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Inhalt archiviert am 2023-03-24

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Wissenschaft im Trend: Genetische Vielfalt des Dromedars liegt in dessen Nutzung auf den alten Handelsrouten begründet

Ein Team von Wissenschaftlern hat herausgefunden, dass die genetische Vielfalt eines der weltweit am meisten domestizierten Tiere, des Dromedars (oder auch einhöckrigen Kamels), in seiner Nutzung auf den alten Handelsrouten begründet liegt.

Seit Tausenden von Jahren setzt der Mensch das Dromedar als Last- und Reittier ein. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein durchquerten Handelskarawanen, die mehrere Tausend Kamele umfassen konnten, die Wüsten Nordafrikas und des Nahen Ostens. Das Dromedar ist das größte aller domestizierten Nutztiere und seine Domestizierung hatte einen äußerst prägenden Einfluss auf die Entwicklung der Gesellschaften in den rauen, unwirtlichen Wüstengebieten. Es gibt jedoch noch einige ungeklärte Fragen zur Domestizierung des Dromedars und dessen Evolution. Während des Domestizierungsprozesses wählt der Mensch für gewöhnlich die Tiere aus, deren Gene ihm die meisten Vorteile bringen, und züchtet diese dann systematisch weiter. Wissenschaftler der Veterinärmedizinischen Universität Wien haben nun erstmals bewiesen, dass diesem Prinzip im Fall des Dromedars nicht gefolgt wurde. Im Gegensatz zu anderen domestizierten Arten, die für gewöhnlich keine große genetische Vielfalt aufweisen, ist diese beim Dromedar durchaus gegeben. Das Team von Wissenschaftlern, koordiniert von der Veterinärmedizinischen Universität Wien, verglich Proben von nahezu 1.100 Dromedaren mit Proben aus archäologischen Funden von wildlebenden und frühen domestizierten Tieren. Sie analysierten die DNA und stellten fest, dass die genetische Vielfalt des Dromedars tatsächlich in direktem Zusammenhang mit seiner Nutzung als Lasttier auf den alten Handelsrouten im Nahen Osten und in Nordafrika steht. Das rührt daher, dass auf diese Weise verschiedene Dromedarpopulationen aufeinandertrafen, wodurch immer wieder neues Erbgut eingebracht wurde und die genetische Vielfalt somit erhalten blieb. Nur eine einzige Dromedarpopulation war aufgrund geografischer und kultureller Barrieren für einige Zeit von allen anderen isoliert und weist daher nicht die gleiche genetische Vielfalt wie die anderen Populationen auf. Aufgrund dieses regelmäßig neu eingebrachten Erbguts – ein Prozess, der für gewöhnlich nur bei Wildtieren beobachtet wird – war es schwierig festzustellen, von welchem wildlebenden Dromedar unser domestiziertes Tier nun abstammt und wann die Menschen mit seiner Domestizierung begonnen haben. Doch die Forscher konnten dieses Mysterium tatsächlich klären. Dies gelang ihnen, indem Sie DNA-Proben aus bis zu 7.000 Jahre alten Knochenfunden von wildlebenden und frühen domestizierten Dromedaren entnahmen, analysierten und diese mit den Genprofilen von heutigen Dromedaren aus verschiedenen Ländern verglichen. So konnten sie erstmals nachweisen, dass die Domestizierung des Dromedars an der Südostküste der arabischen Halbinsel (wo sich heute der Oman und die Vereinigten Arabischen Emirate befinden) ihren Anfang fand. „Unsere Ergebnisse scheinen zu bestätigen, dass die Domestizierung wildlebender Dromedare tatsächlich an der Südostküste begann“, so Pamela Burger, Mitglied des in Wien basierten Projektteams. „Im Laufe der Zeit wurden aus den wildlebenden Dromedaren die frühen domestizierten Populationen gezüchtet. Die wildlebenden Vorfahren des heutigen Dromedars lebten auf einer begrenzten Fläche und starben vor ca. 2.000 Jahren aus.“ Verglichen mit anderen domestizierten Tieren und Nutztieren, kann sich das Dromedar aufgrund seiner genetischen Vielfalt wahrscheinlich besser an klimatische Veränderungen anpassen. Gewagten Mutmaßungen zufolge wird das Dromedar angesichts der Erderwärmung, der zunehmend extremen Wetterverhältnisse und der dadurch wachsenden Flächen, die sich nicht zur Nutztierzüchtung eignen, letztendlich das Rind und sogar das Schaf als primäre Milch- und Fleischquelle des Menschen ablösen.

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