ESA-Satellit soll wichtige Daten zur globalen Erwärmung liefern
Die Europäische Raumfahrtbehörde (ESA) hat einen Industrievertrag mit dem Raumfahrtunternehmen Astrium über den Bau des neuen europäischen Umwelt- und Klimabeobachtungssatelliten CryoSat geschlossen. Der Satellit CryoSat, dessen Start für April 2004 geplant ist, wird Klimaforscher mit bisher nicht verfügbaren Daten aus unbewohnten Polarregionen versorgen. Nach seinem Start in den Polarorbit wird der Satellit Veränderungen der Dicke von Polareisschollen und der Meereseisdecke in den Polarmeeren mit einer beispiellosen Genauigkeit messen. Der Vertrag, der vom ESA-Leiter der Erdbeobachtung José Achache unterzeichnet wurde und etwa 70 Millionen Euro wert ist, bezieht mehrere europäische Partner, darunter auch Alcatel Space Industries, mit ein. Cryosat soll wichtige Lücken in der heutigen Klimaforschung schließen, indem erstmals präzise Messungen des Polareises und seiner Entwicklungen möglich sein werden. Derzeit sagen Fachleute auf dem Gebiet der globalen Erwärmung einen Temperaturanstieg von 1,4 bis 5,8 Grad voraus. Das würde ein Tauen von Polareis und eine Gletscherschmelze bewirken, die den Meeresspiegel um bis zu einem Meter anheben könnten. Das Polareis spielt für die Entwicklung des globalen Klimas eine wichtige Rolle. Trotz der Tatsache, dass das Eis Tausende von Kilometern von den meisten bewohnten Gebieten entfernt ist, hat es aufgrund von drei wichtigen Faktoren eine entscheidende Bedeutung in Bezug auf die Klimaentwicklung. Zunächst reflektieren Schnee und Eis das Sonnenlicht sehr stark. Dieser Effekt wird bei abnehmender Eisdecke geringer und die Polarregion wärmt sich auf. Das kann bei zunehmender Eisschmelze zu einem sich selbst beschleunigenden Erwärmungsprozess führen. Die Meereseisdecke spielt ebenfalls eine wichtige Rolle für die Regelung der Erdtemperatur, denn diese "Decke" aus Eis verhindert, dass das Meer in der Nacht Wärme abgibt. Dieser Effekt wird bei einer Verringerung oder Verdünnung der Eisdecke reduziert. Darüber hinaus können große Mengen an geschmolzenem Eis die Meeresströme beeinflussen, indem große Mengen Süßwasser in das Meer gelangen und vorhandene Strömungsmuster unterbrechen. CryoSat, der die Erde in einem Polarorbit in 720 km Höhe umkreisen wird, wird die Eisoberfläche mit Hilfe eines Radars und zweier Antennen mit einer durchschnittlichen Genauigkeit von ein bis drei Zentimetern abtasten. Der Satellit ist die erste "Earth Explorer"-Mission des 1998 ins Leben gerufenen Living Planet-Programms der ESA. Dieses wissenschaftlich ausgerichtete Programm soll Daten über wichtige wissenschaftliche Themen liefern. Es umfasst eine Reihe von Hauptmissionen unter Einsatz von Erdbeobachtungssatelliten, sowie Gelegenheitsmissionen, bei denen ausgereiftere derzeit in der Industrie erhältliche Technologien zum Einsatz kommen.