Zusammenhang zwischen Immunsystem und Neurodegeneration
Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist die häufigste Erkrankung der Motoneuronen im Erwachsenenalter, die fortschreitender Lähmung einhergeht und innerhalb von 5 Jahren nach Erstdiagnose zum Tod führt. Derzeit gibt es keine Behandlung, die die progressive Motoneuronendegeneration stoppen kann. Zunehmend geht man davon aus, dass Mikrogliazellen - die Makrophagen des zentralen Nervensystems – am Krankheitsfortschritt beteiligt sind. Da die Diagnose ALS erst bei deutlicher Symptomatik gestellt wird, konzentrierte sich das EU-finanzierte Projekt "Role of microglial cells during neurodegeneration in amyotrophic lateral sclerosis" (MICROGLIA IN ALS) auf diese Phase der Erkrankung. Die zweithäufigste Form der familiären ALS ist auf Mutationen des Enzyms Superoxid-Dismutase (SOD1) zurückzuführen. Die Wissenschaftler analysierten daher an Tiermodellen mit SOD1-Mutationen, die optimal die Krankheitssymptomatik repräsentieren, die Interaktion zwischen Mikroglia und Neuronen. Schwerpunkt war die Rolle eines Glutamattransporters (System xc-), der von Mikroglia exprimiert wird und offenbar einen Schlüsselfaktor für die Mikrogliafunktion und ALS-Progression darstellt. Da sich Mikrogliazellen um die betroffenen Motoneuronen sammeln, wurde auch untersucht, inwieweit Chemokine am Prozess beteiligt sind. Um Unterschiede bei peripheren Makrophagen und ZNS-Mikroglia hinsichtlich der Degeneration von Motoneuronen an ALS-Modellen zu unterscheiden, wurde ein Makrophagenaustausch durchgeführt. Die Aktivierung von Mikrogliazellen wurde sowohl bei der familiären wie auch sporadischen Form der ALS beobachtet. Damit legt die Studie den Grundstein für weitere Analysen zu allgemeinen Signalwegen bei Motoneuronerkrankungen. Vor allem kann das neue Grundlagenwissen die Entwicklung neuer Therapien gegen ALS befördern.
Schlüsselbegriffe
Mikroglia, amyotrophe Lateralsklerose, Motoneuronendegeneration, SOD1, Glutamat, Chemokin,