Liikanen verlangt intensivere Beschäftigung mit Online-Inhalten
Damit noch mehr Europäer online gehen, hat sich das für Unternehmen und die Informationsgesellschaft zuständige Kommissionsmitglied Erkki Liikanen dafür ausgesprochen, Inhalten, Diensten und Anwendungen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Auf einer Konferenz über die Informationsgesellschaft in Biel (Schweiz) am 2. Mai sagte Liikanen, da der neue Rechtsrahmen für die elektronische Kommunikation nun bereit sei und im Mai 2003 eingeführt werde, solle man sich nun mehr mit den Diensten statt mit der Infrastruktur beschäftigen. Die Verbreitung des Internet habe sich in den 18 Monaten seit der Verabschiedung des Aktionsplans eEurope 2002 zwar von zwei auf vier von zehn EU-Haushalten verdoppelt, Europa müsse jedoch "mehr tun", sagte Liikanen, und den Schwerpunkt der Politik von der Technik und den Regelungen auf die Nutzer verlagern. Entscheidend seien Inhalte, Dienste und Anwendungen, sagte Liikanen. "Internet-Nutzer suchen Inhalte, Dienste und Anwendungen, die Spaß machen und ihr Leben einfacher und besser gestalten. Solche Angebote müssen übersetzt und an die jeweilige Kultur angepasst werden, sodass sie den europäischen Kontext mit all seinen Kulturen und Sprachen widerspiegeln." Darüber hinaus müsste der Zugriff auf die Inhalte über das gesamte Spektrum der Endgeräte - Computer, Mobiltelefone und Fernsehgeräte - möglich sein, sagte er weiter. Das Programm "eContent" der Europäischen Kommission sei ein Schritt in die richtige Richtung, da es zur Entwicklung europäischer Multimedia- und mehrsprachiger Inhalte beitrage. Auch die Einzelstaaten könnten einen Beitrag leisten, indem sie Dienstleistungen für die Öffentlichkeit (elektronische Behördendienste) online anbieten. Liikanen zufolge sind elektronische Behördendienste inzwischen zwar ein vorrangiges Thema für alle Mitgliedstaaten, allerdings mangele es noch an "echter Interaktivität". Zur Steigerung der Effizienz müsse das Online-Angebot an Dienstleistungen für die Öffentlichkeit von einer Rationalisierung der Verwaltung und Investitionen in das Humankapital begleitet werden. Liikanen ging ferner auf verschiedene Prioritäten bei der Verwirklichung der vollständigen "digitalen Eingliederung" ein: Die Schulen spielten eine Schlüsselrolle bei der Ausbildung einer neuen Generation technologisch versierter Bürger, und die Technologie müsse Teil des Lernprozesses sein, so Liikanen. Die Technologie könne auch dazu dienen, allen Bürgern die Möglichkeit des lebensbegleitenden Lernens anzubieten und die gesellschaftliche Integration älterer, kranker und behinderter Menschen zu fördern. Um der Ausgrenzung der Menschen, die sich keinen Computer leisten können, zu begegnen, müsse der Internetzugang über allgemein verfügbare Endgeräte, z.B. Fernsehgeräte und Mobiltelefone, ausgeweitet werden.