Liikanen ruft Europa auf, bei der KMU-Reform "das Tempo beizubehalten"
Am 12. Februar stellte das für Unternehmen und die Informationsgesellschaft zuständige Kommissionsmitglied Erkki Liikanen eine neuen Bericht der Kommission über die Umsetzung der Europäischen Charta für Kleinunternehmen vor, die beim Europäischen Rat in Feira im Juni 2000 verabschiedet wurde. Der Bericht kommt zu der Schlussfolgerung, dass in wichtigen Bereichen, wie z.B. der Einschränkung der Bürokratie und der Verbesserung des Zugangs zum elektronischen Handel, Fortschritte erzielt wurden, es dabei jedoch innerhalb der EU große Leistungsunterschiede gibt. "Die Umsetzung der Charta ist wesentlich, um das Ziel von Lissabon - Europa bis 2010 zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt zu machen - zu erreichen", so Kommissar Erkki Liikanen. "Wir sind auf dem richtigen Weg, aber wir müssen auf das, was wir erreicht haben, aufbauen und uns auf Schlüsselbereiche konzentrieren, in denen wir uns weiter verbessern müssen", sagte er und betonte, dass Europa "das Tempo beibehalten" müsse, um die notwendige Reform durchzuziehen. Laut dem Bericht ist es nun in acht Mitgliedstaaten möglich, ein Einzelunternehmen mit ein bis zwei Angestellten innerhalb von zwei Tagen und für weniger als 100 Euro zu gründen. Liikanen meinte, es sei noch nie so leicht gewesen, ein Unternehmen zu gründen, und hob die Aufhebung nicht mehr zeitgemäßer Gesetze in Italien sowie die Anstrengungen Dänemarks, Italiens, Österreichs, Finnlands, Schwedens und des VK hervor, Alternativen zur Regulierung in Betracht zu ziehen, wie z.B. freiwillige Vereinbarungen. In dem Dokument werden auch insbesondere die Anstrengungen aller Mitgliedstaaten, Kleinunternehmen beim Zugang zu E-Commerce-Tools zu unterstützen, erwähnt. Die Nutzung des Internet durch Kleinstunternehmen (Unternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitern) hat sich seit 1999 fast verdoppelt. Liikanen lenkte die Aufmerksamkeit auf die Fortschritte Frankreichs, Irlands und Österreichs, wo es jetzt möglich ist, Steuer- und Sozialversicherungsangelegenheiten online zu erledigen. Liikanen unterstrich auch die Bemühungen, Unternehmergeist und bewusstsein in Europa zu fördern. Er erläuterte, dass Deutschland, Irland, Österreich, Schweden und das VK Projekte für weiterführende Schulen entwickelt haben, wie ein Unternehmen gegründet und geführt werden kann. Außerdem haben Portugal, Frankreich, Spanien und Irland Kampagnen zur Bewusstseinsbildung an Universitäten gestartet. Der Bericht betont auch die Notwendigkeit, mehr zu tun, damit eine bessere Vertretung der Interessen kleiner Unternehmen in der nationalen und EU-Politik gesichert werden kann. Liikanen erwähnte diesen Punkt und sagte: "Wir müssen kleinen Unternehmen zuhören." Er wies darauf hin, dass Deutschland einen hochrangigen Bundesvertreter für KMU (kleine und mittlere Unternehmen) ernannt hat, dass das VK in Brüssel ein Büro eröffnet hat, um die nationalen Interessen von KMU auf EU-Ebene zu vertreten, und dass im Dezember 2001 die Europäische Kommission die Ernennung eines "KMU-Beauftragten" angekündigt hat, um die Interessen kleiner Unternehmen innerhalb der Kommission zu vertreten.