Im Kampf gegen die Chagas-Krankheit
Die in Mittel- und Südamerika häufige Chagas-Krankheit wird durch das Protozoon Trypanosoma cruzi übertragen. Zwischenwirte sind blutsaugende Raubwanzen vor allem der Gattungen Triatoma und Rhodnius, die bei rund einem Drittel chronisch Kranker lebensbedrohliche Komplikationen auslösen. Ein Aspekt im Lebenszyklus der Raubwanze ist, dass sie durch die zunehmende Abholzung gezwungen ist, neue Nahrungsquellen zu erschließen, in diesem Falle menschliches Blut. Auf diese Weise entwickelt sich ein domestischer Zyklus. Schwerpunkt des EU-finanzierten Projekts ATU (American trypanosomiasis update) waren daher Kontrollstrategien gegen die Raubwanze. Die Forscher von ATU untersuchten evolutionäre Prozesse, über die der silvatische (Wald-) in einen domestischen Zyklus übergeht. Die gewonnenen Informationen wurden in Workshops präsentiert. Weiterhin wurden drei regionale Initiativen ins Leben gerufen (für die südlichen Länder Lateinamerikas, die Andenpakt-Staaten und Zentralamerika). In Feldstudien wurden Insektenproben gesammelt und analysiert und die Daten mit Erhebungen vor Beginn der Maßnahmen verglichen. Untersucht wurden regionalspezifische Exemplare, in den südlichen Ländern beispielsweise wurde T. infestans ausgerottet, sodass nun andere Überträger in Frage kommen. In den Andenländern wurden sowohl domestische Arten als auch silvatische Arten untersucht. ATU sammelte neue Daten zur Vektorbiologie, ermittelte neue potenzielle Erreger der Chagas-Krankheit und entwickelte neue Methoden zur Kontrolle und Überwachung des Vektors. Ein Austausch zwischen Infektionssachverständigen, Experten für Kontrollprogramme, medizinischem Personal und Forschern erwies sich als sehr fruchtbar. Über die Webseite können die Beiträge der Workshops abgerufen werden, gleichzeitig wurde allen Organisatoren für Kontrollprogramme, der PAHO (Pan American Health Organization) und Universitäten, die zur Chagas-Krankheit forschen, eine Informationsbroschüre zur Verfügung gestellt wurde. ATU hat damit den Informationsaustausch und die Standardisierung von Kontrollmaßnahmen enorm befördert, um die Übertragung durch Insektenvektoren künftig zu vermeiden. Vom Risiko einer solchen Übertragung sind zwischen 8 und 10 Mio. Menschen in lateinamerikanischen Ländern betroffen, was die Thematik besonders für Gesundheitsbehörden interessant macht.