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Inhalt archiviert am 2024-04-23

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FTE-Erfolgsstorys - Wissenschaftliche Karriere in den unendlichen Weiten

Dem jungen französischen Astronomen Johan Richard ist es gelungen, die Träume zahlreicher Jungen und Mädchen von der Erforschung des Weltalls zu erfüllen. Durch das Auge eines Teleskops entdeckte er, dass die ersten Galaxien schon sehr viel eher als bisher angenommen entstanden: nämlich gerade einmal 200 Millionen Jahre nach der explosiven Geburt des Universums. Und seine wagemutige Reise geht weiter.

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"Es war einmal vor langer Zeit, in einer weit, weit entfernten Galaxis..." Dieser Satz am Beginn jedes Star-Wars-Films begeistert seit Jahrzehnten junge Menschen mit seinem Versprechen auf Mysterien des Weltraumzeitalters, Abenteuer und Entdeckungen. Und Johan Richard, 32 Jahre jung, hat genau diesen Traum wahr gemacht. Dieser junge französische Astronom ist, frei entlehnt von Star Trek, einem weiteren klassischen Science-Fiction-Filmepos, mutig in die unendlichen Weiten des Weltalls aufgebrochen, um fremde Welten zu erforschen, die kaum ein Mensch zuvor gesehen hat: fast zurück zum Anbeginn der Zeit, wie wir sie kennen. 2011 führte Dr. Richard ein Forscherteam an, das eine ferne Galaxie aus der Epoche entdeckte, als das Universum rund 950 Millionen Jahre alt war, deren Bildung gemäß einem allgemein akzeptierten Analyseverfahren aber nur 200 Millionen Jahre nach dem Urknall - der Geburt unseres Universums - begann, was sehr früh ist, wenn man in Betracht zieht, dass das Universum jetzt etwa 13,7 Milliarden Jahre alt ist. Universelle Fragen Zu der großartigen Glanzleistung der Wissenschaft und der naturwissenschaftlichen Detektivarbeit kam hinzu, dass die Sterne im wahrsten Sinne des Wortes exakt richtig für das Team ausgerichtet waren. Die ferne Galaxis, die durch einen Galaxienhaufen mit der Bezeichnung Abell 383 sichtbar ist, könnte normalerweise auch mit den größten und stärksten Teleskopen nicht beobachtet werden. Durch die zufällige Ausrichtung der Galaxie und weitere astronomische Ereignisse gelangen den Forschern um Dr. Richard jedoch detaillierte Beobachtungen. Die überraschende Entdeckung des Teams könnte ein wichtiger Beitrag zu mehr Wissen über das junge Universum sein und den Nebel um einige fundamentale Fragen über dessen frühe Entwicklung lichten helfen. "Wir mussten feststellen, dass diese Galaxie aus alten Sternen bestand, was doch sehr überraschend für eine Galaxie in einem jungen Universum war", wie Dr. Richard erklärt. "Das stellt Annahmen darüber in Frage, wie bald sich Galaxien in den frühen Jahren des Universums bildeten und entwickelten. So könnte sogar das Rätsel gelöst werden, wie eigentlich der das frühe Universum ausfüllende Wasserstoffnebel verschwand." Die Entdeckung sollte überdies Licht in die Bildung der näher an unserem Sonnensystem gelegenen Galaxien bringen. Das astronomische Potenzial der EU-Finanzhilfen Die Forschungsarbeiten, die Dr. Richard zu seiner beeindruckenden Entdeckung hinführten, konnten dank eines EU-finanzierten Stipendiums durchgeführt werden. "Ich profitierte stark vom Marie-Curie-Programm. Mit seiner Hilfe konnte ich meine eigene Forschung weiterbringen, die zu dieser Entdeckung führte", betont der französische Wissenschaftler. Dr. Richard erhielt ein Stipendium für europäische Forscher in Europa zur Laufbahnentwicklung (Intra-European Fellowships for Career Development, IEF), das erfahrenen Forschern den Erwerb neuer Forschungskompetenzen oder die Arbeit in anderen Bereichen ermöglicht. Im Rahmen seines Forschungsprojekts Highzlens untersuchte er Galaxien mit sehr starker "Rotverschiebung" mit Hilfe des NASA/ESA-Weltraumteleskops Hubble. Die Rotverschiebung ist der Europäischen Weltraumorganisation zufolge ein Schlüsselkonzept der Astronomie. Im wörtlichen Sinne bedeutet es, "dass die Wellenlänge des Lichts gedehnt wird, so das das Licht in den roten Anteil des Spektrums 'verschoben' zu sehen ist." "Einer der großen Vorteile des IEF im Vergleich zu anderen Postdoktorandenstellen besteht darin, dass der Forscher unabhängige Finanzmittel erhält und so in größeren Zeiträumen und Dimensionen denken kann", zeigt sich Dr. Richard überzeugt, der sein Stipendium an der Durham University im Vereinigten Königreich übernahm. Der Forscher ist an der Universität Lyon in Frankreich zu Hause und konnte dank einer Marie-Curie-Laufbahneingliederungsfinanzhilfe (Career Integration Grant, CIG) seine eigene Forschergruppe zusammenstellen. "Wir bauen hier eine der leistungsfähigsten Kameras, die wir auf das ... Very Large Telescope in Chile aufsetzen werden", erzählt der Astronom. "Ich bin sehr stolz darauf, ein Teil des Teams zu sein, das ein derartiges Instrument baut, und ich freue mich darauf, in der nahen Zukunft mit ihm arbeiten zu können." - Vollständige Bezeichnung des Projekts: "Studying very high red shift galaxies through gravitational telescopes" - Projektakronym: Highzlens - Projektreferenznummer: 221046 - Projektwebsite Highzlens - Name/Land des Projektkoordinators: Johan Richard, University of Durham, Vereinigtes Königreich - Gesamtprojektkosten 164 061 EUR - Beitrag der EK: 164 061 EUR - Projektbeginn/-ende: September 2008 bis August 2010 - Weitere Partnerländer: Frankreich