Zum komplexen metabolischen Profil von Diabetes
Die Inkretinhormone GLP-1 und GIP (glucagon-like peptide bzw. gastric inhibitory peptide) werden bei der Nahrungsaufnahme im Darm freigesetzt. Sie haben vor allem die Aufgabe, die bei Adipositas und Typ-2-Diabetes gestörte nährstoffinduzierte Insulinfreisetzung zu verstärken. Das Hormon Glucagon wiederum fungiert als Gegenspieler von Insulin und kann daher entscheidend an der Entstehung von Typ-2-Diabetes beteiligt sein. Das EU-finanzierte Projekt INSGEN (The incretin system: From genetic determinants to impact on early development of type 2 diabetes in the population) untersuchte, wie Störungen im Inkretinsystem des Darms zusammen mit genetischen und pathophysiologischen Faktoren die Entstehung von Typ-2-Diabetes fördern. Hierzu führte das Projekt Phäno- und Genotypanalysen an einer gut charakterisierten Kohorte (Addition-Pro) von Probanden in Schlüsselphasen zum erhöhten Diabetesrisiko durch. Die Forscher genotypisierten mehr als 500.000 genetische Marker und ermittelten GLP-1 und GIP-Werte im Blutplasma. Dann wurde in einem oralen Glukosetoleranztest der Effekt dieser genetischen Marker auf die Inkretin- und Glucagonkonzentration untersucht. Verglichen mit gesunden Personen war die GLP-1-Konzentration im Vorstadium von Diabetes oder bei Typ-2-Diabetes während des Glukosetests niedriger ( unabhängig von Alter und Fettleibigkeit), sodass die reduzierte Bildung von GLP-1 nach der Glukoseaufnahme durchaus ein Vorzeichen für Typ-2-Diabetes und Fettleibigkeit sein könnte. Zudem beobachtete man erhöhte Glucagonwerte im Nüchternzustand und eine verzögerte Glucagonunterdrückung, die mit der Insulinresistenz korreliert. Somit könnten die gleichbleibenden Glukosewerte bei einer Insulinresistenz nicht nur von einer Hyperinsulinämie, sondern auch der Fähigkeit zur Glucagonsuppression abhängen. Bei der Analyse von GIP lag ein Zusammenhang mit besserer LDL-Clearance, aber ungünstiger, von Insulin unabhängiger Fettverteilung nahe. Interessanterweise unterschied sich bei Männern und Frauen deutlich der Effekt von GIP auf die Adipositaswerte. Obwohl keine signifikanten Zusammenhänge zwischen bekannten Typ-2-Diabetes-Risikovarianten und GLP-1-, GIP- oder Glucagonwerten gefunden wurden, verdeutlichen die Ergebnisse von INSGEN die Komplexität des metabolischen Netzwerks bei dieser Erkrankung und können somit wirksamere Präventionsstrategien bei Diabetes fördern.
Schlüsselbegriffe
Typ-2-Diabetes, GLP-1, GIP, Glucagon, Glukosetest, Low Density Lipoprotein