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Inhalt archiviert am 2024-05-27

"The causes, consequences and conservation implications of individual specialisation in seabirds"

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Wagemutige Vögel enden nicht häufiger als Beifang

Die Erforschung tierischer Verhaltensweisen kann zu verblüffenden Ergebnissen führen und zum verbesserten Schutz der Tiere vor menschlichen Aktivitäten beitragen. EU-Forscher stellten sich die Frage: "Besitzen Albatrosse eine eigene Persönlichkeit, und wenn ja, hat dies Auswirkungen auf ihre Überlebenschancen?"

Albatrosse zählen zu den größten und zugleich am stärksten bedrohten Flugvögeln der Erde. Zu den erkennbaren Gefahren, die für sie tödlich sein können, gehört der Klimawandel sowie die Häufigkeit, mit der sie als Fischereibeifang in Fischernetze geraten. Obgleich der Beifang als die einfacher zu bekämpfende Gefahr erscheint, ist es doch eine dringend zu beantwortende Frage, warum Albatrosse sich überhaupt in Fischernetzen verfangen. Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, riefen EU-finanzierte Forscher das Projekt "The causes, consequences and conservation implications of individual specialisation in seabirds" (ALBASPECIALISATION) ins Leben. Ziel des Projekts war die Erstellung vollständiger Datensätze zum Lebensverlauf des Schwarzbrauenalbatros (Thalassarche melanophrys) und des Wanderalbatros (Diomedea exulans). Dies führte zu unerwarteten und komplizierten Ergebnissen. Die Forscher stellten fest, dass Vögel beider Arten unterschiedliche, individuelle Persönlichkeiten besitzen. Des Weiteren können Persönlichkeitsmerkmale an den Nachwuchs von Wanderalbatrossen weitergegeben werden, wobei anscheinend nur bei Männchen ein Zusammenhang zwischen Risikofreude und körperlicher Fitness besteht. Umgekehrt schienen wagemutige Schwarzbrauenalbatrosweibchen eine höhere Fitness zu besitzen als kühne männliche Artgenossen. Männchen, die sich nahe der Kolonie auf Nahrungssuche begaben, wiesen eine bessere Fitness auf, wobei die Auswirkungen der Nahrungssuche in Nähe der Kolonie bei Weibchen sehr viel variabler waren. Allerdings verfügten die Forscher nicht über ausreichende Daten um zu ermitteln, ob auch Schwarzbrauenalbatrosse ihre Persönlichkeiten an ihre Jungen vererben. Die Nahrungssuche erfolgte bei den beiden beobachteten Arten unter sehr unterschiedlichen Bedingungen. Die Schwarzbrauenalbatrosse waren mit der Fütterung des Nachwuchses beschäftigt und sahen sich in Nähe der Kolonie daher mit einem erheblichen Nahrungswettbewerb konfrontiert. Die Wanderalbatrosse hingegen bebrüteten zur Zeit der Beobachtung noch ihre Eier. Aufgrund dieser zeitlichen Verschiebung entfernten sie sich zur Nahrungssuche weiter von der Kolonie und waren deswegen keinem so starken Nahrungswettbewerb ausgesetzt. Für beide Gruppen wurden Daten erfasst. Trotz der festgestellten Unterschiede hinsichtlich der Umstände der Nahrungssuche vermuten die Forscher, dass Persönlichkeitsmerkmale entscheidenden Einfluss auf die Überlebenschancen von Albatrossen haben könnten. Die Forscher sagten im Wesentlichen voraus, dass risikofreudigere Vögel mit größerer Wahrscheinlichkeit in Fischernetzen gefangen werden würden. Durch direkte Beobachtungen und Datenanalyse sah sich das ALBASPECIALISATION-Team jedoch gezwungen, diese These zu verwerfen. Die Ergebnisse belegen, dass sich anhand eines wagemutigen Wesens keine Prognose stellen lässt, ob ein Albatros in der Nähe von Fischereiaktivitäten riskante Entscheidungen treffen wird. Dennoch konnte das ALBASPECIALISATION-Team belegen, dass individuelle Charakterzüge Einfluss auf Strategien der Nahrungssuche haben und daher für die Überlebenschancen sowohl des einzelnen Albatros wie auch der gesamten Population eine Schlüsselrolle spielen.

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