Regenerationstherapien bei Rückenmarksverletzungen
Der sekundäre Schaden am Gewebe nach primärer SCI ist eine wesentliche Ursache für bleibende funktionelle Schäden. Um Gewebeschäden dieser Art zu minimieren, muss die Entzündungsreaktion nach einer primären SCI eingedämmt werden. LPA sind hochwirksame biologisch aktive Lipid-Moleküle, die die Signalgebung G-Protein-gekoppelter Rezeptoren vermitteln und an der Zellproliferation und anderen wichtigen physiologischen Funktionen beteiligt sind. Jüngste Studien am Mausmodell zeigten, dass eine funktionelle Erholung bei einer Hemisektion (teilweisen Durchtrennung) des Rückenmarks möglich ist, wenn die Interaktion zwischen LPAs und deren Rezeptoren gehemmt und dadurch die Entzündung gestoppt wird. So untersuchte das EU-finanzierte Projekt "Role of lysophosphatidic acid in the pathophysiology of spinal cord injury" (ROLPASCI) den Beitrag von LPA-Rezeptoren, die durch die für die Endotheldifferenzierung zuständige Genfamilie codiert wird. Offenbar lösen LPA nach einer Verletzung eine schnelle Entzündungsreaktion im Rückenmark aus, gefolgt von Demyelinisierung und Funktionsverlust. Durch Demyelinisierung wird die schützende Myelinscheide um die Neuronen geschädigt, was zu Neurodegeneration führt. An LPA1- und LPA2-defizienten Mausmodellen beobachteten die Forscher nach der Injektion von LPA in das Rückenmark der Mäuse eine deutlich reduzierte Demyelinisierung. Experimentell wurde demonstriert, dass LPA1 und LPA2 die Aktivierung von Mikrogliazellen, den Myelinabbau, das Absterben von Neuronen und den Zelltod fördern. So konnten durch LPA1- oder LPA2-Hemmung Bewegungsfähigkeit und Myelinerhalt infolge einer SCI deutlich verbessert werden, da sich ein neuroprotektiver Effekt einstellte. Bei LPA3 hatte die Hemmung oder Aktivierung hingegen keinerlei negativen Einfluss auf die funktionelle Erholung nach einer SCI. Die Projektergebnisse unterstreichen die entscheidende Rolle von LPA-Rezeptoren für gesunde und pathologische Funktionen im Zentralnervensystem. Eine gezielte Ansteuerung von LPA-Rezeptoren könnte sich daher für neurodegenerative Krankheiten wie auch SCI anbieten.
Schlüsselbegriffe
Lysophosphatidsäure, Gewebeschäden, entzündliche Reaktion, Rückenmarksverletzung, Neurodegeneration