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Welfare for Migrant Factory Workers: Moral Struggles and Politics of Care under Market Socialism

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Die marktsozialistische Transformation in China und Vietnam verstehen

In China und Vietnam werden tiefgreifende Marktveränderungen vorgenommen, die große Auswirkungen auf das Arbeitsleben und die Sozialsysteme haben.

Die oft als „Fabriken der Welt“ bezeichneten Länder China und Vietnam haben seit den jeweiligen Reformen in den 1980er Jahren drastische Veränderungen durchlaufen. Regiert von kommunistischen Parteien wurden in diesen Ländern kapitalistische Transformationen durchgeführt, die das Leben und die Arbeit der Menschen und die Organisation der Wirtschaft völlig verändert haben. „Wirtschaftswachstum, rasante Industrialisierung und Verstädterung haben zu einem gänzlich neuen Produktions-, Verbrauchs- und Mobilitätsumfeld geführt – durch das es zu neuen Chancen und Herausforderungen für diese Länder kommt“, so Minh Nguyen, Professorin für Sozialanthropologie an der Universität Bielefeld(öffnet in neuem Fenster). Eine der Herausforderungen ist die Bereitstellung von Sozialhilfe für Hunderte von Millionen ländliche Wanderarbeitnehmende, von denen viele in globalen Fabriken beschäftigt sind, in denen Verbrauchsgüter für die gesamte Welt entstehen. Unterstützt über das EU-finanzierte Projekt WelfareStruggles wird Nguyen beleuchten, wie die Regierungen dieser Länder mit solchen Herausforderungen umgehen.

Grundlegende Sozialhilfeprogramme lassen Arbeitnehmende ungeschützt

Laut Nguyen haben die Regierungen von China und Vietnam nach Jahren des Rückgangs der Sozialleistungen ehrgeizige Sozialhilfeprogramme eingeführt. „Staatliche Krankenversicherungen, Renten und Geldtransfers wurden rapide ausgeweitet“, erklärt sie. Doch trotz dieser Ausweitung stellen diese grundlegenden Sozialhilfeprogramme nur eine dünne soziale Schutzschicht für die arbeitende Bevölkerung dar. Das liegt an dem starken Fokus auf Eigenverantwortung – von den Menschen wird erwartet, Marktoptionen für Gesundheitsversorgung und Sozialfürsorge in Anspruch zu nehmen. Somit sind Arbeitnehmende den Marktrisiken ausgesetzt, besonders durch die zunehmende Flexibilität der Arbeit. „Die dualen Ziele der kommunistischen Partei der Marktliberalisierung und sozialistischen Kontrolle haben zu Sozialhilfesystemen geführt, die sich durch abweichende und oft gegensätzliche Visionen des ‚guten Lebens‘ und des Konzepts von Arbeit auszeichnen“, ergänzt Nguyen.

Veränderte Muster von Arbeit, Mobilität und Haushaltsreproduktion

Die Industrialisierung in China und Vietnam nach den Reformen war durch die Arbeit von Hunderten Millionen ländlichen Migrierten möglich. „Seit Jahrzehnten leben Millionen ländlicher Wanderarbeitskräfte zwischen ihrem Arbeitsplatz und dem Ort, an dem sie und ihre Familie leben“, so Nguyen. Das ändert sich jedoch langsam. Im Projekt, das über den Europäischen Forschungsrat(öffnet in neuem Fenster) unterstützt wurde, sind bedeutende Veränderungen der Mobilität der Arbeitskräfte in den Ländern erkannt worden. Die Produktion wird zum Beispiel zunehmend von den ehemaligen industriellen Kerngebieten in ehemals ländliche Randgebiete verlegt, sodass viele Arbeitskräfte täglich zwischen Arbeit und Wohnort pendeln können. „Die Kommerzialisierung von allem und der Verlust von landwirtschaftlichen Nutzflächen ist jedoch eine große Belastung für das Bareinkommen, mit dem die Familie versorgt wird“, fährt Nguyen fort.

Förderung einer marktfreundlichen Politik mit Hilfe sozialistischer Institutionen und Rhetorik

Das Team hat bei der Forschung eine Tendenz zu flexiblen und ungeschützten Formen der Beschäftigung für Fabrikarbeitskräfte erkannt, zum Beispiel Überstunden oder Saisonarbeit. Das liegt laut Nguyen an dem Bedarf an Bargeld, allgemeinem Misstrauen gegenüber den Sozialhilfesystemen und den Manövern der globalen Unternehmen, die Anzahl der Festangestellten zu reduzieren. „Gefördert von den Parteistaaten wirken sich die zunehmenden Markttransformationen in China und Vietnam auf das Leben der Arbeitskräfte und die Sozialhilfe auf neue Weise aus“, schließt Nguyen. Viele der Projektergebnisse wurden in angesehenen Fachzeitschriften veröffentlicht, bei internationalen Konferenzen vorgestellt und in eine Reihe an Kurzdarstellungen übertragen.

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