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Ist die Gebärmutter wirklich mit Bakterien besiedelt?

Eine von der EU unterstützte Forschungsarbeit widerlegt die Existenz des angeblichen fetalen Mikrobioms.

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Eine neue Studie hat die wissenschaftliche Behauptung entkräftet, dass Babys schon im Mutterleib Bakterien in sich tragen. Die Studie, die mit Unterstützung der neun EU-finanzierten Projekte Homo.symbiosus EarlyLife, Lacto-Be, BEHAVIOME, MetaPG, microTOUCH, ONCOBIOME, MASTER und IHMCSA durchgeführt wurde, deckte Fehler im Konzept eines fetalen Mikrobioms auf. Sie kam zu dem Schluss, dass Bakterien, die in fetalem Gewebe nachgewiesen werden, auf Verunreinigungen in Proben aus der Gebärmutter zurückzuführen sind. Die Studienergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht. Die Behauptung, dass der Fötus, die Plazenta und das Fruchtwasser bei einer gesunden Schwangerschaft von mikrobiellen Gemeinschaften besiedelt werden, ist nach wie vor umstritten. Wäre dem tatsächlich so, hätte dies, wie es in einer Pressemitteilung auf „SciTechDaily“ heißt, nicht nur gravierende Folgen für die klinische Medizin und Pädiatrie – es würden damit außerdem etablierte Grundsätze der Immunologie und Reproduktionsbiologie untergraben. Die Fehlannahme eines fetalen Mikrobioms habe daher möglicherweise den wissenschaftlichen Fortschritt behindert, sagen Forschende vom University College Cork (UCC), Irland, dem Projektpartner von MASTER und IHMCSA.

Gesund heißt steril

Um dieser angeblichen Existenz eines fetalen Mikrobioms auf den Grund zu gehen, brachte der Erstautor der Studie, Prof. Jens Walter vom UCC, Fachleute aus den Bereichen Reproduktionsbiologie, Mikrobiomforschung und Immunologie aus der ganzen Welt zusammen. Das Team beurteilte mögliche Mechanismen, über die der Fötus mit Mikroorganismen interagieren könnte, und kam zu der Feststellung, dass ein gesunder menschlicher Fötus steril ist. Mikrobiome, die in fetalem Gewebe nachgewiesen werden, sind das Ergebnis von Verunreinigungen in Proben aus der Gebärmutter, die während der vaginalen Entbindung, klinischen Verfahren oder Laboranalysen entstehen. Die „Existenz von lebenden und sich replizierenden mikrobiellen Populationen in gesundem fetalen Gewebe ist mit den Grundsätzen der Immunologie, der klinischen Mikrobiologie und der Herkunft von keimfreien Säugetieren nicht vereinbar“, wie die Verfassenden in ihrer Studie schreiben. Die Studienverantwortlichen sehen in ihren Ergebnissen einen wichtigen Beitrag zum wissenschaftlichen Verständnis der menschlichen Immunentwicklung. Der Pressemitteilung auf „SciTechDaily“ zufolge sind sie „für Forschende ein Ansporn, bei ihren Studien die Mikrobiome von Müttern und ihren Neugeborenen stärker in den Blick zu nehmen und zudem Augenmerk auf die mikrobiellen Metaboliten zu legen, die die Plazenta durchqueren und den Fötus so auf das postnatale Leben in einer mikrobiellen Welt vorbereiten“. Prof. Walter hält in der Pressemitteilung fest: „Dieser Konsens liefert dem Fach einen Fingerzeig, um nach vorne zu schauen und die Forschungsanstrengungen darauf zu konzentrieren, wo sie am effektivsten eingesetzt sind. Die belegte Sterilität der fetalen Umgebung bestätigt, dass die Besiedlung mit Bakterien während der Geburt und zu Beginn des postnatalen Lebens stattfindet, und genau darauf sollte sich die therapeutische Forschung zur Mikrobiommodulation auch ausgerichtet sein.“ Die Schlussfolgerungen des Forschungsteams veranschaulichen außerdem häufige Fallstricke, die sich bei mikrobiellen Analysen anderer Umgebungen mit geringer Biomasse ergeben. In ihrer Studie formulieren die internationalen Fachleute daher auch Empfehlungen für die wissenschaftliche Arbeit, um Verunreinigungen zu verhindern, wenn Proben mit einer erwarteten Niedrig- oder Nullkonzentration an Bakterien, wie Proben von inneren Organen und Geweben des menschlichen Körpers, analysiert werden. Die Autorenschaft schließt: „Die Suche nach einem fetalen Mikrobiom dient als warnendes Beispiel für die Problematiken sequenzbasierter Mikrobiomstudien bei geringer oder fehlender Biomasse und verdeutlicht die Notwendigkeit eines disziplinübergreifenden Ansatzes, der auch biologische, ökologische und mechanistische Konzepte einbezieht und so über eine bloße Kontaminationskontrolle hinausgeht.“ Weitere Informationen: Projekt Homo.symbiosus Projekt EarlyLife Projekt Lacto-Be Projekt BEHAVIOME Projekt MetaPG Projekt microTOUCH ONCOBIOME-Projektwebsite MASTER-Projektwebsite Projekt IHMCSA

Schlüsselbegriffe

Homo.symbiosus, EarlyLife, Lacto-Be, BEHAVIOME, MetaPG, microTOUCH, ONCOBIOME, MASTER, IHMCSA, Fötus, fetal, Mikrobiom, Bakterien, Neugeborene, Baby, Gebärmutter

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