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Pathways to phase-out contentious inputs from organic agriculture in Europe

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Ausstieg aus umstrittenen Betriebsmitteln in der ökologischen – und konventionellen – Landwirtschaft

Die Umstellung auf weniger schädliche Agrochemikalien ist entscheidend für eine nachhaltige landwirtschaftliche Produktion und ein stärkeres Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher. Das EU-finanzierte Projekt Organic-PLUS hat praktikable Alternativen zu problematischen Betriebsmitteln aufgezeigt und den landwirtschaftlichen Betrieben einen Fahrplan für deren Einsatz an die Hand gegeben.

Lebensmittel und natürliche Ressourcen icon Lebensmittel und natürliche Ressourcen

Obwohl sich die EU verpflichtet hat, bis 2030 ein Viertel der landwirtschaftlichen Nutzflächen ökologisch zu bewirtschaften, bestehen in diesem Sektor nach wie vor einige Herausforderungen. Die oberste Priorität für den Biosektor besteht darin, bestimmte umstrittene Betriebsmittel wie etwa Pestizide auf Mineralölbasis oder Kupfer durch nachhaltige und kostengünstige Alternativen zu ersetzen. Das Projekt Organic-PLUS (Pathways to phase-out contentious inputs from organic agriculture in Europe) hatte zum Ziel, Landwirtinnen und Landwirten sowie politisch Verantwortlichen gangbare Wege für die Abschaffung oder den Ersatz umstrittener Hilfssmittel aufzuzeigen. „Wir stützten uns auf Ideen der Agrarökologie und der ökologischen Ökonomie, um verschiedene Ausstiegsszenarien zu untersuchen“, erklärt der Koordinator des Projekts Organic-PLUS, Ulrich Schmutz, Professor an der Universität Coventry im Vereinigten Königreich. „Wir wollten die Herausforderungen offen ansprechen und alle Beteiligten mit ins Boot holen.“ Das Projekt begann mit der Bewertung umstrittener Betriebsmittel, die derzeit in der europäischen Landwirtschaft zum Einsatz kommen. Dazu wurden Sachverständigen-Interviews mit konventionellen und ökologischen Landwirtschaftsbetrieben, Zertifizierungsstellen sowie Öko-Lieferanten und -Herstellern in Europa geführt. Der Schwerpunkt lag dabei auf den Mittelmeerländern. Das Projektteam wollte außerdem herausfinden, wie die Verbrauchenden die Probleme einordnen, und führte eine groß angelegte, repräsentative Verbrauchsumfrage durch. Mögliche Alternativen wurden bewertet und Versuche durchgeführt, um derartige potenzielle Ausweichlösungen zu testen. Anschließend nahm das Projektteam eine ökologische, soziale und wirtschaftliche Evaluierung aller möglichen Ausstiegsszenarien vor. „In dieser Hinsicht ergänzte Organic-PLUS andere EU-finanzierte Projekte wie RELACS“, so Schmutz. „Die Verwendung von Kupfer im Pflanzenschutz stellt ein großes Problem dar, und jede Kultur ist anders. Daher konnten bei jedem Projekt verschiedene Kulturen untersucht werden, um ein umfassenderes Bild zu vermitteln. Das Gleiche gilt für andere umstrittene Hilfsmittel.“

Wege zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft

Im Rahmen dieser Arbeit wurde eine Reihe von Ausstiegspfaden ermittelt. Das Projekt geht beispielsweise davon aus, dass der Einsatz von Kupfer als Fungizid bis 2027 von jährlich 4 kg/ha auf 2 kg/ha verringert werden könnte, während zukunftsfähige Alternativen wie Pflanzenöl auf dem Markt erscheinen. „Dieses Thema beschäftigt den Biosektor seit über 30 Jahren“, sagt Schmutz. „Ich freue mich, dass es einen Lichtblick gibt. Wir benötigen jedoch weiterhin politische Unterstützung für alternative Behandlungsmethoden.“ Mineralöle für den Pflanzenschutz könnten hingegen sofort aus dem Verkehr gezogen werden, da Alternativen problemlos verfügbar sind. Eine weitere wichtige Erkenntnis ist, dass aus fossilen Brennstoffen gewonnener Kunststoffmulch bis 2030 beseitigt werden könnte. Zwar gibt es alternative biologisch abbaubare Biokunststoffe, doch müssen diese im Rahmen von weiteren angewandten Innovationsmaßnahmen gründlicher erforscht werden. Torf bildete ein weiteres strittiges Thema, mit dem sich das Projekt befasste. Torfmoore entstehen durch die Zersetzung von Moorpflanzen und stellen daher hervorragende Kohlenstoffsenken dar. Die Entwässerung, die Verpflanzung und die Verwendung von Torf als organischer Bodendünger wurden als äußerst problematisch eingestuft. „Der gesetzlich vereinbarte Ausstieg aus der Verwendung von Torf als Gartenbau-Kultursubstrat im Vereinigten Königreich ist ein gutes Beispiel dafür, wie unsere Forschung zu nachhaltigen Alternativen hinsichtlich umstrittener Betriebsmittel beitragen kann“, stellt Schmutz fest. „Wer zuerst aussteigt, wird einen Wettbewerbsvorteil in der Bioökonomie haben, ohne Torf abbauen und Torfgebiete wiederherstellen zu müssen.“ Das Einstellen der Antibiotika-Verwendung in der Tierproduktion wurde als große Herausforderung anerkannt, die nur durch eine erhebliche Umgestaltung der derzeitigen intensiven ökologischen Systeme möglich ist. „Ohne die Wiederherstellung einer gemischten Weidelandschaft mit Agroforstwirtschaft werden die landwirtschaftlichen Betriebe bis 2050 kaum eine Chance haben, ohne Antibiotika ökologisch zu wirtschaften“, fügt Schmutz hinzu.

Hochwertige Lebensmittel, geringe Umweltbelastung

Schmutz weist auf ein weiteres Problem hin: Die strittigen Hilfsmittel unterscheiden sich in erheblichem Maß. „Unser Projekt konnte ein Modell entwickeln, das Aspekte wie die Ökobilanz einbezieht und das in Zukunft auch für andere debattierte Fragen verwendet werden könnte. Schmutz und sein Team sind der Meinung, dass der ökologische Landbau durch den Verzicht auf alle umstrittenen Betriebsmittel seine Führungsrolle bei den nachhaltigen Praktiken behaupten kann, was dann auch auf die konventionelle Landwirtschaft übergreifen könnte. Zudem besteht die Hoffnung, dass die Internationale Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen (IFOAM) den EU-Standards bei deren schrittweisen Abschaffung zustimmt. „Wir konnten zeigen, wie alle umstrittenen Betriebsmittel abgeschafft werden können – es bleibt nur die Frage, wann dies möglich ist“, merkt er an. „Unsere Forschung wird auch den Verbrauchenden zugute kommen, da die Kosten für eine nachhaltigere Lebensmittelproduktion transparent gestaltet sind. Es geht darum, Vertrauen zu schaffen, und darum, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher die Investitionen in Ausstiegsmaßnahmen zu schätzen wissen.“

Schlüsselbegriffe

Bio-PLUS, Agrarökologie, nachhaltig, Lebensmittel, Bio,Landwirtinnen, Landwirte, Ernte, Kupfer, Torf, Biokunststoffe, umstritten, Betriebsmittel

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