Bewertung von Neurotoxizität für Kindern und im Labor
Neuere epidemiologische Studien haben gezeigt, dass die Exposition gegenüber niedrige Dosen von neurotoxischen Umweltchemikalien während der frühen Entwicklung des Gehirns schädliche Auswirkungen auf die kognitive Entwicklung in der Kindheit haben könnten. Es ist von größter Bedeutung, künftige Generationen durch regulatorische Maßnahmen gegen solche Chemikalien zu schützen. Mit Blick auf dieses Ziel untersuchte das EU-finanzierte Projekt DENAMIC (Developmental neurotoxicity assessment of mixtures in children) die neurotoxischen Wirkungen von Mischungen mit niedriger Konzentration an Bioziden und einer Reihe von verbreiteten Umweltschadstoffe auf Kinder und in experimentellen Studien. Ziel war es, verschiedene einzelne Chemikalien oder Gemische und Schadstoffe auf ihre neurotoxische Wirkung hin zu charakterisieren. Die Forscher entwickelten neuartige Werkzeuge, Testmethoden und Verfahren für ein Screening der Neurotoxizität von mehr als 30 Chemikalien. Eine wichtige Erkenntnis war, dass sich die entwickelten zelluläre Methoden für das Neurotoxizitäts-Screening als zuverlässig bei der Vorhersage von schädlichen In-vivo-Effekten erwiesen. In-vivo-Studien an Nagetieren zeigten, dass eine Exposition zu einem frühen Zeitpunkt im Leben zu anhaltenden Auswirkungen auf Verhalten, Kognition und Motorik führte. Die Forscher befassten sich auch mit dem Expostionszeitpunkt, dem kritischen Fenster während der neuronalen Entwicklung und den Auswirkungen auf die Anfälligkeit. Darüber hinaus beleuchteten sie die sich daran anschließenden molekularen Pfade, die für einige der beobachteten Verhaltens- und kognitiven Effekte verantwortlich sind. Interessanterweise entdeckten sie, dass die Exposition gegenüber einer Kombination von Chemikalien in ihren einzelnen, nicht toxischen Mengen zu einer Schädigung der Neuroentwicklung führen kann. Im epidemiologischen Teil des Projekts untersuchte das Konsortium pränatale und neonatale Exposition in bestehenden Kohorten und fand heraus, dass die europäische Bevölkerung niedrigen Konzentrationen von neurotoxischen Chemikalien ausgesetzt war. Ihre Analyse enthüllte verschiedene Assoziationen zwischen der Exposition mit neurotoxischen Chemikalien und der neuropsychologischen und Verhaltensentwicklung bei Kindern. Außerdem wurden Unterschiede bei den Expositionsniveaus in den verschiedenen Regionen der Europäischen Union festgestellt. Die epidemiologischen Daten von DENAMIC legen nahe, dass die bestehende Risikobewertung, die sich auf die Exposition gegenüber einzelnen Chemikalien stützt, das Risiko für den Menschen unterschätzt. Als Ergebnis sollten aktuelle Politiken überdacht werden, um die Auswirkungen der kombinierten Belastung durch Umweltchemikalien auf die Entwicklung von Kindern zu reduzieren.
Schlüsselbegriffe
Neurotoxizität, Chemie, kognitive Entwicklung, Biozid, DENAMIC, Verhalten, Kinder, Belastung