Gefahren aus der Tiefe
Unter dem tiefen Blau des Mittelmeers lauern viele potenzielle geologische Gefahren – man spricht auch von Georisiken – wie Tsunamis und Unterwassererdrutsche, deren sich das EU-geförderte Projekt Tsumoslide ("Submarine landslides and tsunami modelling on the margins of the Mediterranean Sea") angenommen hat. Es identifizierte Gefahrengebiete, in denen in der Zukunft Probleme entstehen könnten, und versuchte, unterseeische Erdrutsche sowie deren Auswirkungen zu modellieren. Untersucht wurde das Verhalten von Wellen und Flutwellen, die nahe ans Ufer herankommen, außerdem identifizierte man Hochrisikogebiete, die in nationale Georisiko-Pläne aufgenommen werden sollten. Um seine Ziele zu erreichen, definierte Tsumoslide Modellierungsverfahren für von Tsunamis und Erdrutschen ausgelöste Wellen. Zusammen mit den Gefahrenfaktoren, wie Sediment, Struktur und Alter des Bruchs sowie die Dimensionen vor und nach dem Bruch, wurden alle bekannten Erdrutsche in geographische Positionierungssoftware integriert. Für Tsumoslide wurde ein vor Kurzem stattgefundener Unterwassererdrutsch vor der syrischen Küste ausgewählt, um ihn mithilfe von hochauflösender Mehrstrahl-Bathymetrie zu studieren. Die Sedimentzusammensetzung konnte erfolgreich geschätzt werden, wodurch dieser besondere Fall zu wichtigen neuen Erkenntnissen führte. Insgesamt fanden die Forscher in Tsumoslide heraus, dass unterseeische Erdrutsche überall entlang der Kontinentalränder des Mittelmeerraums vorkamen. Dabei wiesen tektonisch ruhige Zonen scheinbar die höchste Dichte an bekannten Ereignissen auf. Aus dem Projekt ging eine Fülle von Daten über Tiefseeebenen, Megaturbiditäten, Schlammlawinen und Gipfelwände im Zusammenhang mit Erdrutschen hervor. Die Forschungen konnten einiges Licht ins Dunkle des Meeres werfen und werden uns hoffentlich helfen, eines Tages frühzeitig auf solche Gefahren reagieren zu können.