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‘We’re not neo-Nazis anymore’: Radicalisation strategies in online far-right propaganda and disinformation campaigns

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Die Rolle der Desinformation beim Aufstieg des Ökofaschismus

Im EU-finanzierten Projekt RADICALISATION wird untersucht, wie Extreme rechtsextreme Propaganda und Desinformationskampagnen ausnutzen, um neue Mitglieder zu radikalisieren und anzuwerben. Das Ziel sind neue Strategie, kommende Konflikte vorherzusehen und abzuwehren.

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Die Klimakrise wird zunehmend von rechtsextremen Gruppen ausgenutzt, doch in der Politik wird dieser Trend oft übersehen. Diese Bedrohung muss dringen erforscht werden, denn die Ideologie der „White Supremacy“, also der Überlegenheit der Weißen, ist eine Gefahr für die Sicherheit und die soziale Kohäsion der EU sowie europäische Grundwerte wie Toleranz, Nichtdiskriminierung und Gleichheit. Das Projekt RADICALISATION wird gemeinsam von der Universität Norwich in den Vereinigten Staaten und der Central European University (CEU) in Österreich koordiniert. Forschungsgegenstand ist der Aufbau und die Entwicklung von Online-Desinformationskampagnen, um deren Rolle in Strategien rechtsextremer Radikalisierung zu erklären. Aus den vorläufigen Projektergebnissen gehen aufkommende Trends hervor, wie die Instrumentalisierung des Klimawandels und die Ausnutzung durch rechtsextreme populistische Parteien und White Supremacist Gruppen – der sogenannte Ökofaschismus. Im Projekt wurde auch Desinformation im Zusammenhang mit der russischen Invasion der Ukraine und die Verbindungen zu rechtsextremen Radikalisierung untersucht. „Im Laufe des Projekts verschob sich der Schwerpunkt zunehmend auf die Verbindung zwischen dem Klimawandel, Gewaltextremismus und der Sprache ökofaschistischer Propaganda im globalen Norden“, sagt Eszter Szenes, ehemalige Stipendiatin der Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen und aktuell Dozentin an der Fakultät für Bildungswissenschaften der Universität Adelaide.

Online-Desinformationskampagnen

Das Projekt RADICALISATION wurde mit Unterstützung der Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen durchgeführt. Die Arbeit beruhte auf verschiedenen theoretischen und analytischen Rahmen, darunter der systemisch-funktionalen Linguistik, Korpuslinguistik, forensischer Linguistik, der Legitimationstheorie und der Informationsgewinnung aus frei zugänglichen Quellen (OSINT). Dabei wurden zentrale Narrative in Online-Propaganda und Desinformationskampagnen ermittelt, ökofaschistische Propaganda- und Desinformationstaktiken visualisiert, axiologische Konstellationen bezüglich extremistischer Ideologien bestimmt und die linguistische Anatomie russischer Informationskriegsführung analysiert.

Desinformationstaktiken

Im Projekt kam heraus, dass sich die Desinformationstaktiken in der ökofaschistischen Rhetorik daraus zusammensetzen, nicht-weiße Bevölkerungsgruppen als „eindringende Fremde“ und „Parasiten“ und lokale Minderheiten als „fremde Spezies“ zu bezeichnen. „Durch diese sprachliche Gewalt wird die Invasion nicht einheimischer Arten, die eine Bedrohung für die Umwelt darstellen, zum Synonym für die Invasion von Migrierten, Umweltschutz wird zum Grenzschutz, Müll wird mit Menschen gleichgesetzt und die Sanierung der Umwelt mit ethnischer Säuberung“, erklärt Szenes in einem kommenden Kurzdossier für das Internationale Zentrum für die Terrorismusbekämpfung (ICCT) in Den Haag. Die Desinformationstaktiken in der Ukraine wurde mit denen in Syrien verglichen, die das Fundament für den militärischen Eingriff bildeten. In Syrien wurde die russische Präsenz damit gerechtfertigt, „internationalen Terrorismus“ zu bekämpfen, in der Ukraine werden „Nazis“ und „Extremisten“ bekämpft. „Diese Ergebnisse sind besonders für die Sicherheit der Europäischen Union wichtig, um die Wahrscheinlichkeit kommender Konflikte zu bestimmen“, ergänzt Szenes. Weitere wiederkehrende Sprachmuster in der Desinformation dienen dazu, die Vereinigten Staaten, die EU und die NATO als „Terroristenanwerber“, „Zivilistenmörder“, „gescheiterte Staaten“ und den „untergehenden Westen“ zu bezeichnen, während Russland als „Terroristentöter“, „humanitär“ und „Weltmacht“ gelobt wird.

Europäische Demokratie im Angesicht aufkommender Bedrohungen stärken

Aufbauend auf den Projektergebnissen empfahl Szenes der EU, dass die Regierungen und Strafverfolgungsbehörden von einer reaktiven auf eine proaktive Bildungsperspektive wechseln sollten, die auch Bildung zu kritischer digitaler und Medienkompetenz, Faktenprüfungen und Online-Sicherheit in Schulen umfasst. Szenes fasst die Ergebnisse in „The language of cofascist propaganda: Greenwashing white supremacy“ zusammen. Das Buch wird von Bloomsbury verlegt.

Schlüsselbegriffe

RADIKALISIERUNG, Klimakrise, Rechtsextremismus, Ökofaschismus, Propaganda, Invasion, Sprachmuster, Desinformation

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