Zeit für eine Auseinandersetzung mit den sozialen Auswirkungen der Benachteiligung im Verkehr
Neben dem finanziellen Aspekt führten verschiedene kulturelle, soziale, politische und physische Faktoren zu einer sogenannten verkehrsbedingten sozialen Ausgrenzung (transport-related social exclusion, TRSE), die auf bestimmte Bevölkerungsgruppen weitreichende Auswirkungen hat. TRSE bezieht sich auf Personen, die aufgrund eines Mangels an erforderlichen Verkehrsressourcen nur begrenzte Möglichkeiten im Hinblick auf die täglichen Aktivitäten haben. Das Projekt TRANSENDANC (Transport and social exclusion: New directions and national comparisons) wollte diesen Zusammenhang sowohl in entwickelten als auch sich entwickelnden Ländern besser ergründen. Ein primäres Ziel war die Entwicklung eines Netzwerks aus Forschern und politischen Entscheidungsträgern, um den Verkehr und die soziale Ausgrenzung in verschiedenen nationalen Kontexten zu untersuchen und die Umsetzung des Wissens in eine verbesserte politische Praxis zu fördern. Zur Weitergabe ihrer Erfahrungen mit und ihres Wissens über TRSE nahmen die Forscher von Universitäten in Belgien, Chile und im Vereinigten Königreich an einer hochrangigen, multidisziplinäre Zusammenarbeit teil. Sie arbeiteten an einem tieferen Verständnis der TRSE durch Berücksichtigung der Verbindungen zwischen finanzieller Notlage, Zugangsproblemen und geringem sozialen Kapital in verschiedenen geografischen Kontexten. Das Team erstellte eine Literaturübersicht, die den Verkehrsnachteil, soziale Ausgrenzung und soziales Kapital als die drei Kernkomponenten (und verschlungenen Prozesse) von TRSE herausstellt. Eine Überprüfung einer großen Gruppe potenzieller Indikatoren unterstützte die Darstellung möglicher Wechselwirkungen dieser drei Kernkomponenten und die Schaffung einer Reihe von Indikatoren zu deren Messung. Diese Arbeit beinhaltete die Entwicklung eines zusammengesetzten Mobilitäts-/Beteiligungsindexes auf Grundlage von sechs Indikatoren. Die Forscher führten eine empirische Analyse unter Einsatz von Datensätzen durch, die bereits für die Fallstudienstädte des Projekts, Gent (Belgien), Los Ángeles (Chile) und Merseyside (Vereinigtes Königreich), verfügbar sind. Die Arbeit weist auf ein komplexes Zusammenspiel zwischen persönlichen Eigenschaften, Fähigkeiten und Verantwortlichkeiten von Individuen und den ihnen raumzeitlich in deren jeweiligen Städten zur Verfügung stehenden Möglichkeiten hin. Ein weiterer Untersuchungsbereich, insbesondere in ausgewählten Stadtteilen von Concepción, konzentrierte sich auf die Rolle von Sozialkapital und sozialen Netzwerken. Eine quantitative Analyse ergab, dass Haushalte mit geringem Einkommen einige verkehrsbezogene Nachteile erleben, wenn es um den Zugang zu sozialer Unterstützung geht. Qualitative Follow-up-Interviews beschäftigten sich mit Problemen, die möglicherweise Auswirkungen auf die Mobilität und die Pflege sozialer Netzwerke haben. TRANSENDANC erkundete den Zusammenhang zwischen den sozioökonomischen Benachteiligungen der Menschen und ihrem Reiseverhalten, wobei gesellschaftstheoretische Erklärungen für damit im Zusammenhang stehende Erkenntnisse weiterentwickelt wurden. Die Projektarbeit hat das Bewusstsein in Bezug auf TRSE gesteigert. Noch umfassendere Forschung zu dem Thema sollte nun dazu beitragen faire Rahmenbedingungen für eine gerechtere Gesellschaft schaffen.
Schlüsselbegriffe
Verkehr, soziale Ausgrenzung, sozioökonomische Nachteile, TRANSENDANC, Sozialkapital, soziale Netzwerke
