gestaltung von Konzepten der „Identität“ und „Zugehörigkeit“ im England des 16. Jahrhunderts. EU-finanzierte Forschende haben gezeigt, wie sich einige dieser Konzepte entwickelten, und haben in der Vergangenheit ausgeklammerte Geschichten zum Leben erweckt.

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Wenn man jemanden bittet, sich das England des 16. und 17. Jahrhunderts vorzustellen, könnte dies einem typischen Bild von Heinrich VIII. und dem Haus Tudor entsprechen. Zu dieser Zeit brach England mit dem katholischen Kontinentaleuropa und schlug einen neuen Weg ein. „Heinrich VIII. wird oft in einer bestimmten Pose dargestellt, die den Eindruck erweckt, er wolle England ‚wieder groß machen‘“, beobachtet die Koordinatorin des Projekts TIDE, Nandini Das von der Universität Oxford im Vereinigten Königreich. „Doch wenn man sich diese Gemälde genauer ansieht, könnte man durchaus erkennen, dass der König auf einem https://cordis.europa.eu/project/id/681510 (Mamluken)-Teppich steht, und Teile seiner Kleidung vielleicht aus importiertem Samt bestehen. Er trägt womöglich Perlen, die er in Nordafrika erworben haben könnte.“

Zugehörigkeit im England der Tudorzeit

Das geht davon aus, dass die Konzepte und Debatten über die englische Identität und Zugehörigkeit in dieser Zeit entstanden. „In den 1580er und 1590er Jahren gab es große Einwanderungswellen“, erklärt sie. „Mehr als 80 000 Flüchtlinge kamen nach England, teilweise aufgrund der religiösen Unruhen in Kontinentaleuropa. Die Menschen in den Straßen Londons hätten damals begonnen, Fetzen von Deutsch, Italienisch, Französisch und Niederländisch zu hören.“ Dies hätte unweigerlich die Frage aufgeworfen, was es bedeutet, eine ausländische oder fremde Person zu sein, und was es bedeutet, „dazuzugehören“.

Auswirkungen der Migration

Das wollte mehr über diese Zeit der menschlichen Mobilität und ihre Auswirkungen auf die englische Identität erfahren. Sie stellt fest, dass England in dieser Zeit, bevor das britische Empire entstand, relativ unbekannt war. Das Projekt TIDE, das durch den Europäischen Forschungsrat (ERC) unterstützt wurde, brachte verschiedene Fachleute aus den Geschichts- und Literaturwissenschaften zusammen. Es wurde eine große Menge an Material untersucht, darunter Regierungsunterlagen, religiöse Archive und Gegenstände. „Ein wichtiges Thema zu dieser Zeit war die Migration“, so Das. „Es machte sich Sorge darüber breit, wo die Loyalität der neuen Migranten lag – bei England oder beim katholischen Europa.“ Dieser Bruch mit Europa führte auch dazu, dass England weiter entfernt nach rentablen Märkten für seine Produkte wie Wolle suchte. „Dieses Projekt begann 2016, im Jahr des Brexit-Referendums im Vereinigten Königreich“, fügt Das hinzu. „Ich denke, die Relevanz dieser Arbeit ging sogar über das hinaus, was wir uns vorgestellt hatten.“

Identitäten im Wandel

Das TIDE-Projekt hat es zustande gebracht, Konzepte und Terminologien zusammenzubringen, die damals zur Beschreibung von Identität verwendet wurden. In einer Reihe von Veröffentlichungen versuchte es auch zu erläutern, auf welche Weise sich diese Konzepte entwickelten. „Bei dem Projekt wurde darauf geachtet, dass die verschiedenen rechtlichen, religiösen, handelspolitischen und diplomatischen Perspektiven berücksichtigt werden. Damals wurde der Islam zum Beispiel als Bedrohung für die christliche Identität angesehen“, so Das weiter. „Doch aus der Sicht des Handels wären Verbindungen mit den Mächten des Nahen Ostens sehr attraktiv gewesen.“ TIDE rückte auch die individuellen Geschichten gewöhnlicher Menschen in den Vordergrund. Vertriebene Völker – wie z. B. Sklaven – leiden oft unter historischer Auslöschung, da ihre Geschichte nicht richtig aufgezeichnet wird. Mit Hilfe der preisgekrönten Schriftstellerinnen und Schriftsteller, Dichterinnen und Dichter, Schauspielerinnen und Schauspieler sowie Musikerinnen und Musiker gelang es dem Projekt, diese Geschichten zusammenzufügen und einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Mit Hilfe eines weiteren bewilligten Machbarkeitsnachweises des Europäischen Forschungsrates wurde im Rahmen des Projekts auch eine prämierte Online-Plattform für Lehrkräfte geschaffen, die sich mit den Themen Migration und Identität befassen wollen.

Schlüsselbegriffe

TIDE, Tudor, Handel, Diplomatie, Migration, Heinrich VIII., Flüchtlinge, Identität

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