Liikanen: Strategie zum elektronischen Handel spielt trotz Ende des "Dot-com"-Booms immer noch eine Schlüsselrolle
Nach Aussagen des für die Unternehmen zuständigen EU-Kommissionsmitglieds Erkki Liikanen müsse die eEurope-Strategie der Kommission nach wie vor eine entscheidende Rolle beim Aufbau einer wissensbasierten europäischen Gesellschaft spielen, auch wenn die "Dot-com"-Spekulationsblase mittlerweile geplatzt sei. In seiner Rede zum Thema "eEurope: Challenges and Opportunities" (eEurope: Herausforderungen und Chancen) auf einem europäisch-amerikanischen Wirtschaftsrat in Washington (USA) am 19. November ließ Liikanen verlauten, dass trotz der neuen Bedingungen die neue Wirtschaft und die auf dem Gipfel von Lissabon im März 2000 festgelegte eEurope-Strategie noch nicht "Geschichte" seien. Ihm zufolge sei die neue Wirtschaft ein neues Modell, dass die gesamte Wirtschaft betreffe, sodass, "während der große Rummel wahrscheinlich vorüber ist...diese Integration der alten und neuen Wirtschaft weitergeht", da sich eine zunehmende Zahl von Unternehmen unterschiedlicher Branchen weiterhin dem Internet zuwende. Er fuhr fort, dass in dem Maße, wie diese Integration zwischen der alten und neuen Wirtschaft Gestalt annehme, sie "die Umstellung auf eine vernetzte und wissensbasierte Wirtschaft" fördere, indem ein System geschaffen werde, "wo eine stetig steigende Anzahl von Privatpersonen und Unternehmen miteinander verbunden sind". Er verwies auf das anhaltende Wachstum der Internetnutzung in europäischen Privathaushalten und Zahlen, denen zufolge sich der Prozentsatz der regelmäßigen Nutzer einem EU-weiten Durchschnitt von 40 Prozent nähere. Liikanen wies allerdings mit besonderem Nachdruck auf die Wichtigkeit klarer langfristiger Ziele für die öffentliche Ordnung hin. "Die Anleger werden von den Aktienmärkten beeinflusst", sagte er, "aber die öffentliche Ordnung darf nicht mit den Aktienkursen schwanken." Es sei eine klare Regierungspolitik erforderlich, um mit der Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes fortzufahren, den elektronischen Handel zu beschleunigen, Probleme der Cybersicherheit anzugehen, qualitativ wertvolle Inhalte zu fördern und "die digitale Trennung zu überbrücken", indem sichergestellt werde, dass alle über die nötigen Fähigkeiten verfügen. Kommissionsmitglied Liikanen stellte auch von der Europäischen Union verabschiedete spezifische Maßnahmen zur Förderung des elektronischen Handels in Europa vor. Dazu gehören Maßnahmen wie die Initiative "Go Digital", die KMU bei der Nutzung der Möglichkeiten des elektronischen Handels unterstützt, sowie die Schaffung eines "dot-eu"-Domainnamens. Die Einführung des Euro in zwölf EU-Mitgliedstaaten werde bedeutende neue grenzüberschreitende Möglichkeiten für den elektronischen Handel schaffen, da "die durch den Euro geschaffene Preistransparenz in Verbindung mit dem Internet mit Sicherheit zu mehr Wettbewerb und wirtschaftlicher Dynamik führen wird", so Liikanen. Laut Kommissionsmitglied Liikanen blieben jedoch noch einige Bereiche, auf denen weitere Bemühungen erforderlich seien, um den europäischen elektronischen Handel zu fördern. Er erläuterte, dass "es dem Nutzer auf die Dienstleistungen ankommt, und der Reiz im Inhalt liegt", und dass die Schaffung einer einbeziehenden Informationsgesellschaft von vielfältigen, mehrsprachigen Inhalten abhänge, die den kulturellen Ansprüchen genügen. Liikanen zufolge könnten die Regierungen der EU durch die Digitalisierung öffentlicher Inhalte und die Bereitstellung qualitativ hochwertiger Online-Dienste eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der Inhalte übernehmen. Er betonte jedoch, dass es immer noch an einer echten Interaktivität, dem eigentlichen Wesen des Internet, fehle, und dass durch diese die Reform des öffentlichen Dienstes vorangetrieben werde, indem neue Standards für Reaktionsfähigkeit, Bürgerfreundlichkeit und die Qualität der Dienstleistungen aufgestellt würden. Liikanen fügte hinzu, dass es wichtig sei, dass alle über einen Zugang zum Internet und die zu dessen Nutzung erforderlichen Fähigkeiten verfügen. Frauen, ältere Menschen, Personen mit niedrigem Bildungsstand und Bewohner ländlicher Gebiete seien bei der Einführung des Internet immer noch benachteiligt. Während der Prozess der Verbesserung der Zugänglichkeit in der Schule beginnen müsse, sei aber auch Arbeit hinsichtlich der Förderung neuer Fähigkeiten bei bereits auf dem Arbeitsmarkt befindlichen Personen erforderlich, um diesen die Anpassung an den raschen Wandel der Technologien zu erleichtern.