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Inhalt archiviert am 2024-04-24

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REMPARK: unabhängigere Patienten durch verbesserte Parkinsonbehandlung

Ein persönliches Gesundheitssystem (Personal Health System) unterstützt Parkinsonpatienten dabei, mit ihren Symptomen umzugehen und liefert den Ärzten durch kontinuierliche Überwachung gleichzeitig reichhaltige Informationen.

Heutzutage leben in Europa mehr als eine Million Menschen mit Parkinson und der Europäischen Parkinson-Vereinigung zufolge soll sich diese Zahl aufgrund der alternden Bevölkerung bis 2030 verdoppeln. Das REMPARK-Projekt steht zu seinem Versprechen, Parkinsonpatienten Linderung zu verschaffen und die Ärzte bei der Verbesserung der Behandlung zu unterstützen. Forscher entwickeln derzeit ein Gesundheitsüberwachungssystem für diese Patienten, das die aktuelle motorische Verfassung des Patienten feststellt und aufzeichnet und ihm dabei hilft, sich wieder nahezu normal bewegen zu können. „Das System unterstützt die Patienten nicht nur dabei, mit ihren Symptomen umzugehen, sondern liefert den behandelnden Ärzten auch Rückmeldungen, sodass die Krankheit engmaschiger verfolgt werden kann“, sagt Professor Joan Cabestany, Projektkoordinator und Mitglied der Fakultät für Elektroingenieurwesen an der Universitat Politècnica de Catalunya (UPC). Den Gehrhythmus wiedererlangen Das komplette REMPARK-System besteht aus einem Sensor, der um die Taille getragen wird, einem Smartphone, mit dem Informationen gesendet und empfangen werden, einem Server, der die Daten empfängt und an das medizinische Personal weiterleitet, einem akustischen Signalsystem und einem elektrischen Stimulationsgerät mit Sensorfunktion. Der Sensor überwacht die motorische Verfassung des Patienten in Echtzeit und kann die speziellen Symptome von Parkinson erkennen. Er bewertet, ob der Patient in dem Moment an Bewegungsstörungen leidet oder nicht (ON/OFF/ Dyskinesie status. „ON“ bedeutet, dass sich der Patient fast richtig bewegen kann, während „OFF“ darauf hinweist, dass der Patient Schwierigkeiten bei der Bewegung hat und ein Zittern oder andere unfreiwillige Muskelspasmen erlebt, die oft die Parkinson’sche Krankheit kennzeichnen. Sobald der Patient Schwierigkeiten hat, sich normal zu bewegen, hört er über den mit dem System verbundenen Kopfhörer ein rhythmisches Klicken, ähnlich wie bei einem Metronom. Dieses Gangbild-Leitsystem hilft dem Patienten, zur Normalität zurückzukehren und seine täglichen Dinge zu verrichten. Kontinuierliche Informationen sofort greifbar Normalerweise treffen Neurologen ihre Parkinsonpatienten nur wenige Male im Jahr und sehen deshalb immer nur einen Ausschnitt des Zustands ihres Patienten. Mit dem System von REMPARK können sie den Krankheitsverlauf jedoch verfolgen und analysieren. Das BAN (Body Area Network) des Patienten sendet über dessen Smartphone Daten an den Server in der Cloud. Der Arzt hat aus der Ferne Zugriff auf diese Informationen, um den Zustand des Patienten zu bewerten und den Krankheitsverlauf zu überwachen. Er kann dann mithilfe des Systems eine Rückantwort an den Patienten geben. „Mit diesem System sind die Ärzte in der Lage, Tendenzen zu erkennen“, erklärt Professor Cabestany. „Sie können Daten innerhalb jedes beliebigen Zeitraums untersuchen.“ „Der Sensor ist ein Gerät, das jetzt direkt eingesetzt werden kann, um die Überwachung des Patienten zu verbessern. Ärzte können den Krankheitsverlauf über einen ganzen Tag oder einen anderen Zeitraum unter ambulanten Bedingungen messen, während der Patient einen normalen Tag erlebt“, so Professor Cabestany. Mithilfe der Einblicke aus ihrer Analyse können Neurologen die Behandlungen ihrer Patienten entsprechend anpassen und im Rahmen des therapeutischen Fensters bleiben, in dem die erwünschten Wirkungen der Medikamente gegenüber den Nebenwirkungen überwiegen. Diese Informationsverfügbarkeit ist nicht nur für die Ärzte von Vorteil. „Wenn die Patienten wissen, wie viele Stunden sie im ON/OFF-Zustand waren, können sie lernen, besser mit ihren Symptomen umzugehen, indem sie ihre tägliche Routine oder Umgebung anpassen“, so Professor Manuel Moreno, ein Kollege von Professor Cabestany an der Fakultät für Elektroingenieurwesen der UPC. Alarm! Gerät ein Patient in Schwierigkeiten, ohne das selber wahrzunehmen, kann das System ihn über eine Mitteilung an das Smartphone ansprechen, sodass der Patient sich seines Körperzustands besser bewusst wird und dementsprechend reagieren kann. Im Notfall, etwa bei einem Sturz, kann das System die Angehörigen des Patienten, den Arzt oder ein Callcenter alarmieren. REMPARK lief vom 1. November 2011 bis zum 30. April 2015 und wurde mit 3,3 Millionen EUR aus EU-Mitteln unterstützt. Das Projekt hat seit September 2014 über einen Zeitraum von mehreren Monaten Versuche unter ambulanten Bedingungen durchgeführt. Daran nahmen 43 Patienten aus vier medizinischen Versorgungszentren in Spanien, Italien, Irland und Israel teil. Link zur Projektwebsite

Schlüsselbegriffe

Parkinson’sche Krankheit, Persönliches Gesundheitssystem, Personal Health System, Dyskinesie, Europäische Parkinson-Vereinigung, Gangbild-Leitsystem, therapeutisches Fenster, EU, CORDIS