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The 1429 Catalan Translation of Giovanni Boccaccio’s “Decameron:” Tracing the Making of a European Classic

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Das Dekameron - in der Übersetzung fast verlorengegangen

Untersucht man, auf welche Weise eines der wichtigsten literarischen Werke Europas in andere europäische Sprachen übersetzt wurde, so gelangt man zu bedeutenden Erkenntnissen darüber, wie sich eine der wichtigsten literarischen Formen unseres Kontinents weiterentwickelt hat.

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Das Dekameron, eine 100 Novellen umfassende Sammlung des italienischen Autors Giovanni Boccaccio, der im 14. Jahrhundert lebte, ist unangefochten eines der Meisterwerke der europäischen Literatur. Es wurde kurz nach dem Ausbruch der Pest - des Schwarzen Tods - von 1348 geschrieben und später aus dem Italienischen in andere europäische Sprachen übersetzt, woraus sich viele faszinierende Umsetzungen ergaben und die Novelle als literarische Form entstand. Das EU-finanzierte Projekt DECAMERONTRANSLATED (The 1429 Catalan Translation of Giovanni Boccaccio’s “Decameron:” Tracing the Making of a European Classic) untersuchte den literarischen Einfluss spätmittelalterlicher Übersetzungen, die während dieses Zeitraums angefertigt wurden. Man wollte die katalanische Übersetzung des zehnten und letzten Abschnitts des Dekamerons mittels Erstellung einer digitalen Leitausgabe analysieren, welche sie mit französischen, italienischen und lateinischen Übersetzungen vergleicht. Um diese Ziele zu erreichen, untersuchte das Projektteam die realen Merkmale des katalanischen Dekamerons wie beispielsweise Layout und Zeichensetzung. Man führte im Folgenden eine literarische und sprachliche Analyse der katalanischen Übersetzung durch, wobei Vergleiche mit Texten und Handschriften des italienischen Originals sowie mehreren französischen Versionen vorgenommen wurden. Die digitale Ausgabe offenbarte komplexe Zusammenhänge zwischen den katalanischen und italienischen, französisch und lateinischen Versionen, die von mehreren wissenschaftlichen Artikeln über das Thema gestützt wurden. Überdies begann man mit einer Monografie, die sich mit weiteren Fragen in Bezug auf Autorschaft, Genre und Übersetzung befasst. Interessanterweise offenbart die digitale Ausgabe, wie sich der katalanische Übersetzer des Dekamerons geschickt den durch das Original gestellten Aufgaben von der syntaktischen Komplexität bis hin zur narrativen Architektur widmet. Der Übersetzer integrierte Material aus dem italienischen Dekameron (das Boccaccio zu Beginn der 1350er beendete, aber bis zu seinem Tod 1375 weiter überarbeitete), wobei er das Material sowie narrative und sprachliche Besonderheiten des italienischen Originals auf gelungene Weise rezipierte. Die Nähe des Italienischen zum Katalanischen wirkte sich auf den Stil aus, wobei sich die katalanische Version viel weniger als die französischen Übersetzungen von der Quelle unterscheiden, welche für ein anderes Publikum bearbeitet waren. In den vom Projekt zu dem Thema veröffentlichten Artikeln diskutierte man das Nachleben des Dekamerons in der Übersetzung und auf welche Weise es zum Modell für die Veröffentlichung von Novellensammlungen wurde. Sie zeigten außerdem, wie die Übersetzung dabei half, die Erzählung als eine kanonische literarische Form in Katalonien zu etablieren, wobei sie zusätzlich die katalanische Dichtung beeinflusste. Generell erwiesen sich die Forschungsergebnisse als reichhaltiger als erwartet. Sie umfassten die Weiterentwicklung des kulturellen Geschmacks von Laien und die Erwartungen im Spätmittelalter. Wissenschaftler und Hochschulstudenten der Bereiche Literatur und Translation sowie Linguisten werden auf die informativen und aufschlussreichen Ergebnisse des Projekts zurückgreifen können.

Schlüsselbegriffe

Dekameron, katalanisch, DECAMERONTRANSLATED, Übersetzung, Novelle, linguistisch, sprachlich

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