Genetik-Diskussion gewinnt an Schärfe
Nachdem die britische Regierung Gesetzesvorlagen für ein Verbot des Klonens von Menschen ankündigte, haben sich mehrere führende Wissenschaftler in dieser Angelegenheit zu Wort gemeldet. Lord Winston erklärte vor der Eröffnung der sechsten Jahresversammlung der Human Genome Organisation (HUGO) im schottischen Edinburgh, die dringendste Aufgabe sei die Einbeziehung der Öffentlichkeit in die Diskussion um die Genetik, denn es handele sich um eine sehr komplexe Frage, um die eine öffentliche Diskussion in Gang gebracht werden müsse. Die Versammlung, zu der 800 Wissenschaftler erwartet werden, beschäftigt sich vor allem mit der Frage der Ethik und dem Schutz der Privatsphäre in der Genetik. Ganz anderer Ansicht ist James Watson, der 1962 mit zwei anderen Wissenschaftlern für die Entdeckung der DNA-Struktur mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde und seither als "Vater" der DNA gilt. Er verlangt Gesetze, welche die gentechnische Herstellung von menschlichem Sperma und Eizellen erlauben, da die derzeit angebotenen Gentests lediglich Hinweise auf bevorstehende Probleme liefern, aber nichts zur Lösung beitragen. "Wer will schon mit Sicherheit wissen, dass er früher oder später eine Krankheit bekommt, für die es keine Heilung gibt? Daher muss der Ausschluss von genetischen Behinderungen unser vorrangiges Anliegen sein... Ich befürworte nachdrücklich die Kontrolle des genetischen Schicksals von Kindern", sagte er gegenüber der Zeitung "The Independent". Experimente zum Klonen hatten bisher eine geringe Erfolgsquote. So mussten etwa 277 Embryos eingepflanzt werden, bevor das Schaf Dolly erfolgreich geklont wurde. Vielleicht war dies ausschlaggebend dafür, dass Ian Wilmut, einer der Wissenschaftler, die am Projekt "Dolly" mitarbeiteten, Versuche zum Klonen von Menschen zurzeit für "gefährlich und unverantwortlich" hält. Das Vereinigte Königreich wird sich den zwölf anderen Ländern und vier US-Bundesstaaten anschließen, die bisher als einzige Gesetze zum Verbot des Klonens von Menschen haben. Im Gegensatz dazu haben Senatoren aus zwei politischen Parteien in Belgien vor kurzem eine Gesetzesvorlage eingebracht, die in Belgien das Klonen von Menschen zu Forschungszwecken erlauben soll. Bisher gibt es in Belgien noch keine einschlägigen Gesetze.
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Vereinigtes Königreich