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Analysing Social Interactions at a Distance

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Soziale Interaktionen automatisch beobachten

Soziale Interaktionen zu erforschen, ist kein leichtes Unterfangen. Ein von der EU gefördertes Projekt konnte nun elektronische Verfahren zur Beobachtung der Gruppendynamik entwickeln.

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Die automatische Interpretation sozialer Interaktionen ist ein komplexes Forschungsgebiet. Ist man zu nah am Geschehen, kann die Präsenz des Forschers die Probanden hemmen, den natürlichen Fluss des Austauschs stören oder die Menschen ganz und gar davon abhalten, sich überhaupt auszutauschen. Eine Beobachtung aus der Ferne stört viel weniger, macht es aber schwierig, den Interaktionen und dem Austausch zu folgen, Nuancen zu überwachen oder auch nur die verschiedenen Rollenspieler zu ermitteln. Außerdem ist ganz allgemein die Überwachung komplexer Interaktionen innerhalb großer Gruppen eine Herausforderung. Mit Unterstützung des Unterprogramms "Menschen" des Siebten Rahmenprogramms der EU (RP7) verfolgte das Projekt "Analysing social interactions at a distance" (ANASID) das Ziel, getreu seinem Titel soziale Interaktionen aus der Distanz zu analysieren. Das Projekt experimentierte mit verschiedenen Technologien und erdachte Methoden, die es Maschinen ermöglichen, das soziale Verhalten bei überfüllten sozialen Zusammentreffen auf automatische Weise zu analysieren. ANASID konzentrierte sich auf die Entwicklung automatisierter Verfahren zur Identifizierung sozialer Gruppen und Sprecher innerhalb der Gruppe sowie zur Abschätzung der sozialen Aspekte des gruppengestützten Verhaltens. Von den ursprünglichen Videodaten für das Projekt, bei denen aus Gründen des Datenschutzes die sichtbaren Gesichter entfernt wurden, wurden 80 kurze Filme von je zehn Sekunden Dauer in Bezug auf die gesprächsführenden Gruppen, Kopfhaltung, Körperausrichtung und -position kommentiert. Um Daten von in Gruppen ins Gespräch vertieften Menschen zu sammeln, organisierte ANASID eine Speed-Dating Veranstaltung auf dem Campus. Das Team griff auf einige Mittel zurück, um die Interaktionen aufzuzeichnen: zwei oben angebrachte Kameras zur gleichzeitigen Aufzeichnung von zwei Treffen sowie Android-Mobiltelefone mit einer eingebauten speziellen Aufzeichnungsanwendung. Mit der automatische Messung, wie sich die Menschen in den Videos bewegten, konnte ANASID erkennen, ob sich die Menschen zueinander hingezogen fühlten. Leider zeichnete ein großer Teil der Audiogeräte nicht auf. Zur Lösung dieser Probleme kaufte man im Rahmen des Projekts drahtlose Mikrofonaufnahmesysteme. Diese wurden zusammen mit tragbaren Sensoren und weiteren audiovisuellen Geräten für ein Experiment in einem viel größeren Maßstab eingesetzt. ANASID führte außerdem noch ein stärker kontrolliertes Laborexperiment durch, bei dem 32 zuvor nicht miteinander bekannte Personen aufeinandertrafen. Aus diesen Daten konnten die ANASID-Forscher anhand von nur einem um den Hals gehängten Beschleunigungsmesser erkennen, wenn jemand redete. ANASID gelang die Entwicklung effektiver Verfahren zur automatischen Erkennung von Gesprächsgruppen mit der beeindruckenden Genauigkeit von 87 bis 92 %. Das Projekt untersuchte außerdem Methoden zur Ermittlung der Sprechenden innerhalb der im Gespräch befindlichen Gruppen. Die Erkenntnisse des ANASID-Projekt werden dazu beitragen, die Untersuchung von sozialen Interaktionen zu erleichtern, indem eine nicht invasive Überwachung von Gruppendynamiken möglich gemacht wird.

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