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Inhalt archiviert am 2024-06-18
Electrified voices. Acoustic Communities in the Soviet Union, Germany and Great Britain at the beginning of electronic voice reproduction

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Der Vergleich zwischen Ost und West mittels Tonübertragungen und -aufzeichnungen

Ein besseres Verständnis zu der Frage, wie Radio und Sprache Kultur, Kommunikation mit den Massen und die Verbreitung von Propaganda formten, hilft, das historische Ost-West-Gefälle unter einem anderen Licht zu betrachten.

Sprachaufnahmen und Radioansprachen spielten eine wichtige Rolle für die Art, wie sich Gesellschaften und Gemeinschaften in Europa und in der Sowjetunion entwickelten. Von der Verbreitung des Radios oder der "Radiofizierung" bis hin zur Schaffung einer "akustischen Kultur": die Rolle, die die elektronische Sprachwiedergabe bei der Gestaltung von Gemeinschaften spielte, hat sich in der Sowjetunion ziemlich einzigartig entwickelt. Das EU-finanzierte Projekt ELECTRIFIED VOICES (Electrified voices. Acoustic communities in the Soviet Union, Germany and Great Britain at the beginning of electronic voice reproduction) analysierte frühen Tonaufzeichnungen und die öffentliche Debatte über Radio und Film, um dieses Phänomen zu verstehen. Es untersuchte und verglich drei Länder in dieser Hinsicht, nämlich Deutschland, Großbritannien und die Sowjetunion, um das Entstehen einer neuen Art von Mediengemeinschaft in der Sowjetunion zu dokumentieren. Dabei lag der Schwerpunkt auf dem Verständnis der Mediatisierung von religiösen, professionellen und geschlechtsspezifischen Gemeinschaften des Landes. Die Untersuchung der Dynamik zwischen Tonaufnahme und Gemeinschaft - vor allem die sozialen Auswirkungen - zeigte, wie die Kommunikation sich in der Sowjetunion sehr unterschiedlich von der im Westen entwickelte. Untersucht wurden die Stimme des allwissenden Erzählers, der beabsichtigte Ausschluss von Musik, Umgebungsgeräusche und die Rolle eines mobilen Kameramanns bei der Schaffung von Ideologien, sowohl im Osten als auch im Westen. Das Projekt untersuchte die Bildung von technoszientistischen Arten von Gemeinschaftlichkeit, vor allem in der sowjetischen Gesellschaft, wo die Wissenschaft berechtigt war, soziale Probleme zu lösen. Man stellte fest, dass die Klangerzeugung in der UdSSR unter staatlicher Kontrolle bis in die 1980er die Grenzen zwischen Unterhaltung, Propaganda und Gehirnwäsche verwischte. Ebenfalls untersucht wurde das Kommunikationskonzept der Bühnentonkunst, die ihren Ursprung im Theater hat, um traditionelle Arten von Gemeinschaftlichkeit auf der Grundlage gemeinsamer Geschichte, eines gemeinsamen kollektiven Gedächtnisses und gemeinsamer Identität aufzubauen. Die Untersuchung der Beziehung zwischen Klang und gemeinschaftlicher Klangrezeption ergab auch, dass sich die Verbreitung von Radio, Tonfilm und Telefontechnologien in Russland radikal von der in Europa unterscheidet. Die Forschung zeigte auch das Unbehagen, das russische Staatsoberhaupte zwischen 1930 und 1999 hinter dem Mikrofon hatten. Die Projektergebnisse bieten einen sehr interessanten Blickwinkel auf elektronische Stimmwiedergabe und Kommunikation, zusammen mit sozialen und politischen Auswirkungen, und helfen, die Ost-West-Kluft und ihre Symptome in den letzten Jahrzehnten zu erläutern. Forscher, Soziologen und Historiker, die im Bereich der Medienkultur arbeiten, werden sicherlich neue Erkenntnisse aus diesem Projekt gewinnen.

Schlüsselbegriffe

Radio, Ost-West-Gefälle, akustische Kultur, elektronische Stimmwiedergabe, kollektives Gedächtnis

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