Wie kann man das Wohlergehen von Einwanderern messen?
Das Übernehmen der Kultur einer anderen Gesellschaft, die sogenannte Akkulturation, spielt eine entscheidende Rolle für das Wohlergehen von Migranten in ihrem neuen Gastgeberland. Forschungen zufolge werden Menschen depressiv und stehen unter emotionalem Druck, wenn ihre Ziele nicht im Einklang mit ihren impliziten Bedürfnissen stehen. Dies gilt insbesondere für Zuwanderer, wenn sie in ein neues Land kommen. Mit diesem Phänomen hat sich nun das EU-geförderte Projekt Acculturation ("Pursuing goals you really want: Motive congruence and well-being in Turkish immigrants") befasst. Die Projektforscher fragten am Beispiel von Türken in den Niederlanden nach der Rolle der Identität als Determinante des Wohlergehens. Es wurde untersucht, wie diese Gruppe von Zuwanderern ihr Engagement für die Kultur ihres Heimatlandes mit ihrem Wunsch oder Bedürfnis nach Akkulturation im Gastgeberland in Einklang bringt. In diesem Zusammenhang wurden Unglücklichsein und Heimweh gemessen, um mehr über Akkulturation zu erfahren und auf lange Sicht hoffentlich die Integration von Zuwanderern zu erleichtern. Das Projektteam befragte 134 türkisch-niederländische Einzelpersonen und bewertete ihre impliziten Antriebe, um die explizite Motivation zu verstehen. Dadurch konnte man den Akkulturationsgrad auf einer festen Skala genau bestimmen. Der Ansatz umfasste mehrere Indikatoren zum subjektiven Wohlbefinden und dokumentierte implizite und explizite Zugehörigkeit, den erreichten Identitätsgrad, Anpassung und kognitives Wohlbefinden. Aus dieser Analyse schlussfolgerte das Team, dass Personen, die ihre Identität etablieren, indem sie ihre expliziten Ziele mit dem impliziten Wunsch, sich an die Kultur des Gastgeberlandes anzupassen, angleichen, Probleme haben können. Es stellte sich heraus, dass ein bereits starkes Identitätsgefühl schwieriger zu formen war, was darauf schließen lässt, dass andere Ansätze für die Integration von Einwanderern in das Gastgeberland vielversprechender sein könnten. Diese Studie enthielt als Erste überhaupt implizite Messungen der Akkulturation und zeigte, dass ein Übereinbringen von Motiven, ob implizit oder explizit, ein wichtiger aber vernachlässigter Faktor bei Vorhersagen zum Wohlergehen ist. Studien zum Wohlbefinden von Einwanderern, die diese Faktoren berücksichtigen, würden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit genauere Ergebnisse liefern.