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Inhalt archiviert am 2023-04-13

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Wie höchste ethische Maßstäbe in der wissenschaftlichen Forschung erreicht werden können

Eine südafrikanische Universität hat einen globalen Kodex implementiert, der durch eine EU-Initiative entwickelt wurde, um den Export unethischer Forschungspraktiken in Länder mit geringem und mittlerem Einkommen zu verhindern.

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Da die globale Zusammenarbeit in der Forschung immer gängiger wird, hat das Problem des ethische Dumpings in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Die Geschichte ist voll von Beispielen, in denen Forschung missbräuchlich genutzt wird – seien es die schrecklichen Experimente der Nazis oder die Versuche im Rahmen der Tuskegee-Syphilis-Studie in den Vereinigten Staaten. Das Phänomen des ethischen Dumpings bezeichnet generell den Export ethisch inakzeptabler und unkonformer Forschungspraktiken in arme Länder. Hierzu zählt die Durchführung von Forschung ohne ethische Zulassung oder ohne Versicherungsschutz für Schäden, die im Laufe einer Studie auftreten könnten. Dies beinhaltet die Durchführung von Versuchen, bei denen gefährdete Bevölkerungsgruppen ausgenutzt werden oder die Durchführung von Forschung in Ländern mit geringem und mittlerem Einkommen, die in Ländern mit hohem Einkommen und strikten Vorschriften normalerweise verboten wären. Dank des EU-finanzierten Projekts TRUST (Creating and enhancing TRUSTworthy, responsible and equitable partnerships in international research) hat der Senat der Universität Kapstadt (UCT) eine Reihe von Grundsätzen und Verfahrensweisen eingeführt, die befolgt werden sollen, um das Gefälle in den ethischen und rechtlichen Forschungsstandards zu überwinden. In einer Pressemitteilung auf der UCT-Website heißt es, dass „der globale Verhaltenskodex für die Forschung in ressourcenarmen Umgebungen (Global Code of Conduct for Research in Resource-Poor Settings, GCC)“ alle Forschungsdisziplinen betreffe. „Dies macht die UCT nach der Europäischen Kommission sowie der Partnerschaft Europas und der Entwicklungsländer im Bereich klinischer Studien zum dritten Anwender des globalen Kodex und zum ersten Anwender im globalen Süden.“ Vorsätzlich oder unabsichtlich? In der gleichen Pressemitteilung wird erklärt, dass sich ethisches Dumping vorsätzlich oder unabsichtlich ereignen könnte, zum Beispiel, wenn die Fachkompetenzen unzureichend wären. Weiter heißt es: „Der GCC dient daher auch als Bildungsinstrument für Forscher und Forschungsfördersysteme.“ Das Projekt TRUST wurde eingerichtet, um ethisches Dumping zu verhindern, indem die Durchsetzung hoher ethischer Maßstäbe in der weltweiten Forschung verbessert wird. Das Projekt, das 2018 abgeschlossen wurde, nutzte einen neuen Rahmen, der auf den Werten Gerechtigkeit, Respekt, Sorgfalt und Ehrlichkeit gründet. Der erste verabschiedete Kodex des Projekts war der San-Kodex für Forschungsethik (San Code of Research Ethics), der 2017 in Kapstadt ins Leben gerufen wurde. In einer Erklärung auf der Website zum globalen Verhaltenskodex für die Forschung in ressourcenarmen Umgebungen heißt es: „Niemals zuvor ist von indigenen Völkern in Afrika ein Kodex entwickelt worden, um sich selbst vor Missbrauch in der Forschung zu schützen.“ Die San in Südafrika, die als die Hüter der ältesten menschlichen DNS auf der Erde gelten, sind für bevölkerungsweite Genomforschung überaus gefragt.. Ein Dokument auf der Projektwebsite nimmt zu verschiedenen Studien Stellung, darunter das Genomsequenzierungsprojekt, an dem vier ausgewählte San-Probanden beteiligt waren. Die Ergebnisse der Genomstudie wurden 2010 in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht. Die Forschung wurde von der San-Führung als respektlos wahrgenommen und es wurden 2014 und 2016 verschiedene Workshops zu diesem Problem abgehalten. Daran nahmen San-Stammesführer aus Botsuana, Namibia und Südafrika sowie Genomikforschende, Ethikfachleute und Juristen teil. Die Workshops im Jahr 2016 wurden unter der Leitung des TRUST-Projekts durchgeführt und resultierten in Empfehlungen und letztlich der Publikation des San-Kodex für Forschungsethik. Weitere Fallstudienbeispiele, die in dem Dokument analysiert werden, beinhalten die Verwendung von nichtmenschlichen Primaten, von Prostituierten, die an HIV/AIDS-Forschung beteiligt sind, von Ebola-Impfstoffstudien und von IKT- sowie mobilen Daten für die Gesundheitsforschung. Zusätzlich zur Schaffung eines internationalen Netzwerks zur globalen Governance in der Forschungsethik wurde durch TRUST ein Toolkit entwickelt, das bei Verhandlungen im Hinblick auf gerechte Ergebnisse in Forschungspartnerschaften Orientierung zu Erwägungsgründen bietet. Weitere Informationen: TRUST-Projektwebsite

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