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Was passiert, wenn ich radioaktivem Material ausgesetzt bin?

Ihre Chancen, von einem nuklearen Unfall betroffen zu sein, sind gering. Für den Fall, dass das Schlimmste eintritt, erklärt unser Experte Joaquin Silvestre-Albero, inwiefern sich eine Kokosnuss als Lebensretter erweisen kann.

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Radioaktivität – die den energetischen Zerfall von Atomen beschreibt – ist in unserem Leben ständig präsent. In der Luft, die wir atmen, befinden sich radioaktive Gase, und auch unser eigener Körper enthält natürlich vorkommende radioaktive Elemente. „In Wirklichkeit ist unser Körper täglich Strahlung ausgesetzt“, bemerkt Silvestre-Albero, Professor für anorganische Chemie an der Universität Alicante in Spanien. „In der üblichen Dosis ist das nicht gefährlich.“

Gefahren bei hohen Dosen

Eine längere Exposition gegenüber radioaktivem Material (z. B. im Rahmen einer Krebstherapie) oder hohe Dosen bei einem Unfall in einem Kernkraftwerk können jedoch das so genannte akute Strahlensyndrom hervorrufen. Dies geschieht, wenn eine starke Strahlung Moleküle ionisiert und chemische Bindungen aufbricht, was zu Funktionsstörungen in unseren Zellen führt. Dabei können auch so genannte reaktive Radikale entstehen, also fehlgeleitete chemische Stoffe, die biologische Moleküle schädigen und physiologische Prozesse stören. Die Auswirkungen des akuten Strahlensyndroms – auch Strahlenkrankheit genannt – können katastrophal sein. Die Symptome können von Appetitlosigkeit, Müdigkeit und Übelkeit bis hin zu schweren Erkrankungen wie Krampfanfällen, Koma und sogar Krebs reichen. Die Höhe der Dosis ist ein wichtiger Faktor bei der Risikobewertung. So führte beispielsweise die Katastrophe im Kernkraftwerk Tschernobyl im Jahr 1986, bei der radioaktive Stoffe in die Luft freigesetzt und über weite Teile Europas geweht wurden, zu zahlreichen Fällen des akuten Strahlensyndroms. „Selbst die Bevölkerung von Kiew war hohen Strahlendosen ausgesetzt“, sagt Silvestre-Albero.

Neue Ansätze zur Bekämpfung der Strahlenkrankheit

Dies veranlasste ukrainische Forschende, sich mehr Gedanken über die Strahlenkrankheit zu machen, da sie erkannten, dass akute Strahlung im Körper Moleküle entstehen lässt, die Krebs und andere Krankheiten verursachen. Sich mit diesen Molekülen auseinanderzusetzen, so dachten sie, könnte zur Lösung des Problems führen. Daraus entstand das Projekt NanoMed, das über die Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen unterstützt und von Silvestre-Albero geleitet wurde. „Die im Wesentlichen von unseren ukrainischen Partnern in diesem Projekt entwickelte Idee bestand darin, einen Weg zu finden, Blut mit einem biokompatiblen Material zu filtern“, fügt er hinzu. Bei dem Projekt wurden Aktivkohle und Pektin, das aus Biomasse wie Kokosnussschalen und Weißkohl gewonnen wurde, in Form einer Tablette verwendet, um giftige Schwermetalle und Radikale zu absorbieren und aus dem Blutkreislauf zu entfernen. „Bei diesem Konzept soll der Kohlenstoff diese Giftstoffe in Ihrem Körper ‚einfangen‘, bevor sie Schaden anrichten können“, erläutert Silvestre-Albero. Die russische Invasion in der Ukraine hat die Fortschritte des NanoMed-Projekts leider aufgehalten. Dennoch steht Silvestre-Albero immer noch in Kontakt mit seinen ukrainischen Kolleginnen und Kollegen – von denen viele aus dem Land fliehen mussten – und ist sich darüber im Klaren, welche Richtung die Forschung als Nächstes einschlagen muss. „Man kann nicht täglich Aktivkohletabletten einnehmen, denn dadurch werden auch gesunde Stoffe wie Vitamine und Nährstoffe ‚gefangen‘“, sagt er. „Angesichts der Tatsache, dass wir jeden Tag Strahlung ausgesetzt sind, lautet die Schlüsselfrage: Wie hoch ist die minimale Strahlendosis, bei der der Körper beginnt, diese schädlichen Moleküle im Körper zu erzeugen? Wenn wir das wüssten, könnten wir abschätzen, wann eine Intervention mit einer Tablette wie dieser sinnvoll sein könnte.“ Klicken Sie hier, um mehr über die Forschung von Joaquin Silvestre-Albero zu erfahren: Behandlung von Langzeitfolgen des akuten Strahlensyndroms

Schlüsselbegriffe

NanoMed, Strahlung, Radioaktivität, akutes Strahlensyndrom, Strahlenkrankheit, Chemie, Krebserkrankungen, Kohlenstoff, Ukraine