Übergang zur biodiversitätsfreundlichen Landwirtschaft unterstützen
Biologische Vielfalt kann die Bodengesundheit verbessern, den Bedarf an externen Betriebsmitteln verringern und die Klimaanpassung unterstützen. Allerdings fehlt es den landwirtschaftlichen Betrieben oft an Instrumenten und Informationen, die benötigt werden, um diese komplexen Systeme effektiv zu bewirtschaften. Mit PATH2DEA(öffnet in neuem Fenster) wird darauf abgezielt, diese Lücke direkt zu schließen. Das Team des EU-finanzierten Projekts untersucht, wie digitale Technologien die Agrarökologie praktikabler werden lassen und den landwirtschaftlichen Betrieben dabei helfen können, die Ökosystemdynamik zu verstehen, die biologische Vielfalt zu überwachen und fundierte Entscheidungen in Echtzeit zu treffen. Projektkoordinator Stefan Pfeiffer vom Austrian Institute of Technology(öffnet in neuem Fenster) erklärt dazu: „Die Agrarökologie ist eine wirklich nachhaltige Form der Landwirtschaft, da sie mit Gesamtökosystemen arbeitet. Aber das lässt sie auch weitaus komplexer werden, und die Landwirtinnen und Landwirte brauchen Hilfsmittel, die ihnen helfen, sie zu verstehen und zu bewältigen.“
Hindernisse gegenüber der Einführung naturbasierter Lösungen finden
Das Team von PATH2DEA untersuchte zunächst, was die landwirtschaftlichen Betriebe daran hindert, digitale Werkzeuge für die Agrarökologie zu nutzen. Im Rahmen einer Umfrage in neun Sprachen wurden 533 Antworten von Landwirtinnen und Landwirten, Beratungsfirmen und Bauernverbänden aus acht Ländern eingeholt, die bereits mit agrarökologischen oder ökologischen Systemen arbeiten oder sich in Umstellung darauf befinden. Die Ergebnisse zeigten, dass es an zugänglichen Informationen mangelt, die Instrumente oft zu komplex sind und Bedenken hinsichtlich der Datennutzung und des Datenschutzes bestehen. „Es gibt nicht ausreichend leicht zugängliches Wissen über die digitalen Werkzeuge, die die Agrarökologie unterstützen könnten“, stellt Pfeiffer fest. „Und viele sind für den täglichen Einsatz immer noch zu kompliziert. Die Landwirtinnen und Landwirte brauchen Klarheit, Vertrauen und Instrumente, die tatsächlich ihrer Realität entsprechen.“
Digitale Agrarökologie auf dem Prüfstand
Um zu verstehen, wie digitale Werkzeuge in der Praxis funktionieren, arbeitete das PATH2DEA-Team mit sechs agrarökologischen Vorzeigebetrieben in ganz Europa zusammen, darunter Gewächshausgemüseanbau- und Weinbaubetriebe in Spanien, genossenschaftliche landwirtschaftliche Mischbetriebe in Frankreich, Agroforstwirtschaft in Belgien, kleinbäuerlicher Olivenanbau in Italien und ökologische Weidehaltung in Ungarn „Wir achteten darauf, dass wir sehr unterschiedliche Betriebstypen in sehr verschiedenen Klimaregionen einbeziehen, damit wir ein vollständiges Bild erhalten“, sagt Pfeiffer. Die Pilotprojekte erbrachten sowohl für die biologische Vielfalt als auch für das Klima mehrere positive Ergebnisse. In der Toskana wurde mit einem an der biologischen Vielfalt orientierten Entscheidungshilfeinstrument den landwirtschaftlichen Betrieben gezeigt, wie sich Änderungen in der Bewirtschaftung auf Insekten und Bestäuber auswirken. Es gab ihnen ein ökologisches Feedback, auf das sie reagieren konnten. In Belgien halfen agroforstwirtschaftliche Modelle den landwirtschaftlichen Betrieben, den Beschattungs- und Wasserbedarf von Walnussbaumsystemen zu verstehen, wodurch eine fundiertere Planung von Baum-Anbaukultur-Kombinationen möglich wurde. Die Vielfalt der Vorzeigestandorte zeigte, dass digitale Werkzeuge an spezifische Klima-, Boden- und Erzeugungsbedingungen angepasst werden müssen, damit agrarökologische Ansätze und naturbasierte Lösungen in der Praxis tatsächlich Wirkung entfalten.
Fundament für naturbasierte Landwirtschaft
Eines der bemerkenswertesten PATH2DEA-Ergebnisse ist das quelloffene Daten- und Informationsarchiv für digitale Werkzeuge und Technologien, das eine durchsuchbare Datenbank, einen gemeinsam mit Landwirtinnen und Landwirten entwickelten Bewertungsrahmen und praktische Beispiele aus den Vorzeigeprojekten umfasst. Im Zusammenhang mit dem Daten- und Informationsarchiv wird ein KI-gestützter Mechanismus zur Sammlung aktueller Informationen von Technologieanbietern genutzt. Das Archiv wird langfristig von der europäischen AGROECOLOGY Partnership(öffnet in neuem Fenster) gepflegt. Pfeiffer erklärt: „Wir haben erkannt, dass eine einfache Liste von Werkzeugen nicht ausreicht, und deshalb haben wir eine Plattform entwickelt, die die landwirtschaftlichen Betriebe tatsächlich unterstützen kann und nicht bei Projektende verschwindet.“ Das Team von PATH2DEA arbeitet außerdem an der Fertigstellung eines Zehnjahresfahrplans, in dem vorrangige Bereiche für die digitale Unterstützung der Agrarökologie festgelegt werden, darunter besserer Zugang zu Technologien, stärkerer Wissensaustausch, eine von den Landwirtschaftsbetrieben kontrollierte Datenverwaltung und Geschäftsmodelle, die naturbasierte Lösungen für die nachhaltige Landwirtschaft rentabler werden lassen. Insgesamt zeigen diese Ergebnisse, wie digitale Werkzeuge das ökologische Wissen stärken, den landwirtschaftlichen Betrieben beim Reagieren auf Biodiversitätssignale helfen und eine praktikablere agrarökologische Bewirtschaftung in die Tat umsetzen können. Damit tragen sie dazu bei, den Grundstein für eine naturnahe resiliente Zukunft der europäischen Landwirtschaft zu legen.