Innovation in der europäischen chemischen Industrie
Das Europäische System für die Beobachtung von Innovation (EIMS) hat einen Bericht über "Innovation in der europäischen chemischen Industrie" veröffentlicht. Die europäische chemische Industrie ist der drittgrößte fertigende Industriesektor in Europa und produziert ein sehr heterogenes Programm von Produkten unter den unterschiedlichsten technischen und wissenschaftlichen Verhältnissen und mit sehr verschiedenen FuE-Zielen. Die Studien wendet zwei Methoden für die Untersuchung von Trends und festen Strategien auf dem europäischen chemischen Sektor an. Die erste Methode beruht auf einer Analyse von 1.299 Innovationen, die in den Jahresberichten von 1984 bis 1993 von neun der größten 15 Chemiekonzerne beschrieben wurden, während die zweite Methode auf einer Analyse der gemeinschaftlichen Innovationsstudie (CIS) für Chemieunternehmen beruht. Der Bericht beschreibt die chemische Industrie als eine Industrie, die sich deutlich von anderen Industriezweigen unterscheidet, und zwar hauptsächlich wegen der Heterogenität ihrer Produkte. Im Ergebnis unterliegen die einyelnen Sparten sehr unterschiedlichen technischen/wissenschaftlichen Bedingungen und FuE-Verhältnissen. Der Bericht stellt fest, daß die chemische Industrie selber für 36% des Bedarfs an chemischen Produkten verantwortlich ist. Andere wichtige Verbraucher der Produkte dieser Industrie sind Kfz-Hersteller, die Bauindustrie und die landwirtschaftlichen Industriezweige. Der Bericht beschreibt die innovativen Trends der 1980er und 1990er Jahre auf dem Chemiesektor. Besonders hervorzuheben ist die starke Reduzierung der Anzahl der gemeldeten Neuerungen (1984/1985 wurden 290 Neuerungen gemeldet, während die Zahl im Jahre 1992/92 bei 202 lag). Dies könnte auf die schwere Krise Anfang der 1990er Jahre zurückzuführen sein, könnte aber auch als Indikator für die Schwierigkeiten dieser Industrie auf dem Gebiet der Innovation gewertet werden. Der Bericht beschreibt die Tendenz zu strategischer Kooperation, die Wirkung der Globalisierung, sowie die Innovationsziele. Die die Innovationsanstrengungen der Chemieindustrie behindernden Faktoren werden sowohl nach Land als auch nach einzelnen Sparten eingehend untersucht. Die Chemieindustrie gibt vier Gründe für die anhaltende Innovationsschwäche in Europa an: - Zu viele Vorschriften, die FuE behindern; - Nicht mehr ausreichende Anreize für den Innovationsprozeß; - Öffentliche Beschaffungsprozesse, die keine Innovation fördern; - Nicht ausreichende soziale Akzeptanz vieler FuE-Strategien. Die durchgeführte Untersuchung zeigt eine Reihe von Trends auf dem Gebiet der Innovation auf diesem Sektor. Innovations ist auf dem Gebiet der Sonderchemikalien, der Beschichtungen und der Kunststoffe am stärksten. Andere von den CIS-Daten aufgedeckte Tendenzen sind: die Bedeutung der Kostenorientierung, speziell bei Grundchemiekalien; die Bedeutung der Kooperation auf dem Gebiet von FuE, sowie die Beeinflussung von Exportstragien durch die Forderung nach Reduzierung des von Prozeßinnovatoren verursachten Kostenwaufwands.