WISSENSCHAFT IM TREND: Warum verursacht das neue KI-Instrument ChatGPT so viel Chaos?
Seitdem ChatGPT am 30. November 2022 auf den Markt kam, wurde dessen Potenzial deutlich, die Art und Weise, wie wir arbeiten und spielen, zu revolutionieren. Dieser bisher beeindruckendste Chatbot erstellt Text, der wie vom Menschen verfasst erscheint und nun für alle möglichen fragwürdigen Zwecke eingesetzt wird. Beginnen wir mit der Bildung. ChatGPT hat kürzlich an zwei Universitäten in den Vereinigten Staaten Prüfungen in den Fächern Recht und Wirtschaft abgelegt. Die Ergebnisse waren unterschiedlich. In den Rechtswissenschaften erzielte er keine besondere, aber eine ausreichende Note, in den Wirtschaftswissenschaften hingegen die Note 2,0 bis 2,3. Die Besorgnis über die Nutzung der künstlichen Intelligenz durch Schülerinnen und Schüler wächst. Mehrere Bildungseinrichtungen und große akademische Zeitschriftenverlage in aller Welt haben den Chatbot bereits verboten. Aber ist das der richtige Weg? „Wir brauchen Verbote“, betonte Christian Terwiesch, Professor an der Wharton School der University of Pennsylvania, an der eine der Prüfungen stattfand, gegenüber „CNN“. „Wenn ein Arzt einen Abschluss erwirbt, will man schließlich, dass er sich mit Medizin auskennt und nicht damit, wie man einen Bot nutzt. Dasselbe gilt für andere Qualifikationsnachweise [sic], einschließlich Recht und Wirtschaft.“ Er glaubt jedoch, dass ChatGPT sich bei der Schülerschaft durchsetzen wird. „Wenn wir am Ende lediglich dasselbe Bildungssystem wie vorher haben, wäre mit ChatGPT eine großartige Chance vertan.“ „In einigen Jahren werden die Schülerinnen und Schüler mit Menschen konfrontiert sein, die das Recht hatten, das System zu benutzen, es angewendet und gelernt haben, inwieweit sie dem Instrument vertrauen können“, bemerkt Amélie Cordier, KI-Dozentin an der französischen Universität Lyon I, gegenüber „Euronews Next“. Eine kürzlich durchgeführte Studie verdeutlicht, dass ChatGPT wissenschaftliche Abhandlungen erstellen kann, die gut genug für Fachzeitschriften sind. In einem Artikel von „The Conversation“ unterstreichen die Studienforscher Brian Lucey und Michael Dowling, dass sich die wissenschaftliche Gemeinschaft davon nicht bedroht fühlen sollte. „Wir sind der Meinung, dass Forschende ChatGPT als Hilfe und nicht als Bedrohung sehen sollten. Er kann insbesondere Forschungsgruppen unterstützen, denen die finanziellen Mittel für eine traditionelle (personelle) Forschungsassistenz fehlen: Forschende in aufstrebenden Volkswirtschaften, Studierende und Nachwuchsforschende. Es ist gut möglich, dass ChatGPT (und ähnliche Programme) dazu beitragen könnten, den Forschungsprozess zu demokratisieren.“
Das Gute mit dem Schlechten abwägen
Wird ChatGPT uns die Arbeitsplätze wegnehmen, wie einige vorhersagen? Nicht mehr als jede andere KI. Aufgaben, die sich leicht automatisieren lassen werden ohnehin nach und nach verschwinden. ChatGPT stellt ein großes Cybersicherheitsrisiko dar, weil es überzeugende Phishing-Nachrichten schreiben und Schadprogramme erstellen kann. Es kann außerdem Propaganda und Desinformation erstellen, wie geschehen, als der Bot beauftragt wurde, einen Blogbeitrag, einen Nachrichtenartikel oder einen Aufsatz darüber zu verfassen, dass COVID-19-Impfstoffe unsicher sind. „Es handelt sich um eine neue Technologie, und ich denke, es ist klar, dass sie in den falschen Händen eine Menge Ärger verursachen wird“, deutete NewsGuard-Mitgeschäftsführer Gordon Crovitz gegenüber „Associated Press“ an. Im Januar auf dem Weltwirtschaftsforum in der Schweiz haben internationale Spitzenführungskräfte das Potenzial von ChatGPT bewundert. Gibt es bei so vielen Möglichkeiten irgendetwas, das ChatGPT nicht kann? Der Chatbot ist nicht gut darin, zwischen wahr und falsch zu unterscheiden und kann außerdem auf überzeugende Weise lügen. Vergessen Sie niemals, die Fakten zu überprüfen! In der Zwischenzeit werde ich herausfinden, wie ich leistungsstarke KI am besten nutzen kann, um das zu verbessern, was noch nicht ersetzt werden kann – mein kreatives Denken, meine Problemlösungsfähigkeit und meine emotionale Intelligenz, um nur einige zu nennen.
Schlüsselbegriffe
KI, ChatGPT, Chatbot, Bot, Cybersicherheit, Bildung, Forschung, Studierende, Arbeit, Propaganda, Desinformation