CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Past and present mesophotic coral ecosystems as a predictor for survival of coral reefs in an era of climate change

Article Category

Article available in the following languages:

Neue Hoffnung für Korallenriffe

Der Klimawandel stellt weltweit eine ernsthafte Gefahr für die Korallenriffökosysteme dar. Aber könnte möglicherweise in tieferen Gewässern eine rettende Lösung gefunden werden?

Klimawandel und Umwelt icon Klimawandel und Umwelt

Steigende Meeresspiegel, wärmeres Wasser, tropische Stürme von höherer Intensität und veränderte Muster der ozeanischen Zirkulation verursachen das massenhafte Auftreten der Korallenbleiche, lassen Infektionskrankheiten ausbrechen und reduzieren den Kalzifizierungsprozess: All dies hat negative Auswirkungen auf im Flachwasser angesiedelte Korallenriffe. Einige wissenschaftliche Koryphäen schätzen sogar, dass der Klimawandel ohne wirksame Gegenmaßnahmen bis 2035 die Hälfte aller Riffe weltweit zerstören könnte. Eine dieser Minderungsmaßnahmen ist die Hypothese der Tiefseeriff-Refugien. „Diese Hypothese besagt, dass Riffgebiete in tieferem Wasser, die besser vor den Auswirkungen des Klimawandels geschützt sind, theoretisch als Zufluchtsort und Quelle für die Wiederbesiedlung der Flachwasserzonen nach einem katastrophalen Ereignis dienen könnten“, erklärt Gal Eyal, Meeresökologe an der Bar-Ilan-Universität in Israel. Bewahrheitet sich die Hypothese, könnte sie als eine Grundlage für den Schutz flacher Riffe dienen. Leider ist nicht genug über die Beziehung zwischen Riffen in flachen und tiefen Gewässern bekannt. Zur Schließung dieser Wissenslücke wird Eyal mit Unterstützung des EU-finanzierten Projekts Mesophotic beitragen.

Die Verbindung zwischen Flachwasser- und Tiefseehabitaten finden

Eyals Forschung, die im Rahmen der Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen unterstützt wurde, konzentrierte sich auf mesophotische Korallenriffökosysteme, d. h. Tiefseeriffe, die in tropischen und subtropischen Gebieten in einer Tiefe von 30 bis 150 Metern existieren. „Wir wissen sehr wenig über diese Riffe, und uns ist nicht wirklich bekannt, wie sich thermischer Stress, Verschmutzung und Konkurrenz zwischen den Arten auf sie auswirken“, erklärte er gegenüber „Horizon“, dem Forschungs- und Innovationsmagazin der EU. „Wird das Riff nicht als Ganzes betrachtet, vom Flachen bis ins Tiefe, dann entgeht einem viel.“ Das Projekt, an dem Fachleute aus den verschiedensten Bereichen wie beispielsweise Biologie, Ökologie, Geologie, Geochemie, Klimatologie und Computermodellierung beteiligt waren, erkundete fast 100 mesophotische Korallenarten im Roten Meer. „Die lichtabhängigen Organismen, die mesophotische Ökosysteme aufbauen, sind dafür bekannt, dass sie gewaltige Riffstrukturen bilden“, sagt Eyal. „An vielen Stellen verbinden diese Riffgebilde Flachwasser- und Tiefseelebensräume physisch miteinander.“

Zuflucht im mesophotischen Riff finden

Auf der Grundlage dieser Forschung entdeckte das Projekt einige aufschlussreiche – und potenziell bahnbrechende – Dinge. Eine unerwartete Entdeckung bestand zum Beispiel darin, dass viele Unterwasserarten sowohl in flachen Riffen als auch in tieferen mesophotischen Riffen vorkommen. „Diese Feststellung unterstützt die Tiefseeriff-Hypothese, die besagt, dass flache Riffe, die beispielsweise durch Bleiche geschädigt wurden, in einem mesophotischen Riff Zuflucht und neuen Lebensraum finden können“, ergänzt Eyal.

Schlüsselfaktor beim Schutz der Korallenriffe vor dem Klimawandel

Zur Überprüfung dieser Schlussfolgerung verpflanzten die Forschenden mesophotische, in 50 Metern Tiefe gewachsene Korallenfragmente in eine Tiefe von nur fünf Metern. Dabei fanden sie heraus, dass sich diese Korallen nicht nur an die in die flachen Bereiche eindringende höhere Lichtmenge anpassen, sondern nach drei Jahren außerdem eine höhere Überlebensrate aufweisen. „Zwar sind noch weitere Forschungen und Experimente erforderlich, aber unsere Arbeit stützt die These, dass mesophotische Ökosysteme das fehlende Bindeglied zwischen Flachwasser- und Tiefsee-Ökosystemen sind“, schließt Eyal. „Von daher könnten sie eine Schlüsselrolle im Kampf um den Schutz der weltweiten Korallenriffsysteme vor den Auswirkungen des Klimawandels spielen und müssen daher angemessen behandelt werden.“

Schlüsselbegriffe

Mesophotic, Klimawandel, Korallenriffe, Korallenbleiche, Hypothese der Tiefseeriff-Refugien, mesophotische Korallenriffökosysteme

Entdecken Sie Artikel in demselben Anwendungsbereich