Digitale Untersuchungsmethoden hinterfragen irische Theatergeschichte
Das Projekt LAPITH(öffnet in neuem Fenster) (Locating and performing Irish theatre histories) untersuchte historiografische Ansätze in Bezug auf Muster der Theaterentwicklung im Dublin des 20. Jahrhunderts sowie deren historisches Verständnis. Die Arbeit zielte auf den Aufbau einer integrierten methodischen Mischung aus Computermodellierung, virtuellen Welten, Performance-Filmschaffen und mündlich überlieferter Geschichte ab. Digitale Untersuchungen der Theaterarchitektur sollten dazu beitragen, die Erforschung der Geschichte des irischen Theaters im frühen 20. Jahrhundert zu diversifizieren. Die Untersuchungen im Rahmen des Projekts konzentrierten sich auf die architektonische und soziale Geschichte dreier Dubliner Theater: Abbey Theatre (1904-1951), Queen's Theatre (1951-1969) und Theatre Royal (1935-1962). Ziel war es, sich in die irische Theatergeschichte einzuschalten, und zwar zum einen kritisch, indem die Hegemonie des Abbey Theatre in Berichten über die Geschichte des irischen Theaters im frühen 20. Jahrhundert in Frage gestellt wird, historiografisch, indem die Theaterarchitektur in den Vordergrund gerückt wird, und methodisch durch eine innovative Kombination aus Archivforschung, digitaler Architekturmodellierung, Filmgestaltung und mündlich erfragter Geschichte. Die Anstrengungen ergaben wichtige neue archivalische Entdeckungen, etwa eine bisher unveröffentlichte fotografische Sammlung des alten Abbey Theatre, bisher unbekannte architektonische Pläne für das Queen's Theatre und architektonische Originalpläne für das Theatre Royal. Außerdem wurden Laurence Campbells Skulpturen für das Theatre Royal aufgefunden und dreidimensional erfasst. LAPITH erstellt detaillierte dreidimensionale Digitalmodelle der drei untersuchten Theater. In Zusammenarbeit mit einem irischen kleinen Unternehmen wird man diese Modelle in Echtzeit-Umgebungen zur Anzeige auf Computerbildschirmen oder in immersiven 3D-Headsets einbeziehen. Weitere Projekterfolge umfassen die Einbettung von Theorie und Praxis des virtuellen Kulturerbes in Masterprogramme am Trinity College Dublin, eine Forschungskooperation mit Dr. Luiz Fernando Ramos, Universität Saõ Paolo, sowie die aktive Teilnahme an der Schaffung des Virtual Heritage Network: Ireland(öffnet in neuem Fenster). LAPITH gelang die Einbindung methodischen Expertenwissens in den Einsatz von 3D-Modellierung und virtuellen Welten in der kunst- und geisteswissenschaftliche Forschung. Die Projektergebnisse bergen neue Ansätze für historische Studien und unterstützen die Erweiterung der Erforschung üblicher Berichte über irische Theatergeschichte sowie digitale wissenschaftliche Publikationen. Einladungen zu Redebeiträgen und Plenarvorträgen belegen das Interesse von Spezialisten dieses Fachgebiets wie auch von weitergefassten akademischen Zielgruppen an den neuen Methoden und Forschungsplänen.
Schlüsselbegriffe
digitale Studie, Irisches Theater, Theatergeschichte, LAPITH, historiografisch, virtuelles Erbe