Recycling von Alttextilien
Etwa 5,8 Millionen Tonnen Alttextilien landen in der EU jedes Jahr auf dem Müll, aber gerade einmal 1,5 Millionen Tonnen davon werden gegenwärtig entweder über Altkleidersammlungen oder von Industriebetrieben wieder verwertet. Obwohl die aus Textilien gewonnenen Rohstoffe zu Putzlappen verarbeitet, aber auch zur Faserproduktion und in der Papierindustrie Verwendung finden können, bilden die restlichen 4,3 Millionen Tonnen einen stetig wachsenden Müllberg. Daher wurde mit dem IDENTITEX-Projekt versucht, die Recyclingrate von Alttextilien um 10% zu erhöhen. Im IDENTITEX-Projekt wurden innovative Technologien zur Aufbereitung, Identifizierung und Sortierung von Alttextilien zum Recycling entwickelt. Zur Aufbereitung der Textilien gehörte eine Analyse der Parameter, die sich auf die Wahl der Technologie auswirken, sowie eine Untersuchung des derzeitigen Standes der Technik. Im Rahmen von IDENTITEX wurden außerdem Einstellparameter und Aspekte rund um die Konfiguration und Dimensionierung der einzelnen Komponenten sowie des gesamten Moduls untersucht. Darüber hinaus wurden Textilmaterialien und Farben mit Hilfe der Spektroskopie im nahen Infrarotbereich (Near Infrared, NIR) und im sichtbaren Bereich identifiziert. Im IDENTITEX-Projekt wurde ein automatisierter Prozess für die Online-Identifikation einzelner Textilmaterialtypen und Farben zum Recycling entwickelt. Die Textilidentifikation ist für das Recycling von Bedeutung, weil Alttextilien vor einer erneuten Verwendung auf möglichst wirtschaftliche und umweltfreundliche Weise nach Art und Farbe sortiert werden müssen. Die Stärke dieses Systems liegt darin, dass es den ungenauen, teuren und Zeit raubenden Vorgang des Sortierens von Hand überflüssig macht. Zu den weiteren Innovationen des Textil-Identifikationssystems IDENTITEX gehören die Online-Identifikation von über 10 Textilstücken pro Sekunde, seine Anpassbarkeit an vorhandene Textilströme, die z.B. auf Transportbändern befördert werden, und eine Genauigkeit von 90%. Weitere Anwendungsmöglichkeiten für das System finden sich in der Qualitätssicherung, wenn bestimmte Materialeigenschaften gemessen werden. Hier kann die Inspektion von Rohtextilien oder Endprodukten die Produktionskosten spürbar senken. Außerdem wurde im IDENTITEX-Projekt ein automatisches Modul entwickelt, das Textilien nach der Identifikation sortiert. Mit diesem Modul können alle Textilstücke desselben Typs mit einer Genauigkeit von 95% erfasst werden. Natürlich gestattet diese flexible Technologie auch das Sortieren unter Vorgabe unterschiedlicher Spezifikationen. Ebenfalls im Rahmen von IDENTITEX wurde ein integrierter Prototyp entwickelt, in dem die Technologien der Textilaufbereitung, Identifikation und Sortierung zusammen angewandt werden. Die Textilstücke, die auf einem Transportband befördert werden, werden von diesem Prototypen getrennt, identifiziert und nach vorgegebenen Kategorien sortiert. Der IDENTITEX-Prototyp arbeitet mit Geschwindigkeiten von bis zu 4,4m/s und wurde bereits eingehend erprobt. Insgesamt könnten die IDENTITEX-Technologien wirksam zu einer Steigerung der Recyclingrate von Alttextilien und somit zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit Rohstoffen beitragen.