Zeit für gesunden Nachtschlaf
Seit Jahrhunderten sind Schlafstörungen dafür bekannt, Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit und Lebensqualität zu beeinträchtigen. Allerdings sind weder ihre konkreten Ursachen ausreichend erforscht, noch existieren wirkungsvolle Therapien. Das EU-finanzierte Projekt Enough SLEEP (Disorders of sleep regulation: basic mechanisms and thepapeutic perspectives) entwickelte hierfür neue diagnostische Methoden. In einem neuen systemischen Ansatz wurden die Mechanismen der Schlafregulierung auf molekularer, genetischer und elektrophysikalischer Ebene näher untersucht. Langfristig will das Projekt mit diesen diagnostischen Methoden die Behandlung verbessern, vor allem, weil Depression und Schlaflosigkeit oft langwierige Leiden sind, die die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränken. In der ersten Projektphase identifizierte Enough SLEEP kortikale und subkortikale Mechanismen der Schlafregulierung sowie genetische und humorale Faktoren. Untersucht wurde die Rolle nicht-neuronaler Gliazellen, die an der Schlafregulierung beteiligt sind, um die genauen Ursachen für ein verändertes Schlafverhalten zu enthüllen. Darüber hinaus untersuchte das Projekt mittels HD-EEG (hochauflösender Elektroenzephalographie) und TMS (transkranieller Magnetstimulation) detailliert die Zusammenhänge zwischen kortikaler Aktivität, Erregbarkeit und Schlaf. Vor allem wurde der Zusammenhang zwischen hohem Schlafdruck und höherer Amplitude langer Wellen geklärt, so dass die Amplitude als Indikator für die Schlafhomöostase dienen kann. Versuche an Mäusen demonstrierten weiterhin den Zusammenhang zwischen Gedächtnisleistung und Schlafmangel. Am Tage, der normalen Schlafzeit der Mäuse, traten unter Schlafmangel Erinnerungslücken an Ereignisse auf, die unmittelbar zuvor stattgefunden hatten. In der aktiven Nachtphase stellte sich ein solcher Effekt hingegen nicht ein. Weiterhin fand Enough SLEEP heraus, dass die cholinergen Zellen des basalen Vorderhirns (BF-Zellen) den Erholungsschlaf (nach einer langen Wachphase) regulieren, und wie Schlaf und Immunsystem auf faszinierende Weise miteinander in Bezug stehen. Hierfür wurde neben anderen Parametern die Aktivität von Zytokinen und Mikroglia ermittelt. Auf Basis der Ergebnisse konzipierte das Projekt neue diagnostische Ansätze für Untersuchungen der Schlafregulation, die Forschungs- und Testmethoden vereinfachen und damit Therapien bei Schlaflosigkeit und Depression wirksamer machen könnten.