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Der beste Zeitpunkt für Prüfungen – und möglicherweise Vorstellungsgespräche

Bei einer Studie wurden die Erfolgsquoten zu unterschiedlichen Zeiten verglichen, um die ideale Tageszeit für Prüfungen an Universitäten zu finden.

Eine Prüfung, ein Vorstellungsgespräch. Bei solch wichtigen Lebensereignissen liegt der Fokus fast ausschließlich auf dem Endergebnis. Könnte auch der Zeitpunkt, zu dem sie stattfinden, dabei eine wichtige Rolle spielen? Um das herauszufinden, analysierte ein Forschungsteam unter der Leitung der Universität Messina in Italien über 100 000 mündliche Prüfungen, die zwischen 2018 und 2020 an italienischen Universitäten abgelegt wurden. Das Team stützte sich dabei auf frühere Untersuchungen, aus denen hervorging, dass Richterinnen und Richter zu Beginn einer Sitzung oder nach den Essenspausen eher geneigt waren, zugunsten des bzw. der Angeklagten zu entscheiden. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Frontiers in Psychology“(öffnet in neuem Fenster) veröffentlicht.

Ist Timing alles?

Die Forschenden erfassten Datum, Uhrzeit und Ergebnis von mehr als 104 000 Prüfungen, die von 680 Personen für 1 200 Kurse abgegeben wurden. Nur 57 % der Prüfungen wurden bestanden. Die Erfolgsquote war zur Mittagszeit am höchsten. Ob eine Prüfung um 11 Uhr oder 13 Uhr stattfindet, hatte wenig Einfluss auf die Erfolgschance. Um 8 oder 9 Uhr und um 15 oder 16 Uhr war die Erfolgschance jedoch geringer. „Wir zeigen, dass die Ergebnisse der akademischen Bewertung systematisch über den Tag verteilt variieren, mit einer deutlichen Spitze bei den Erfolgsquoten um die Mittagszeit“, kommentierte der Hauptautor Carmelo Vicario, Direktor des Social-Cognitive Neuroscience Lab an der Universität Messina, in einer Pressemitteilung(öffnet in neuem Fenster). „Die Studierenden bestanden eher am späten Vormittag als am frühen Morgen oder am späten Nachmittag.“ „Mündliche Prüfungen an italienischen Universitäten sind zu festen Zeiten angesetzt und dauern in der Regel 10 bis 30 Minuten pro Prüfung“, erklärt Vicario. „Es gibt kein standardisiertes Format: Die Prüfenden stellen Fragen, die sich auf den Kursinhalt beziehen, und die Noten werden an Ort und Stelle vergeben. Diese Prüfungen können aufgrund ihrer Unvorhersehbarkeit und der großen Bedeutung für den akademischen Werdegang sehr stressig sein.“ „Diese Ergebnisse haben weitreichende Auswirkungen“, kommentierte Mitautor Alessio Avenanti, Professor an der Universität Bologna. „Sie verdeutlichen, wie biologische Rhythmen – die bei der Entscheidungsfindung oft übersehen werden – das Ergebnis von Bewertungen, bei denen viel auf dem Spiel steht, subtil, aber signifikant beeinflussen können.“

Können sich beide Seiten auf halbem Weg entgegenkommen?

Universitätsstudierende sind in der Regel Nachtschwärmer. Abends ist die Aktivität am höchsten, und in dieser Zeit erledigen sie meist die beste Arbeit. Dies kollidiert jedoch mit dem traditionellen akademischen Terminplan. „Um den tageszeitlichen Effekten entgegenzuwirken, könnten Studierende von Strategien profitieren, z. B. gutem Schlaf, keinen wichtigen Prüfungen in Zeiten des persönlichen Leistungstiefs und Denkpausen vor Leistungsaufgaben“, empfiehlt Vicario. „Für die Einrichtungen kann eine Verschiebung der morgendlichen Sitzungen oder eine Bündelung der wichtigsten Prüfungen am späten Vormittag die Ergebnisse verbessern.“ Die Forschenden sind der Meinung, dass die Ergebnisse auch auf den Einstellungsprozess angewendet werden könnten, um die Chancen auf den gewünschten Arbeitsplatz zu verbessern. „Wir glauben, dass sich dieses Muster auch auf Vorstellungsgespräche oder andere Beurteilungsprozesse, die über den ganzen Tag verteilt sind, ausweiten lässt“, so Vicario abschließend. „Wir wären sehr daran interessiert, zu untersuchen, ob auch die Einstellungsentscheidungen je nach Tageszeit in ihrer Fairness oder ihrem Ergebnis schwanken.“

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