Evolution nichtmariner Ostrakoden
Den Ostrakoden, die zu den ältesten in den aquatischen Lebensräumen unseres Planeten lebenden Spezies gehören, ist es gelungen, über Jahrmillionen hinweg auch unter schwierigsten Umweltbedingungen nicht nur zu überleben, sondern sich auch weiter zu entwickeln. Die drei Abstammungslinien von nichtmarinen Ostrakoden mit den Bezeichnungen Darwinula stevensoni, Limnocythere inopinata und Eucypris virens entstanden vor fast 400 Millionen Jahren und nahmen einen unterschiedlichen Entwicklungsverlauf. Das Studium der Art ihrer Fortpflanzung im Korrelation mit ihrem geografischen Verbreitungsgebiet kann tiefere Einblicke in ihre Evolutionsmechanismen und ihre zugehörigen Ökosysteme liefern. Im Rahmen der Forschungsarbeiten wurde in diesem Projekt die Verteilung der Fortpflanzungssysteme von Ostrakoden in Europa analysiert, wobei und eine große Vielfalt zwischen den einzelnen Spezies und Gattungen beobachtet wurde. Während L. inopinata und Eucypris virens aus Klonclustern mit spezialisierten Gruppierungen bestehen, ist für D. stevensoni eher ein gattungsmäßiger Genotyp kennzeichnend. Mit unterschiedlichen Strategien analysierten die am Projekt beteiligten Forscher außerdem die genetische und morphologische Variabilität der einzelnen Spezies. Der Gelbfleck-Muschelkrebs (Eucypris virens) zeigt die höchste morphologische und genetische Variabilität (mehr als 200 Klone), während D. stevensoni mit nur einigen wenigen Klonen die niedrigste genetische Variabilität aufweist. Die wertvollen Ergebnisse ermöglichen ein besseres Verständnis der Faktoren, von denen die Fortpflanzung nichtmariner Ostrakoden bestimmt wird, was die bei der Überwachung von Ökosystemen durchgeführten ökologischen Studien an noch vorhandenen und bereits ausgestorben Populationen erleichtern wird. Darüber hinaus kann die morphologische Erkennung von spezialisierten Klonen wie etwa denen, die in L. inopinata gefunden wurden, ein raffiniertes Verfahren zur Rekonstruktion von Paläo-Lebensräumen und -klimaten darstellen. Das wichtigste Ergebnis jedoch ist, dass die beobachtete Integrität des Kerngenoms der alten asexuellen Spezies der Darwinulid-Ostrakoden zu der fundierten Folgerung führte, dass diese einen Universal-Genotypen beinhalten. Ganz im Gegensatz zu den Gesetzen der Evolution ist dieser Genotyp über viele Jahre hinweg erhalten geblieben, und das höchstwahrscheinlich auf Grund von sehr wirkungsvollen DNS-Reparatursystemen, deren weitere Untersuchung auch Fortschritte in der Krebsforschung ermöglichen könnte.