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Fühlen sich die EU-Bürgerinnen und -Bürger weniger europäisch?

In einer neuen Studie wird geprüft, ob sich Europäerinnen und Europäer weniger mit der EU verbunden fühlen.

Bei der Europawahl 2024 – der weltweit größten länderübergreifenden Wahl – wurde ein Anstieg nationalistischer und euroskeptischer Parteien verzeichnet. Vor ein paar Jahren kam es zum Brexit und der Schuldenkrise. Hatten diese und andere einschneidende Ereignisse einen negativen Effekt auf die europäische Identität gehabt? In einem Bericht(öffnet in neuem Fenster) der Universität Amsterdam wird dieser Frage nachgegangen.

Eine neue Perspektive auf die europäische Identität

Ein Forschungsteam hat zahlreiche Meinungsumfragen aus 34 europäischen Ländern und einem Zeitraum von 41 Jahren zusammengetragen. Mittels fortschrittlicher statistischer Modellierung haben sie Daten zu allen Umfragen, Ländern und Jahren erfasst. „Wir wollten aufzeigen, wie sich die europäische Identität im Laufe der Jahre verändert hat. Ein großes Problem bei unserer Forschung war jedoch die Art der Meinungsumfragen, auf die wir uns meist beziehen“, kommentierte die Hauptautorin Theresa Kuhn, Professorin für moderne europäische Geschichte und Politik, in einer Pressemitteilung(öffnet in neuem Fenster). „Die meisten Umfragen liegen nicht weit zurück, und meist wurde nur eine Art Frage zum Thema gestellt.“ Nach den Ergebnissen hat sich das Gefühl der europäischen Identität bei den Menschen in den meisten EU-Ländern in den letzten 15 Jahren verstärkt. Kuhn erklärte das Ergebnis: „Es war ehrlich gesagt eine Überraschung. Die vergangenen zwei Jahrzehnte waren von Krisen gezeichnet, nicht nur extern, sondern auch intern, zum Beispiel dem Brexit und der Eurokrise. Erwartungsgemäß würden die Menschen sich von der Europäischen Union abwenden, aber das war scheinbar nicht der Fall. Eine mögliche Erklärung ist, dass Menschen sich in Krisenzeiten eher einer Gruppe anschließen. Die Menschen fühlen sich bedroht und umgeben sich daher mit Personen, deren Ansichten den eigenen ähneln.“ Eine weitere Erklärung ist nach Kuhn, dass eine ganze Generation nur das erweiterte Europa, den Binnenmarkt, grenzfreien Reiseverkehr und den Euro kennt. „Diese Gruppe ist in einer Zeit mit offenen Grenzen aufgewachsen, in der viele Länder den Euro als Währung verwenden. Dadurch ist Europa greifbar geworden, sodass die Menschen die EU erfahren können, anstatt sie nur als abstrakte Institution zu betrachten.“

Die Rolle skeptischer Gruppen

Durch die Unzufriedenheit mit der EU wurde der Euroskeptizismus stark. Doch Kuhn denkt nicht, dass die Bürgerinnen und Bürger sich weniger europäisch fühlen. „Wir müssen klar zwischen der Wahrnehmung einer europäischen Identität und Unterstützung für die Europäische Union unterscheiden. Einige Menschen sehen sich als Europäerin oder Europäer, stimmen der aktuellen Politik aber nicht zu. Auch das Gegenteil ist möglich.“ Sie fügte noch hinzu: „Euroskeptische Wählerinnen und Wähler gibt es wohl schon seit den 1950er Jahren. Das konnten sie aber bei der Wahl nicht ausdrücken, denn fast alle Parteien auf nationaler Ebene waren pro-europäisch. Parteipolitisch ist das erst seit den 1990er Jahren ein Thema.“ Kuhn schließt mit dem Appell an die EU, das Gefühl einer europäischen Identität zu stärken. „Viele wichtige Entscheidungen werden auf europäischer Ebene gefällt. Daher ist es für die demokratische Legitimität der EU wichtig, dass der Großteil der Europäerinnen und Europäer sich mit Europa verbunden fühlt. Außerdem geht aus Studien hervor, dass Menschen, die sich als europäisch sehen, seltener populistische Parteien wählen und eher Solidarität für andere Europäerinnen und Europäer zeigen.“

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