Triebkräfte des steigenden Meeresspiegels
Mit der sich ausbreitenden Besiedlung von Küstengebieten und dem weiter ansteigenden Meeresspiegel nimmt die Zahl der Menschen und Güter, die dieser Bedrohung ausgesetzt sind, weiter zu. Deshalb muss sich die Gesellschaft anpassen und ihren Schutz erhöhen, um Schäden und wirtschaftliche Verluste zu minimieren. Für eine wirksame Anpassungspolitik benötigen die politischen Entscheidungsträger jedoch genaue Vorhersagen zu den regionalen Veränderungen des Meeresspiegels. Das Verständnis der Prozesse, die zu der Variabilität des Meeresspiegels beitragen, ist aufgrund ihrer Komplexität noch begrenzt. Dies liegt daran, dass sie verschiedene lokale, regionale und globale Aspekte in verschiedenen Zeitfolgen umfassen, sodass es schwierig ist, den zukünftigen Meeresspiegelanstieg zuverlässig vorauszusagen. Das EU-finanzierte Projekt FORSEANAM ("The forcing of sea level rise in the Arctic, the North Atlantic and the Mediterranean Sea") hat sich dieser Herausforderung angenommen. Die Initiative wurde gegründet, um die Mechanismen der längerfristigen (saisonal oder länger) Meeresspiegelschwankungen in drei großen Gewässern zu erforschen. Das Projekt identifizierte Schlüsselprozesse, um den Wissenschaftlern zu ermöglichen, die Voraussagen der Meereshöhe zu verfeinern. Hierzu verwendeten die Projektpartner mehrere Datensätze, sowohl in-situ und satellitengestützte Informationen als auch Ozeanmodelle und -theorien. Die Ergebnisse daraus haben zu einem erheblich verbesserten wissenschaftlichen Verständnis des Problems geführt. Beispielsweise konnte gezeigt werden, dass der Meeresspiegel entlang der europäischen Küste starken dekadischen Schwankungen unterliegt. Diese Ergebnisse weisen deutlich darauf hin, dass die regionale Variabilität in den Folgenabschätzungen einbezogen werden muss, um dann geeignete Anpassungsmaßnahmen und Strategien gegen den Meeresspiegelanstieg umsetzen zu können. Darüber hinaus hat FORSEANAM den weltweiten Meeresspiegel für den Zeitraum zwischen 1900 und 2011 aus kombinierten Satellitendaten und Ozeanmessungen rekonstruiert. Aus dieser Rekonstruktion lässt sich ablesen, dass der globale mittlere Meeresspiegel im 20. Jahrhundert um etwa 20 cm angestiegen ist. Die Wissenschaftler konnten auch eine Beschleunigung des Meeresspiegelanstiegs in jüngster Zeit nachweisen, der im Laufe der Zeit zunimmt und auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen ist. Eine solche Beschleunigung könnte als Folge einer weiter steigenden Treibhausgaskonzentration noch mehr zunehmen. Darüber hinaus stellten die Projektpartner die Notwendigkeit für weitere Arbeiten fest, um die Vorhersagefähigkeit von Sturmflut-Modellen zu verbessern. Die Projektforscher konnten den Einfluss der internen Klimavariabilität auf die jüngsten Beschleunigungen des Meeresspiegelanstiegs schätzen. Diese und künftige Ergebnisse sollen eine wissenschaftliche Plattform liefern, auf der Interessengruppen Informationen gewinnen und multidisziplinäre Kooperationen mit führenden Wissenschaftlern aufbauen können.
Schlüsselbegriffe
Anstieg des Meeresspiegels, Klimawandel, Küstenentwicklung, Ozeanmodelle, Treibhausgase