Projektbeschreibung
Erkenntnisse über die Gegenwart durch Narrative der Vergangenheit
Die antike Geschichtsschreibung strebte danach, die Vergangenheit über Narrative in die Gegenwart zu holen. Dabei stellt sie das Vergangene so lebendig dar, dass die Leserinnen und Leser es sich bildhaft vorstellen, sich einprägen und sogar daraus lernen konnten. Gleichermaßen wurde dem rhetorischen Stilmittel „energeia“, das die Wirksamkeit der Sprache bezeichnet, die Fähigkeit zugeschrieben, Emotionen wecken und antike Geschichte in die Literatur, Fiktion und Überzeugung heben zu können. Im Rahmen des EU-finanzierten Projekts PHBE soll eine ähnliche visuelle Dimension in Romanen, Comics, Dokumentationen und Anwendungen (öffentliche Reden, Museografie) von Geschichte untersucht werden. Der Schwerpunkt des Projekts wird dabei auf der Anwendung von energeia in der antiken Geschichtsschreibung liegen (vor allem aus den Perioden, in denen energeia zur rhetorischen Ausbildung gehörte). Das Ziel ist es, moderne Anwendungen von energeia herauszustellen und pädagogische Instrumente zu erkennen, mithilfe derer diese Dimension durch Übung eröffnet werden kann.
Ziel
Can we transmit visions of the past? Contrary to the modern conception of scientific history, ancient historiography was supposed to reflect the past in such a vivid way that the reader could visualise it, feel impressions, so that she/he could memorise it and learn lessons from it. Such an effect, called enargeia, was also considered as a rhetorical technique, thought to arouse emotions and to help to orient the vision of the audience, and was consequently practiced in rhetorical exercises; this property brought ancient history close to literature, fiction and persuasion. But a similar visual dimension is also present in wide-spread and popular modern forms (novels, comics, documentaries) and uses (public speeches, museography) of history. This interesting parallel between ancient and modern practice can be used to investigate the effects (on the audience) of various forms of historical representation and their links with argumentation and persuasion thanks to the ancient concepts and tools and through an interdisciplinary approach. The first challenge of this research project, which I will conduct under the supervision of Ruth Webb (University of Lille, France), will be to study the practice of enargeia in ancient historiography (especially during the periods when enargeia was a part of rhetorical instruction), in order to identify its uses and functions and how it brings about persuasion. The next challenge will be to find modern uses of enargeia and to conceive pedagogical tools to unveil this dimension through practice and to develop a critical eye on the various ways of representing history.
Wissenschaftliches Gebiet (EuroSciVoc)
CORDIS klassifiziert Projekte mit EuroSciVoc, einer mehrsprachigen Taxonomie der Wissenschaftsbereiche, durch einen halbautomatischen Prozess, der auf Verfahren der Verarbeitung natürlicher Sprache beruht. Siehe: https://op.europa.eu/en/web/eu-vocabularies/euroscivoc.
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59000 Lille
Frankreich