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Visiting the Margins. INnovative CULtural ToUrisM in European peripheries

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Lokale Gemeinschaften und Interessengruppen geben dem Kulturtourismus in der europäischen Randgebieten Auftrieb

Im Rahmen des EU-finanzierten Projekts INCULTUM wird ein nachhaltiger Kulturtourismus in abgelegenen Regionen gefördert, indem lokale Gemeinschaften einbezogen und partizipative Maßnahmen durchgeführt werden.

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Durch die Zusammenarbeit zwischen der lokalen Bevölkerung und den Interessengruppen kann das Potenzial des Kulturtourismus in marginalisierten und abgelegenen Gebieten erschlossen werden. Wenn Einheimische ihre Gemeinschaft in den Mittelpunkt stellen, wird der Kulturtourismus zu einem Instrument der regionalen Entwicklung in sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Hinsicht und nicht zu einem Selbstzweck. Folglich konzentrieren sich alle Bemühungen um eine solche Entwicklung auf die Einheimischen und nicht auf den Tourismus.

Partizipative Modelle und gemeinschaftliche Praktiken für den Kulturtourismus

Über das Projekt INCULTUM wird genau dieses Potenzial erforscht, wenn es von lokalen Gemeinschaften und Interessengruppen verwaltet wird. „Es werden innovative partizipatorische und kooperative Ansätze verfolgt, um die Menschen vor Ort einzubeziehen. Sie minimieren die negativen Auswirkungen des unkontrollierten Wachstums im Tourismussektor, lernen von bewährten Praktiken, verbessern sie und setzen sie in Strategien und Politiken um“, erklärt Koordinator José Maria Martín Civantos, Professor an der Fakultät für mittelalterliche Geschichte und historiographische Wissenschaft und Technik der Universität Granada. „Außerdem fördert INCULTUM das interkulturelle Verständnis durch die Umsetzung von Bottom-up-Strategien, die sich sowohl für Einheimische als auch auf den Tourismus positiv auswirken können.“

Ressourcen des Kulturerbes als Gemeingut nutzen

Die Projektpartner arbeiteten mit Interessengruppen, lokalen Verwaltungen und Verantwortlichen der Politik zusammen, um nachhaltige Strategien in benachteiligten, abgelegenen, peripheren und deindustrialisierten Regionen in acht EU-Mitgliedstaaten und Albanien zu entwickeln und zu validieren, die jeweils über ein reiches Kultur- oder Naturerbe verfügen. Die Arbeiten in diesen Pilotregionen reichten von der Begutachtung von Friedhöfen in Irland bis zur Untersuchung der Tourismusströme in den abgelegenen Gebieten der schwedischen Schären und großen Seen. So wurden beispielsweise in der spanischen Hochebene von Granada Vereinbarungen über die Bezahlung von Dienstleistungen getroffen, um Bewässerungssysteme zu schützen, die größtenteils bereits auf das Mittelalter zurückgehen. Trotz der großen historischen und sozioökonomischen Bedeutung solcher Systeme werden sie von lokalen Einrichtungen und manchmal auch von der Gemeinschaft selbst unterschätzt. Solche Vereinbarungen werden in Form eines Verwaltungsdokuments zwischen Bewässerungsgemeinschaften – bestehend aus landwirtschaftlichen Betrieben und traditionellen Nutzenden des Bewässerungssystems – und Gemeinden unterzeichnet. Die Bezahlung erfolgt nicht immer in Form von Geld. Sondern es könnte sich zum Beispiel um ein gegenseitiges Einvernehmen handeln, bei dem öffentliche Einrichtungen ihre Unterstützung anbieten, z. B. durch die Bereitstellung von Arbeitskräften für die Instandhaltung der Wasserinfrastrukturen. Die Vereinbarungen beinhalten die Aufrechterhaltung und den Schutz von neuen Besucherrouten, die im Rahmen von INCULTUM eingerichtet wurden. Zahlreiche Wege, die entlang der Bewässerungskanäle verlaufen, die traditionell zur Wasserverteilung genutzt wurden, sind zu Kulturwegen umfunktioniert worden. Die landwirtschaftlichen Betriebe haben diese Wege vorgeschlagen, gebaut und bewirtschaften sie nun, wodurch sie das landwirtschaftliche Erbe fördern und gleichzeitig die Bewässerungsgemeinschaften in einem positiven Licht darstellen. Unter der Leitung von in der Landwirtschaft Tätigen lernen die Reisenden die Gegend und die lokale ländliche Kultur kennen.

Kapazitäten und Wissenstransfer für nachhaltigen Tourismus aufbauen

Ein Schulungsportal bietet verschiedene Ressourcen in den Bereichen nachhaltiger Tourismus, Kulturerbe, innovative partizipatorische Ansätze sowie die Einbeziehung und das Engagement von Lebensräumen und Gemeinschaften. Lokale Interessengruppen und Gemeinschaften, Studierende, Forschende, Verwaltungsfachleute, Wirtschaftsförderer, Tourismusfachleute und für das Kulturerbe Verantwortliche profitieren alle von dem Schulungsangebot. Über INCULTUM wurden Daten zu verschiedenen Aspekten der Stadt- und Regionalentwicklung, des Kulturtourismus und zu einer breiten Auswahl sozioökonomischer Indikatoren ermittelt, gesammelt und analysiert. Die daraus hervorgegangenen Ergebnisse trugen zu Empfehlungen für die Gestaltung einer wirksamen und nachhaltigen Kulturtourismuspolitik bei. „Die Stärkung der Pilotgemeinschaften durch den Schutz und die Entwicklung ihres Erbes hat den lokalen Tourismus angekurbelt“, so Civantos abschließend. „Wenn die Erkenntnisse von INCULTUM in Politik, Forschung und Praxis einfließen, haben sie das Potenzial, eine nachhaltigere und kulturell bereichernde Zukunft für die Randgebiete Europas zu gestalten.“

Schlüsselbegriffe

INCULTUM, Tourismus, Gemeinschaft, Gemeinde, Kulturtourismus, Kulturerbe, Landwirtin, Landwirt

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