Wissenschaftler entscheiden über die Missionen des ESA-Earth Explorer
Am 30. Oktober werden Wissenschaftler aus ganz Europa in Granada, Spanien, zusammentreffen, um zu entscheiden, welche Erdbeobachtungsmissionen des Earth Explorer in die nächste Bewertungsphase der Europäischen Raumfahrtbehörde (ESA) kommen sollen. Die zweitägige Beurteilung durch eine Peer-Group findet im Rahmen des Living Planet-Programms der ESA statt, dessen Ziel es ist, die von Earth Explorer-Satelliten gesammelten Daten zur Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen der Erdatmosphäre, der Weltmeere und der Landflächen zu nutzen, damit der Planet als Gesamtsystem verstanden wird. Das letztendliche Ziel des Projekts ist die Nutzung der aus dem Weltraum gesammelten Daten für eine Feinabstimmung der Planetenmodelle der Erde und eine präzise Vorhersage der Folgen der Klimaänderung. Der Leiter der geowissenschaftlichen Abteilung der ESA Einar-Arne Herland erklärte: "Die Idee, die hinter dem Living Panet der ESA steckt, besteht darin, die Erde als integriertes System zu modellieren." Es gibt zwei Arten von Earth Explorer-Satelliten: "Kern-Explorer" - dies sind von der ESA geleitete Missionen für langfristig angelegte Forschungszwecke, und "Opportunity-Explorer", bei denen es sich um kleinere Projekte handelt, die nicht unbedingt von der ESA geleitet werden müssen. Beide Satellitenarten werden auf der Erfahrung der ESA beim Bau von Erdbeobachtungsraumschiffen, wie beispielsweise ERS-1 und Envisat, aufbauen, sie werden jedoch kostengünstiger und - mit einem Gewicht von jeweils unter zwei Tonnen - kleiner als die vorherigen Missionen sein. Bei ihrem Treffen in Granada werden die Experten drei der fünf derzeit in Betracht kommenden Earth Explorer-Missionen auswählen. Ihre Empfehlungen werden dann an den geowissenschaftlichen Beraterausschuss und das Gremium des Erdbeobachtungsprogramms der ESA weitergeleitet. Daran schließt sich eine ausführliche Machbarkeitsstudie an, aufgrund derer zwei der verbleidenden drei Satellitenmissionen für den Bau ausgewählt werden. Zur Bewertung stehen die folgenden fünf Kernmissionen an: - ACECHEM (atmospheric composition explorer for chemistry and climate interaction - Erforscher der atmosphärischen Zusammensetzung für die Wechselwirkung zwischen Chemie und Klima): Mithilfe von Spektrometern wird untersucht, wie durch den Menschen verursachte chemische Veränderungen in der Troposphäre und Stratosphäre möglicherweise eine Klimaänderung hervorrufen. - WALES (water vapour and lidar experiment in space - Wasserdampf- und Lidarexperiment im Weltraum): Ein Lidar ist ein lasergestütztes Gerät, das nach demselben Prinzip wie ein Radar funktioniert und das die atmosphärischen Wasserdampfkonzentrationen kartografiert. - EarthCARE (Earth clouds, aerosol and radiation explorer - Erforscher von Erdwolken, Aerosolen und Strahlung): Instrumente, wie Radar, Lidar, Bildgeber, Radiometer und Spektrometer, untersuchen die Wechselwirkung zwischen Wolken, Aerosolen und Strahlung, um deren Auswirkung auf das Erdklima besser verstehen zu können. - SPECTRA (surface processes and ecosystem changes through response analysis - Oberflächenprozesse und Veränderungen des Ökosystems durch Reaktionsanalyse): mit einem bildgebenden Hochleistungsspektrometer und einem Wärmebildgeber wird die Beziehung zwischen Vegetation und Klimaänderung anhand der Ökosysteme der Welt untersucht. - WATS (water vapour and temperature in the troposphere and stratosphere - Wasserdampf und Temperatur in Troposphäre und Stratosphäre): Mit einer Flotte kleiner Satelliten wird die troposphärische und stratosphärische Luftfeuchtigkeit und Temperatur gemessen, indem die Krümmung von GPS-Funksignalen untersucht wird, wenn diese Signale passiert werden.