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Whales of Power: Aquatic Mammals, Devotional Practices, and Environmental Change in Maritime East Asia

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Erforschung der Beziehungen zwischen Menschen und Walen im maritimen Ostasien

Ein vergleichendes ethnografisches Projekt ist in die Zusammenhänge zwischen Religion, biologischer Vielfalt und Umwelt eingetaucht.

In den Küstenregionen Ost- und Südostasiens werden Meeressäugetiere mit dem Göttlichen in Zusammenhang gebracht. In einigen Teilen Japans werden Wal-Geister verehrt, in Vietnam werden Wale als Götter angebetet, und in China, Kambodscha und auf den Ryūkyū-Inseln sind oder waren Wassersäugetiere mit Wassergottheiten verbunden. Auch wenn sich die religiösen Konnotationen im Laufe der Zeit geändert haben, sind diese majestätischen Tiere auch heute noch von großer symbolischer Bedeutung – insbesondere angesichts der weit verbreiteten Umweltzerstörung. Im Rahmen des Projekts WhoP(öffnet in neuem Fenster), das vom Europäischen Forschungsrat(öffnet in neuem Fenster) finanziert wurde, untersuchten Forschende der Universität Oslo die Verbindungen zwischen Menschen und Walen in der Region durch die Linse aktueller ritueller Traditionen. „Meine Hypothese ist, dass sich umweltbezogene und gesellschaftliche Veränderungen auf rituelle Praktiken und deren Interpretation durch die Menschen auswirken und dass die Art und Weise, wie die Menschen ihre Götter und Geister anrufen, von den Herausforderungen geprägt ist, mit denen sie in ihrem Alltag konfrontiert sind“, erklärt Aike Peter Rots(öffnet in neuem Fenster), Professor für ostasiatische Religionen an der Universität Oslo und leitender Forscher des Projekts WhoP.

Kombination von ethnografischer Feldarbeit und Literaturanalyse

Die Forschung des Teams war ein multidisziplinäres Unterfangen, das ethnografische Feldforschung, Literaturrecherche und Dokumentenanalyse in den Archiven der Internationalen Walfangkommission beinhaltete. Ein Beispiel stammt aus einer Küstengemeinde in Vietnam, die mit einer gravierenden Stranderosion konfrontiert war. Die Bewohner vermuteten, dass sie durch menschliche Aktivitäten, den Klimawandel und Geister, die ihre Behausungen verloren hatten, verursacht wurde. „Die Menschen brachten rituelle Opfer dar, um diese Geister zu besänftigen, riefen aber auch den Wal-Gott Cá Ông an, damit er den Sand an den Strand zurückbringt“, so Rots. „Dies ist ein Beispiel für eine rituelle Tradition, die im Lichte heutiger Besorgnisse eine neue Bedeutung erhält.“ Weitere Fallstudien werden in einem Sammelband mit dem Titel „Water Powers: Sacred Aquatic Animals of the Asia-Pacific“ erhältlich sein, der 2026 veröffentlicht werden soll.

Einblicke in religiöse Praktiken

Eine wichtige Erkenntnis war, dass in der gesamten Region die so genannten „Volksreligionen“ nicht rückläufig sind. Allerdings verschieben sie sich: Rituelle Traditionen und Kultstätten werden zunehmend von staatlichen und unternehmerischen Akteuren vereinnahmt und als „kulturelles Erbe“ eingestuft, wodurch sie zu öffentlichem Eigentum werden. „Dies kann zur Marginalisierung oder zum Ausschluss lokaler Gläubiger und Gönner führen“, bemerkt Rots und nennt als Beispiel die Wal-Feste in Vietnam, bei denen lokale Tempel-Gemeinschaften den Wünschen weltlicher Behörden und Sponsoren nachkommen müssen. „Eine zweite Erkenntnis ist jedoch, dass Staaten und andere mächtige Akteure die Rituale, Tempel und Götter nicht vollständig besitzen und kontrollieren, so sehr sie es auch versuchen“, fügt Rots hinzu. Die Menschen bauen weiterhin persönliche Beziehungen zur natürlichen Welt um sie herum auf und kultivieren sie, unter anderem mithilfe neuer, kreativer Wege, sich durch rituelle Handlungen für die Umwelt zu engagieren. Rots warnt jedoch davor, dass religiöse Wertschätzung nicht immer mit ökologischem Schutz einhergeht(öffnet in neuem Fenster). „Der Glaube an immanente Gottheiten – zum Beispiel an Götter in Form von Walen – führt nicht automatisch zu nachhaltigem Verhalten(öffnet in neuem Fenster), geschweige denn zu Umweltmaßnahmen", stellt er fest.

Entwicklung einer Theorie über Rituale und Umweltveränderung

Die Forschung hat viele Fragen aufgeworfen, die weiterer Untersuchungen bedürfen, und das Team hofft, die Arbeiten im Rahmen künftiger Projekte fortsetzen zu können. Rots hat ein neues Stipendium beantragt, das ihn bei der Durchführung weiterer ethnografischer Forschungen in der Region unterstützen soll. „Ich werde auch die Arbeit an der Entwicklung einer umfassenden Theorie über Rituale und Umweltveränderungen weiterführen“, sagt er abschließend. „Ich habe das Gefühl, dass Whales of Power in vielerlei Hinsicht erst der Anfang war.“

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