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Conserving our wildlife heritage: comparative biomechanics of feeding in native and introduced minks

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Bessere Überlebenschancen für den europäischen Nerz in freier Wildbahn

Die unterschiedliche Schädelmorphologie einheimischer und invasiver Nerze ist in hohem Maße auf Unterschiede beim Nahrungs- und Fressverhalten zurückzuführen. Eine vergleichende Studie liefert nun Ansätze, um dem Rückgang der europäischen Nerzpopulation gegenzusteuern.

Der Europäische Nerz (Mustela lutreola) gehört zu den am stärksten bedrohten Säugetierarten Europas, was vor allem auf Habitatverlust und übermäßige Bejagung zurückgeht. Seit Einschleppung des invasiven amerikanischen Nerzes besteht nun konkreter Handlungsbedarf. Der ursprünglich für die Pelztierzucht nach Europa gebrachte amerikanische Nerz entkam und verdrängte europaweit kleinere europäische Arten. Forschungsstudien zufolge könnten amerikanische Nerze ihren europäischen Vettern durch interspezifische Aggression überlegen sein. Da sie größer und anpassungsfähiger sind, können sich amerikanische Nerze besser durchsetzen, wenn das gleiche Habitat besiedelt werden soll.

Komplexe Zusammenhänge zwischen Schädelmorphologie, Beißmechanik und Nahrungssuche

„Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Beißmechanik (mechanischen Belastbarkeit der Kiefer) bei gebietsfremden bzw. invasiven Arten könnten maßgeblich zum Erhalt des europäischen Nerzes beitragen, indem erstens Gebiete bestimmt werden, in denen das Nahrungsangebot eher dem des europäischen Nerzes entspricht. Zweitens könnten so innovative zielspezifische Lösungen entwickelt werden, um amerikanische Nerzpopulationen einzudämmen“, erläutert Philip Cox, außerordentlicher Professor am Forschungszentrum für Integrative Anatomie(öffnet in neuem Fenster) des University College London und Koordinator des Projekts MINKS, das über die Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen finanziert wurde. MINKS untersuchte eine große Stichprobe von Schädeln und Unterkiefern der Nerze (mehr als 200 Proben), die Naturkundemuseen aus ganz Europa zur Verfügung stellten. Diese Proben wurden mittels Mikrocomputertomographie gescannt und Formvariationen bei allen Proben mittels geometrischer Morphometrie analysiert, einer statistischen Methode der Formanalyse. Auf der Suche nach Zusammenhängen zwischen Morphologie und mechanischen Merkmalen wurden die Sehnenansätze der Muskeln analysiert, die die Verbindung zwischen Kiefer und Schädel herstellen. In der Studie konnte für jeden Muskel ermittelt werden, wie effizient er Muskel- in Beißkraft umwandelt. Auf Basis dieser Erkenntnisse wurden dann für jedes Geschlecht und jede Spezies theoretische Nahrungsprofile erstellt.

Erkenntnisse zur Unterstützung des Artschutzes

„Wie wir feststellten, ist der Kiefer des europäischen Nerzes auf schnelles Schließen und starke Bisse mit dem Scherengebiss optimiert. Der Kiefer amerikanischer Nerze hingegen ist auf starke Bisse mit den Vorderzähnen und kraftvolles Zerkleinern mit den Backenzähnen ausgelegt“, erklärt Eloy Galvez-Lopez, Marie-Curie-Stipendiat bei MINKS. Diese Unterschiede in Form und Mechanik des Unterkiefers legen nahe, dass europäische Nerze eher Wassertiere jagen, amerikanische Nerze hingegen kleine terrestrische Wirbeltiere. Unabhängig von Art und Geschlecht ergaben die morphologischen Merkmale, dass Nerze mit zunehmender Größe auch größere Beutetiere jagen. „Bei beiden Arten ist das Beutespektrum größerer Individuen breiter ausgelegt, was dem invasiven (größeren) amerikanischen Nerz insgesamt einen Wettbewerbsvorteil gegenüber einheimischen europäischen Arten verschaffen dürfte. Insbesondere europäische Nerzweibchen werden vom amerikanischen Nerz oft von optimalen Nahrungsquellen verdrängt, auf die sie für das Überleben und die Aufzucht ihrer Jungen angewiesen sind“, so Cox. „MINKS liefert damit neue Erkenntnisse zum starken Rückgang der europäischen Nerzpopulation wegen der Verdrängung durch den invasiven amerikanischen Nerz. Die Ergebnisse sind relevant für den Artenschutz, indem Lebensräume bestimmt werden, die für europäische Nerze besser geeignet sind. Zudem hat MINKS damit insgesamt eine Grundlage für weitere Forschungen zur Verdrängung einheimischer Arten durch invasive Konkurrenten geliefert“, schließt Cox.

Schlüsselbegriffe

MINKS, europäischer Nerz, amerikanischer Nerz, Kiefer, Schädel, mechanische Merkmale, Gebiss, Unterkiefer

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