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Islamic Law materialized: Arabic legal documents (8th to 15th century) (ILM)

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Vorneuzeitliches islamisches Rechtsarchiv jetzt im Internet

Historische islamische Rechtsarchive offenbaren, dass in der islamischen Welt des Mittelalters ein robustes und funktionsfähiges Rechtssystem existierte. Eine durchsuchbare Datenbank zu diesem Thema wurde nun auch anderen Forschern zur Onlinenutzung zur Verfügung gestellt.

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Die islamische Zivilisation erreichte im Mittelalter ihren Höhepunkt, wo sie mit Geistesleistungen auf vielen Gebieten, so der Medizin und Astronomie wie der Philosophie und den Rechtswissenschaften glänzte. Der letztgenannte Punkt bildete den Schwerpunkt des EU-finanzierten Projekts ILM (Islamic law materialized: Arabic legal documents (8th to 15th century) (ILM)), in dem historische Rechtsdokumente in arabischer Sprache analysiert wurden, um eine neue Sichtweise auf das Thema zu gewinnen. Das Projekt bezog sich bei seinen Untersuchungen sowohl auf veröffentlichtes als auch unveröffentlichtes Material aus dem 8. bis 15. Jahrhundert, um zu ermitteln, ob und wie die notarielle Praxis während dieser Zeit den Regeln des islamischen Rechts entsprach bzw. auf diese einging. ILM baute eine Datenbank auf, die nahezu 2 400 juristische Beurkundungen in Form von 1 659 Dokumenten mit 4 770 Bildern und mehr als 64 000 arabischen Textsequenzen sowie die Metadaten für jedes Dokument enthält. Die ILM-Datenbank ermöglicht themenübergreifende Abfragen zwecks eingehenderer Analyse und präsentiert ein umfassenderes Bild der vorneuzeitlichen islamischen Rechts. Zudem sind über die Hälfte der Dokumente bislang nicht veröffentlicht worden und wurden erst in jüngster Zeit aus Quellen in Andalusien, Ägypten und Palästina gewonnen. Die Dokumente offenbarten eine gemeinsam, überregionale islamischen Rechtstradition, welche die Praxis der Wahrung der Bürgerrechte lenkte. Sie gaben Aufschluss darüber, wie die Auffassungen der islamischen Rechtswissenschaft (Fiqh) die Beurkundungen beeinflussen und verdeutlichten neue Formen der gerichtlichen Praxis offen. Die Daten untermauern überdies feine Unterschiede und Besonderheiten der notariellen und gerichtlichen Dokumente. Insgesamt führte das Projekt eine andere Perspektive auf das Theorie-Praxis-Paradigma im vorneuzeitlichen islamischen Recht ein, das dessen Wirksamkeit in Legitimierungssverfahren und -praktiken darstellt. Die Forschung hat die vermeintliche Unvereinbarkeit von Fiqh-Kasuistik und Rechtspraxis widerlegt und eine tiefergehende, sinnvollere Realität hinter dem vorneuzeitlichen islamischen Recht ans Licht gebracht. Während die Forscher des ILM-Projekts ihre eigenen Beobachtungen veröffentlicht haben, können nun auch andere Wissenschaftler diese Dokumente online durchstöbern und eigene Forschung betreiben. Das Internetportal des Projekts ermöglicht es den Nutzern, mit Hilfe dieser Primärquellen für islamisches Recht und Rechtspraxis mehr über vorneuzeitliche muslimische Gesellschaften zu erfahren. Die Forschenden können die Dokumente nach Stadt oder Bibliothekeninventarnummer durchblättern sowie nach bestimmten arabischen Begriffen suchen. Die im Rahmen dieses Projekts durchgeführte Arbeit konnte den Wissensstand über ein historisches Rechtssystem und dessen Weisheit auf wirkungsvolle Weise anreichern.

Schlüsselbegriffe

islamisches Recht, Mittelalter, Rechtsdokumente, juristische Dokumente, Beurkundungen, Beglaubigungen, Fiqh, islamische Rechtswissenschaft, gerichtlich, Rechtspraxis

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