Busquin: EU soll wieder exzellente Leistungen in der pharmazeutischen Forschung erbringen
Forschungskommissar Philippe Busquin hat Europa aufgefordert, wieder eine "Führungsposition" in der pharmazeutischen Forschung einzunehmen. "Ich möchte, dass Europa wieder eine Führungs- und Spitzenposition in der pharmazeutischen Forschung einnimmt", sagte Kommissionsmitglied Busquin anlässlich der Jahresversammlung der europäischen Pharmaindustrie (EFPIA) in Brügge (Belgien). Weiter fügte er hinzu: "Wir müssen unsere forschungsbasierten Industrien durch Stärkung von Wissenschaft und Technologie in Europa unterstützen. Europa muss mehr, besser und konsequenter investieren. Es muss unbürokratisch und unkonventionell vorgehen." Nach Angaben der Kommission war Europa im letzten Jahrzehnt auf dem Gebiet der pharmazeutischen Innovation zumeist führend, verliert aber seit 1997 an Boden gegenüber den USA, die seitdem sowohl in Bezug auf Forschung und Entwicklung (FuE) als auch Investition und Output (neue Arzneimittelkandidaten) führend sind. 1990 gab die europäische Pharmaindustrie 73 Prozent ihres FuE-Budgets in Europa aus, doch sank diese Zahl im Jahr 1999 auf nur 59 Prozent. Die Ausgaben der USA belaufen sich gegenwärtig auf 24 Milliarden Euro im Vergleich zu 17 Milliarden Euro in der EU. "Die EU war nicht schnell genug, als es darum ging, das Potenzial der Biotechnologie für die Entwicklung neuer Arzneimittel zu nutzen", sagte Busquin. "Doch ist Europa dabei, aufzuholen: in der EU entstehen jedes Jahr neue Biotech-Unternehmen. Professioneller Technologietransfer und Investitionen in gemeinsame Biotechnologie-Forschungsprogramme nehmen zu. Unser neues Forschungsprogramm [RP6] wird die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Pharmaindustrie fördern. Busquin wies jedoch darauf hin, dass EU-Mittel nur dann genügend Hebelwirkung zeigen werden, wenn die Pharmaunternehmen und die Mitgliedstaaten bei der Vernetzung der Forschungsanstrengungen auf EU-Ebene mitarbeiten. Das für Unternehmen und die Informationsgesellschaft zuständige Kommissionsmitglied, Erkki Liikanen, verwies auf ähnliche Probleme auf dem Gebiet der Biotechnologie, einem fruchtbaren Nährboden für die Entwicklung zahlreicher neuer Arzneimittel. Liikanen zufolge besitzen die USA hier einen "deutlichen Vorsprung" gegenüber der EU, was sich darin zeige, dass ihr Biotechnologie-Sektor doppelt so viele Mitarbeiter beschäftigt und den doppelten Umsatz erzielt. Ferner erklärte Liikanen, die im Januar dieses Jahres gebilligte Strategie der EU für den Bereich der Biotechnologie verweise auf mehrere Mängel im System der EU wie etwa Lücken im Schutz des geistigen Eigentums, die Finanzschwäche der Unternehmen, mangelnde Synergieeffekte zwischen der Biotechnologie und unterstützenden Sektoren sowie mangelndes Unternehmertum und mangelnde Risikobereitschaft in Europa. Der Aktionsplan der Biotechnologie-Strategie solle diese Probleme durch Maßnahmen wie die Einführung des EU-weiten Gemeinschaftspatents und die Fortsetzung der öffentlichen Diskussion über dieses Thema angehen.