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Inhalt archiviert am 2022-12-07

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Entscheidung des VK sorgt für Zündstoff in der europäischen Diskussion über das Klonen

Die Politiker im Vereinigten Königreich stimmten gestern in einer Debatte im Unterhaus für eine Ausdehnung der bestehenden staatlichen Vorschriften zur Embryonenforschung. Beobachter beschrieben die Debatte als "leidenschaftlich und sachkundig". Eine Mehrheit von 366 Parlament...

Die Politiker im Vereinigten Königreich stimmten gestern in einer Debatte im Unterhaus für eine Ausdehnung der bestehenden staatlichen Vorschriften zur Embryonenforschung. Beobachter beschrieben die Debatte als "leidenschaftlich und sachkundig". Eine Mehrheit von 366 Parlamentsmitgliedern entschied sich mit 174 Gegenstimmen zu Gunsten der Gesetzesänderung. Die umstrittene Entscheidung gestattet die Entnahme von "Stammzellen" - die über die besondere Eigenschaft verfügen, zu einer Vielzahl unterschiedlicher Körpergewebe heranzuwachsen - aus Embryonen in einem sehr frühen Stadium ihrer Entwicklung. Wissenschaftler sind der Ansicht, dass die Fähigkeit dieser Zellen, zu vollständigen Körpergeweben heranzuwachsen, für die Behandlung einer Reihe schwerer Krankheiten eingesetzt werden und sogar die Organtransplantation revolutionieren könne. Viele Gegner der Embryonenforschung halten dagegen das Missbrauchspotenzial dieser Technologie für zu riskant, um eine Ausweitung der bestehenden Gesetze gutheißen zu können. Der Premierminister des VK Tony Blair gehörte zur Gruppe der Befürworter der neuen Gesetzgebung unter der Leitung der Labour-Abgeordneten Yvette Cooper. Der Forschung müsse das weitere Fortschreiten gestattet werden, da sie möglicherweise "den Schlüssel zur Heilung innerhalb des menschlichen Körpers" liefere. "Wenn wir die Weiterführung dieser Forschungsarbeiten gestatten, könnte dies einen gewaltigen Nutzen insbesondere für Menschen bringen, die an einer schrecklichen chronischen Krankheit leiden", erklärte sie vor dem Parlament. Diejenigen, die mit "Nein" stimmten, glauben jedoch, dass die Risiken den potenziellen Nutzen überwiegen. Peter Garret von "Life", der Wohltätigkeitseinrichtung der Abtreibungsgegner im VK, sprach im Namen der Menschen, die über die Möglichkeit der Züchtung menschlicher Klone durch die Wissenschaftler Besorgnis empfinden: "Sobald man der Züchtung von geklonten menschlichen Embryonen Tür und Tor öffnet, schafft man die Voraussetzungen für das Klonen von Menschen", sagte er. Die Abgeordneten des Europäischen Parlaments in Brüssel wurden vor kurzem ebenfalls zur Beratung über die Stammzellenforschung aufgefordert. Sie stimmten am 13. Dezember für die Einrichtung eines nichtständigen Ausschusses zur Untersuchung der Humangenetik und der diesbezüglichen Technologien in der modernen Medizin. Dessen 36 Mitglieder werden die ethischen, rechtlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fragen in Zusammenhang mit neuen Entwicklungen im medizinischen Bereich untersuchen. Der europäische Forschungskommissar Philippe Busquin begrüßte den Schritt der MdEP, der im Anschluss an die Veröffentlichung einer Stellungnahme der Europäischen Gruppe für Ethik (EGE) zur Stammzellenforschung im November erfolgte. Kommissionsmitglied Busquin sah vorläufig von einem Kommentar zur Stellungnahme ab, da er nach Angaben eines Sprechers der Kommission die Unabhängigkeit des Ausschusses von der Kommission deutlich machen wolle. Busquin gab jedoch vor kurzem Einzelheiten über die Reaktion der Kommission auf die Empfehlungen der EGE zur künftigen Förderung der Forschung auf diesem Gebiet durch die Gemeinschaft bekannt. Laut den Vertretern der Kommission werde die Gemeinschaft weiterhin einen vorsichtigen Ansatz hinsichtlich der Stammzellenforschung verfolgen, wie von der EGE empfohlen. Das Kommissionsmitglied plant ferner, ethische Prüfungen der gesamten EU-finanzierten Forschung, die zurzeit bei Projektbeginn vorgeschrieben sind, in verstärktem Maß auch während der Laufzeit der Projekte zu fordern. Er werde die Mitgliedstaaten nach und nach auffordern, in ähnlicher Weise vorzugehen. "Die Folgen der Biowissenschaften sind von bedeutenderer Natur als die Technologie... Wir unternehmen alles in unserer Macht Stehende, um eine einheitliche Ansicht über die Biowissenschaften zu erreichen", so ein Vertreter der Kommission gegenüber CORDIS News. Angesichts dessen richtete der Forschungskommissar am 21. November dieses Jahres einen Biotechnologie-Koordinierungsausschuss ein. Die Kommission bestehe darauf, dass in Europa eine ausgewogene Debatte zu diesem umstrittenen Forschungsbereich stattfinden müsse, fügte der Vertreter der Kommission hinzu. Sie sei vor allem darüber besorgt, dass ein absolutes Verbot zu einer Verlagerung von Biotechnologie-Unternehmen in die USA führen könne: "Wir wollen keine Abhängigkeit von den USA bei Technologien, die inzwischen nicht mehr umstritten sind", fuhr der Vertreter der Kommission fort. Dies bedeute, dass das nächste FTE-Rahmenprogramm der Gemeinschaft der angewandten Forschung im Bereich Pflanzen-, Tier- und Humangenetik Vorrang einräumen werde, sagte er. Ferner solle im Jahr 2001 ein Teil des Haushalts des laufenden Programms der Europäischen Kommission "Lebensqualität und Management der lebenden Ressourcen" für die Stammzellenforschung unter besonderer Berücksichtigung ethischer Aspekte bereitgestellt werden. Bislang wurde jedoch kein Haushalt aufgestellt. Dieser soll erst nach Gesprächen zwischen der Kommission, der EGE und der hochrangigen Biowissenschaftsgruppe bekannt gegeben werden. "Das [nächste] Rahmenprogramm sollte die Stellungnahmen des [Europäischen] Parlaments und der EGE berücksichtigen und alle Aktivitäten im Bereich des therapeutischen Klonens einstellen, bis wir über mehr Informationen verfügen", so die Kommission, welche die Debatte im VK aufmerksam verfolgt.

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