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Participatory Communication of Science

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Wissenschaft durch Geschichtenerzählen verständlich machen

Partizipative Geschichten aus der Wissenschaft geben der Öffentlichkeit die Möglichkeit, wissenschaftliche Quellen zu untersuchen und Belege selbst zu interpretieren. Das EU-finanzierte Projekt ParCos untersuchte eine Reihe von künstlerischen Formen und innovativen Kommunikationsmethoden.

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Für die Öffentlichkeit kann die Wissenschaft undurchsichtig und weniger als ein Prozess erscheinen, sondern vielmehr als ein fertiges Produkt mit Fachsprache und undurchschaubaren, von Fachleuten begutachteten Veröffentlichungen. Gleichzeitig machen es die sozialen Medien heute einfacher, unbelegte Theorien und Behauptungen zu verbreiten. Ein wirksamer Weg zur Erlangung wissenschaftlicher Kompetenz, um Fehlinformationen entgegenzuwirken und das Vertrauen in die Wissenschaft zu stärken, sind partizipative Verfahren, bei denen die Öffentlichkeit einbezogen und die Wissenschaft in einen vertrauteren Kontext gestellt wird. „Die Wissenschaftskommunikation sollte weniger eine formalisierte pädagogische Aufgabe, sondern eher eine kulturelle Tätigkeit sein, bei der interaktive, iterative und mitgestaltende Erfahrungen im Vordergrund stehen“, sagt Antti Knutas, Koordinator des Projekts ParCos. Die drei Fallstudien dieses EU-finanzierten Projekts wurden in Belgien, Finnland und dem Vereinigten Königreich durchgeführt und sollen das Publikum in die Lage versetzen, wissenschaftliche Daten selbst zu interpretieren, wobei unterschiedliche Perspektiven gefördert werden.

Sinnvolle Darstellung der Daten

Die lokalen Interessengruppen ließen sich von dem von Menschen geleiteten Bristol Approach inspirieren und entwickelten in jeder Fallstudie von ParCos Geschichten, in deren Mittelpunkt die Daten standen, um die Anliegen der Gemeinschaft widerzuspiegeln. „Wir wollen die Wissenschaft zu den Menschen bringen, nicht umgekehrt“, erklärt Knutas. „Daten gelten in der Regel als objektiv, aber um von Nutzen zu sein, müssen sie interpretiert werden, was subjektiv sein kann. Unsere Methoden regen zu Diskussionen an und gestalten die Daten für die Gemeinschaften aussagekräftig“. In Finnland arbeitete das ParCos-Team mit der Technischen Universität Lappeenranta zusammen, um die gemeinsame Erstellung eines Datentheaters mit Schülerinnen und Schülern aus der finnischen Region Lahti zu ermöglichen, die von Kunstschaffenden des Theatrum Olga begleitet wurden. Die Gruppe verwendete Daten, die von einer Umweltbehörde am Vesijärvi-See gesammelt wurden, und erzählte damit die Geschichte von Näkkitär, einer mythischen Figur, die auftaucht und fragt, wie es zu der Verschmutzung des Sees kam. Das Stück untersuchte die Auswirkungen der sozialen und wirtschaftlichen Aktivitäten auf die Wasserqualität des Sees von den 1970er Jahren bis heute. „Daten können manipulativ sein, sie sind nicht frei von politischen oder kommerziellen Interessen. Sie können auch Verborgenes ans Licht bringen. Aber Theater kann auch Dinge kritisch hinterfragen, die wir für selbstverständlich halten. Die Bürgerinnen und Bürger brauchen das Vorstellungsvermögen, um die richtigen Fragen zu stellen und die Ermächtigung zu spüren, ihre eigenen Schlussfolgerungen zu ziehen“, sagt Knutas. Im Vereinigten Königreich hat sich das Team von ParCos mit dem Knowle West Media Centre (KWMC) zusammengetan, das mit lokalen Gemeinden zusammenarbeitet, um datengestützte Lösungen für das Problem des vermeidbaren Abfalls zu finden. Zweiundzwanzig Haushalte führten eine Bestandsaufnahme der Materialien durch, die sie üblicherweise wegwerfen, um das Ausmaß und die Auswirkungen des Abfalls zu untersuchen. Die Teilnehmenden schlugen dann nachhaltige Alternativen vor, unterstützt durch drei praktische Sitzungen zu ReThink ReMake ReCycle, in denen Tipps und Erfahrungen ausgetauscht wurden. Die Ergebnisse sollten interaktiv präsentiert werden und so startete das KWMC ein kostenloses digitales Magazin mit Anleitungen, Aktivitäten und Geschichten. „Wie Chelsea Galloway, die Urheberin des Magazins, erklärt, erkennt das Magazin die verschiedenen Ansätze des Publikums im Bereich der Nachhaltigkeit an und unterstützt sie dabei, mitzumachen und Fortschritte zu erzielen“, fügt Knutas von der Technischen Universität Lappeenranta, dem Projektträger, hinzu. In Belgien hat der öffentlich-rechtliche Fernsehsender VRT gemeinsam mit Jugendlichen eine interaktive Wetter-App entwickelt, die es ihnen ermöglicht, die Wetterbedingungen am Tag ihrer Geburt und im Laufe der Zeit zu überprüfen, begleitet von der Erklärung der entsprechenden Diagramme und Grafiken. „Da Wettervorhersagen ein Teil des alltäglichen Lebens sind, werden durch diesen personalisierten Ansatz größere Themen wie der Klimawandel für ein jüngeres Publikum greifbarer“, merkt Knutas an.

Implementierung und Skalierung

Damit auch andere von diesen Verfahren profitieren können, entwickelte das ParCos-Team frei zugängliche digitale Instrumente, die von der Wissenschaftsgemeinde genutzt werden können. Diese enthalten einen Überblick über jede der Fallstudien mit Zusammenfassungen der Ziele, der angewandten Methodik und der wichtigsten Erkenntnisse. Es gibt zudem eine allgemeine Anleitung zur Anwendung des Bristol Approach als einen „menschen- und themenorientierten Ansatz zur Problemlösung“ mit weiteren Informationen über seine spezifische Anwendung in den finnischen und britischen Fallstudien. Der Data Explorer bestimmt und kombiniert zusammenhängende Datensätze, um Geschichten zu erzählen, der Storyteller bietet eine Reihe von Verfahren und Strategien für das Erzählen von Datengeschichten und der Trainer besteht aus Selbstbewertungskarten, die professionellen Erzählerinnen und Erzählern von Wissenschaftsgeschichten helfen sollen, die Qualität ihrer Geschichten zu verbessern. Zudem stehen Informationen über das Kuratieren von Daten, die in Geschichten verwandelt werden sollen, und über kunstbasierte Ansätze zur Verfügung. „Wir wollen Personen, die Wissenschaft kommunizieren, als wissenschaftliche Impulsgeberinnen und Impulsgeber präsentieren, indem wir der Öffentlichkeit die kritischen Fähigkeiten und das Selbstvertrauen vermitteln, unbegründete wissenschaftliche Behauptungen im öffentlichen Diskurs zu hinterfragen“, so Knutas abschließend.

Schlüsselbegriffe

ParCos, partizipative Wissenschaft, Theater, App, Wetter, Klimawandel, Daten, Geschichtenerzählen, Gemeinschaft, Abfall, wissenschaftliche Kompetenz

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