Eine gemeinsame europäische Identität durch digitalisiertes Kulturerbe
Beim Begriff „Kulturerbe“ denken wir meist an Gemälde in einem Museum, ein Theaterstück oder ein Buch über antike Geschichte. Die Kulturgeschichte umfasst Dinge aus der Vergangenheit, über die wir uns informieren, jedoch nicht direkt erleben können. Im Projekt RICHES wird diese Perspektive auf Kulturgeschichte im Kontext unserer digitalen Welt neu durchdacht. Wie können sich Einrichtungen, die sich mit Kulturgeschichte befassen, so umstrukturieren, dass sie dem sich verändernden Bedarf der Nutzer gerecht werden? Kann sich eine vielfältiger werdende Gesellschaft in einer oftmals monothematischen Kulturgeschichte identifizieren? Können Menschen noch von Kulturgeschichte begeistert werden? Um diese und weitere Fragen zu beantworten, baute das RICHES-Projekt auf das gesammelte Fachwissen von 10 Partnern aus sechs EU-Ländern und der Türkei auf. Das interdisziplinäre Konsortium aus kulturellen Einrichtungen, Behörden, kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sowie Geistes- und Sozialwissenschaftlern erforschte, wie europäische Kulturgeschichte im digitalen Zeitalter besser vermittelt werden kann. Ein größeres Publikum In RICHES wurde untersucht, wie Kulturgeschichte heute direkter erfahrbar gemacht werden kann. Neue Möglichkeiten sollten geschaffen werden, Kulturgeschichte aufzuführen und zu erhalten, und es wurde erforscht, wie sie mithilfe digitaler Technologien einem breiteren Publikum und neuen Generationen nahegebracht werden kann. Nehmen wie die Kulturgeschichte des Tanzes als Beispiel: Da es sich um eine darstellende Kunstform handelt, kann eine Tanzaufführung auf einem Bild oder in einem Buch nicht in vollem Umfang erlebt werden. Und traditionelle Tänze können nur von denjenigen Menschen bewundert werden, die eine Aufführung besuchen können. Im RICHES-Projekt werden solche darstellenden Kunstformen mithilfe von audiovisueller Technologie einem breiteren Publikum zugänglich gemacht, indem etwa ein Tanz aufgezeichnet und zur Verfügung gestellt wird, sodass jeder Benutzer an jedem Ort der Welt mit nur einem Mausklick darauf zugreifen kann. Zum Abschluss des Projekts lieferten die Forscher den relevanten Interessengruppen evidenzbasierte politischen Empfehlungen, vorausschauende Studien, Toolkits und Leitlinien für bestmögliche Verfahren, um kooperative Initiativen zu schaffen. Alle diese Materialien stehen interessierten Benutzern auf einer übersichtlichen Website zur Verfügung. Vereinigung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Laut den Projektkoordinatoren wird RICHES weitreichende Auswirkungen haben. So demonstrieren die Projektergebnisse zum Beispiel eindeutig, wie Endbenutzer über digitale Technologie mehr Einfluss auf Künstler bzw. Darsteller nehmen können. So sind mehr Benutzer motiviert, sich umfassender und direkter mit Kulturgeschichte auseinanderzusetzen. Ebenso wurde belegt, wie Technologie zu innovativen Interaktionen mit Benutzern und Zuschauern anregt und neue Möglichkeiten für den kulturgeschichtlichen Unterricht in Schulen eröffnet. Das wahrscheinlich wichtigste Ergebnis besteht jedoch in der Förderung einer gemeinsamen europäischen Identität durch digitalisierte Kulturgeschichte, die allen Gemeinschaften Europas zur Verfügung steht. Da Kultur im digitalen Format einem breiteren Publikum zugänglich ist, können Brücken zwischen geografisch getrennten Gemeinschaften gebaut werden, indem gegenseitiges Verständnis geschaffen, Zusammenhalt gebildet, kultureller Austausch gefördert und Gemeinsamkeiten hervorgehoben werden. Das RICHES-Projekt führte also nicht nur zu neuen Möglichkeiten, Kulturgeschichte zu erleben, sondern etablierte auch digitale Ressourcen als Mittel, die Vergangenheit mit der Gegenwart und die Gegenwart mit der Zukunft zu verknüpfen. Weitere Informationen finden Sie auf: Projektwebsite von RICHES
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