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Inhalt archiviert am 2023-03-23

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Nachbildung der zerstörten Mosul-Artefakte in 3D

Wertvolle Artefakte aus dem Mosul Museum im Irak werden dank einer EU-geführten Initiative bald aus der Asche mutwilliger Zerstörung auferstehen.

Die wissenschaftliche Gemeinschaft hat sehr schnell reagiert: Zwei Wochen, nachdem ein Video von den Verwüstungen im Mosul Museum von einer Gruppe von ISIS-Extremisten über Youtube verbreitet wurde, starteten Forscher von den Projekten ITN-DCH, IAPP und 4D-CH-WORLD das Projekt MOSUL, um die beschädigten, 300 Jahre alten Artefakte in virtuellen Museen wiederherzustellen und zugänglich zu machen. „Wir gehen davon aus, dass viele der Stücke aus dem Museum geplündert wurden und das alles, was klein genug ist, um leicht davongetragen zu werden, bald auf dem Antiquitätenmarkt auftauchen wird. Alles, was zu groß ist, um entfernt und verkauft zu werden, scheint durch die Hand der ISIS-Extremisten ein gewaltsames Ende gefunden zu haben. In beiden Fällen ist es möglich, die verlorenen Gegenstände durch die Anwendung von Fotogrammmetrie und Crowdsourcing praktisch wieder aufzubauen. Wenn genügend Fotos zur Verfügung stehen, digitale oder Scans von analogen Bildern, ist es möglich, die Artefakte zu rekonstruieren und digitale Kopien dieser Stücke zu erstellen. Das hat zwei direkte Vorteile: Es hilft, gestohlene Stücke zu identifizieren und zerstörte Gegenstände wiederherzustellen“, heißt es auf der Projekt-Website. Um dieses Ziel zu erreichen, will das Team die Technologie von 4D-CH-WORLD nutzen und damit die Artefakte aus Mosul praktisch mithilfe von Bilden aus Crowdsourcing-Quellen im Internet rekonstruieren und modellieren. 4D-CH-WORLD hat in den letzten zwei Jahren das nach eigenen Angaben „weltweit erste vollautomatische 4D-Rekonstruktionssystem entwickelt, das große Bildgalerien in freier Wildbahn verarbeiten kann“. Das Ergebnis dieser Virtualisierung ist bereits auf der Projekt-Website zu sehen, wo 3D-Modelle von Artefakten wie etwa dem „Löwen von Mosul“, bereitgestellt werden. Mit lediglich einem Dutzend, aus verschiedenen Winkeln aufgenommen Bildern kann das Team eine originalgetreue Kopie des Artefakts erstellen. Das Sammeln dieser Bilder wird jedoch nicht gerade ein Spaziergang sein. Das Mosul Museum ist seit dem Ausbruch des Irak-Kriegs im Jahr 2003 geschlossen, wodurch sich die Suche nach relevanten Bildern als sehr schwierig erweisen könnte. Bilder der zerstörten Museumsobjekte, einschließlich assyrischer und hatrenischer Artefakte, kommen von Open-Access-Datenbanken von FLICKR und PICASA, der digitalen EU-Bibliothek Europeana sowie von Menschen, die mit ihren Bildern zu diesem Projekt beitragen wollen. Das Team sucht auch nach Freiwilligen, die helfen wollen, die Bilder beispielsweise zu sortieren, zu kennzeichnen, zu verarbeiten und zu codieren. Koordinatoren des MOSUL-Projekts sind Dr. Marinos Ioannides von der Technischen Universität Zypern sowie Matthew Vincent und Chance M. Coughenour, die außerdem Mitglieder von ITN-DCH (Initial Training Network for Digital Cultural Heritage: Projecting our Past to the Future) sind. ITN-DCH will letztlich den Mehrwert von Teilen des kulturellen Erbes steigern, indem es sie für reale Anwendungen in Bereichen wie Schutz unseres Kulturerbes, Bildung, Tourismusindustrie, Werbung, Mode, Film, Musik, Verlagswesen, Videospiele und Fernsehen wiederverwertet. Wenn MOSUL Erfolg hat, wäre das ein typisches Beispiel für eine solche neuartige Anwendung. Weitere Informationen sind abrufbar unter: Projekt MOSUL http://projectmosul.itn-dch.net/

Länder

Zypern, Griechenland, Finnland

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